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Kriminalität

Ein Typ in Hessen hat offenbar seine ganze Altersvorsorge in Drogen investiert

"Und nun ist alles weg", sagte er beim Prozess.
Foto: Polizei Mittelhessen

Für manche Leute grenzt alleine schon das morgendliche Aufstehen an Folter. Wenn du allerdings danach aufpassen musst, deine Hand nicht versehentlich auf einem Bogen LSD-Trips abzustützen, während du einem Eimer voller Amphetamine ausweichst, um dir dann statt einer Aspirin eine Ecstasy einzuwerfen, hast du richtige Probleme. So wie der Typ, der in Gießen gerade vor Gericht musste.

Ein 54-Jähriger aus der hessischen Kleinstadt Friedberg hatte seine ganze Wohnung mit Drogen vollgestopft. Bereits im Juni klopfte die Polizei mit einem Durchsuchungsbefehl an seine Tür. Die Beamten fanden laut Polizeibericht neben 11.000 Euro in bar drei Kilo Haschisch, über drei Kilo Amphetamin, etwa 2.500 Ecstasy-Tabletten und 140 LSD-Trips. Auf der Straße hätte er damit laut Polizei 70.000 Euro Umsatz machen können. Stattdessen muss er sich seit Mittwoch vor dem Landgericht Gießen wegen gewerbsmäßigen Drogenhandels verantworten.

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Schon am ersten Prozesstag lieferte der Angeklagte laut Wetterauer Zeitung eine faszinierende Erklärung für seine mutmaßliche Tat. Es sei ärgerlich, dass er seine Alterssicherung für den Kauf der Drogen eingesetzt habe: "Und nun ist alles weg", sagte er. Mit dem Verkauf des ganzen Zeugs wollte er offenbar seine Rente aufstocken.

Es kann sogar sein, dass dem Mann die Existenz von Bausparverträgen oder der Riesterrente bekannt war – schließlich ist er kein Millennial. Er schien aber einfach nicht die wirtschaftlichen Mittel dafür gehabt zu haben. Wie er im Prozess sagte, habe er die Schule frühzeitig abgebrochen, weil die Lehrer und er sich nicht mehr ausstehen konnten. 2003 musste er für sieben Jahre ins Gefängnis. Nachdem er zwei Drittel seiner Strafe verbüßt hatte, wurde er entlassen. Auf dem Arbeitsmarkt hatte es der Mann danach aber schwer und verdiente sein Geld mit Gelegenheitsjobs. Inzwischen lebt er von Hartz IV. Woher er das Geld für sein Drogeninvestment hatte, wissen wir leider nicht.

Laut dem Zeitungsbericht hatte ein Polizist im Prozess ausgesagt, dass die Drogen über die ganze Wohnung verteilt gewesen seien. Manche versteckt, in einer Fotorolle, im Kühlschrank oder in einem Ringordner. Andere lagen einfach so rum. An viele Stellen habe sich der Angeklagte selbst nur schwer erinnern können. Aber nicht überall lagen Drogen, denn schließlich brauchte der Mann auch noch Platz für seine Waffen. Der 54-Jährige bezeichnete sich selbst als leidenschaftlichen Messersammler, hatte auch einige Dekowaffen, verstieß damit aber wohl nicht gegen das Waffengesetz.

Die Polizei hatte den Mann nach einem Hinweis observiert und seinen mutmaßlichen Rentenplan schließlich durchkreuzt. Der vorsitzende Richter wertete einige seiner Aussagen bereits als Geständnis. Ob sich der Angeklagte demnächst in staatliche Vollpension begeben wird, könnte sich am zweiten Verhandlungstag am Freitag entscheiden.

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