Kim Ortiz, eine Copwatcherin, beobachtet Polizisten bei der Interaktion mit Obdachlosen, die in East Harlem, New York, vor einem Supermarkt sitzen. Fotos von Tess Owen
Nur zwei Blocks vom Schauplatz dieses Vorfalls in East Harlem war Alvins Stiefvater diesen August selbst auf einem Kontrollgang zur Polizeiüberwachung unterwegs. Schwarz gekleidet und mit einem Camcorder in der Hand ging LaSalle direkt auf einen Streifenwagen zu. Er lächelte die Beamten an, wobei er einen Goldzahn zeigte. Sie sahen auf und erfassten die selbst gemachte Dienstmarke an LaSalles Hemd. „Copwatch Patrol Unit (CPU). Silence is consent", stand darauf. „Guten Abend, Officers", sagte LaSalle. „Sie sind zu weit über die Markierung gefahren."Er hatte recht. Sie standen etwas über der weißen Linie, die wartende Autos von der geschäftigen Kreuzung trennte. Doch die Cops sahen ihn nur verwirrt an und fuhren davon, als die Ampel umschaltete.„Das dürfen die nicht", sagte LaSalle. „Und sie wissen es auch." Er notierte etwas in einem kleinen Spiralblock. Darin befanden sich Seite um Seite polizeiliche Regelbrüche, große wie kleine, die LaSalle persönlich beobachtet, gefilmt und zu den Akten gelegt hatte.LaSalle ist nicht allein, sondern Mitglied einer großen Bewegung. Im Laufe des letzten Jahres, in dem Polizeigewalt in Ferguson, New York und Baltimore Schlagzeilen gemacht hat, haben sich in den gesamten USA Bürger zu kleinen Gruppen zusammengeschlossen, sich Uniformen gefertigt, sich mit Kameras bewaffnet und begonnen, durch die Straßen zu patrouillieren, um polizeiliches Fehlverhalten zu dokumentieren. Diese weit verbreitete und unhierarchisch organisierte Bewegung ist ein Ergebnis des geringen Vertrauens der Bevölkerung in die Polizei, das einen Tiefpunkt erreicht hat. Sie nennen sich Copwatch.
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Jose LaSalle dokumentiert große wie kleine polizeiliche Regelverstöße.
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Von der Copwatch-Präsenz ermutigte Jugendliche ärgern Zivilpolizisten.
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LaSalle verweist auf diese Logik in seiner Überwachung der Polizei. Ein kleiner Regelverstoß—wie inkorrektes Vorzeigen von Dienstmarke und Ausweis—können zu gefährlichen Präzedenzfällen für zukünftige Verstöße werden, die zudem vermutlich extremer ausfallen, wenn es keine Zeugen gibt. „Wir wollen wie Fliegen sein, die sie umschwirren", sagte er. „Sie nutzen ‚Broken Windows' gegen uns, aber wir drehen den Spieß um."Und das haben die Behörden gemerkt. Eine Investigation von The Intercept zeigte vor Kurzem, wie weit die Überwachung der „Black Lives Matter"-Bewegung seitens der Anti-Terror-Einheit des NYPD geht. Im Visier der verdeckten Ermittler war auch LaSalle: Seine Anwesenheit bei Demonstrationen war beobachtet und sein Foto innerhalb der Einheit verteilt worden.Wir wollen wie Fliegen sein, die sie umschwirren.
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Cari Thotlife hält auf seinem Fahrrad an, um zivilgekleidete Polizeibeamte zu notieren.