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Dass es so loyal zugeht wie in meinem Club, ist aber alles andere als normal. Vorher arbeitete ich in einem Edelstripclub in München mit lauter rumänischen Silikon-Diven. Freundschaften existierten dort nicht. Die Tänzerinnen hatten echt was drauf in Sachen psychologischer Kriegsführung: Kichern und Lästern, wenn eine Feindin auf der Bühne war, Make-up im Klo runterspülen, Unterwäsche zerschneiden, Lügen verbreiten, um Mädchen vor reichen Kunden schlecht zu machen ("Everybody knows that Cherry is suffering from genital herpes!").Manchmal kochten die Aggressionen hoch: Diebstahl, rausgerissene Piercings und Extensions—alles schon gesehen. Ich war gleich von Anfang an untendurch. (Grund: deutscher Pass und keine Schönheits-OP). Ich weiß, dass diese Stutenbissigkeit von Ressourcenkämpfen kam. Viele der wunderschönen Rumäninnen mussten mit ihrem Verdienst noch ihre Kinder und einen Ehemann durchbringen und hatten keinen Plan B. Existenzängste, wenig Schlaf, wenig Tageslicht—verständlich, dass die Frauen gereizt sind. Ich war im Vergleich dazu ein reiches Mädchen und hatte den simplen Vorteil, deutsch zu sprechen, was bei den Kunden natürlich gut ankam.Glücklicherweise habe ich mittlerweile in Berlin meine Stripper-Clique gefunden. Das ist wichtig für die geistige Gesundheit, denn unsere "anderen" Freunde wissen nichts oder nicht viel über unser Leben nach Sonnenuntergang. Ich kann meiner Kindheitsfreundin kaum erzählen, dass ein Mann einmal von mir wollte, dass ich seine Tochter spiele. Oder dass mich ein Kunde komplett bekokst in den Whirlpool getunkt hatte und so lange unters Wasser drückte, bis ich dachte, ich ertrinke. Mit solchen Geschichten kommen nur andere Stripperinnen zurecht. Bei Sky, Angel und Ivy weiß ich, sie verstehen mich. Sie sind meine Verbündeten im Rotlicht—und meine Freunde bei Tageslicht.Broadly: Mit String und Hidschad—Nadia Ali strippt für die Rechte muslimischer Frauen