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Für 29 Euro am Tag vermietet dir dieser Berliner ein Polizeiauto

Maximilian Kraft will allerdings nicht, dass du damit eine Spritztour machst. Verbrecher bekämpfen kannst du damit aber trotzdem.
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben: Grey Hutton

Keine Lust auf unangemeldeten Besuch? Vor allem nicht schon wieder von diesen zwielichtigen Kumpels aus dem U-Bahn-Schacht? Dann besorg dir doch einfach ein Polizeiauto für deinen Vorgarten und die miese Energie verzieht sich von selbst. Maximilian Kraft ist der Mann für solche Anfragen, er vermietet mit seinem Unternehmen Polizeiautos für Filmdrehs und wurde ganz plötzlich von einer ganz neuen Geschäftsidee überrollt.

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Einer seiner Mitarbeiter fuhr eines Tages nach einem späten Filmdreh mit dem ausgeliehenen Streifenwagen nach Hause und ließ ihn über Nacht in der Einfahrt stehen. Nur ein abgeklärter Misanthrop wird da nicht neugierig. Und so stand am nächsten Tag sogleich der Nachbar vor der Tür und erkundigte sich, ob er das Auto vielleicht einmal ausleihen könnte: Es wäre nämlich die perfekte Abschreckung für Diebe, wenn gerade keiner zu Hause ist. Ein paar strategische Überlegungen später bot Maximilian Kraft nicht nur seinem wachsamen Nachbarn an, den Wagen in den Hof zu stellen, sondern jedem, dem es die 29 Euro am Tag wert sind.

Dieser Wagen könnte auch in deiner Einfahrt stehen: Maximilian Kraft mit Geschäftsmodell | Foto mit freundlicher Genehmigung von Maximilian Kraft

Allerdings handelt es sich bei den Streifenwagen immer noch um Filmattrappen, die nicht als Polizeiwagen angemeldet sind—und damit darf nicht jeder beliebige Bürger durch die Gegend fahren. Weil verboten. Doch jedes Problem ist nur so groß wie seine Lösung fern. Und Maximilian Kraft hat nicht nur nebenbei noch eine Tuning-Werkstatt, sondern auch Ideen. "Die Blaulichter sind magnetisch befestigt, die nehmen wir ab, wenn wir zum Kunden fahren", so der Geschäftsmann zu VICE. "Die Polizeischriftzüge sind ebenfalls abnehmbar und so handelt es sich bei der Lieferung lediglich um ein silbernes Auto mit blauen Streifen. Und das ist ja nicht verboten."

Er hat Polizeiaufkleber

Da bestätigt sich auch wieder einmal die alte chinesische Weisheit: "Wenn die Idee überzeugt, genügt auch eine schlicht gestaltete Website". Polizeiauto-mieten.de hält sich optisch zurück und präsentiert lediglich zwei Fotos von Streifenwagen. Dazu kommen ein paar stichhaltige Gründe für deren abschreckende Wirkung und in fetten Buchstaben die bestechende Lösung für alle Sicherheitsprobleme: "Ein Polizeiauto auf Ihrem Grundstück!"

"Der Pressesprecher der Polizei war nicht so begeistert, aber was soll er sagen", so Kraft. "Es ist ja auch Aufgabe der Polizei, dass sich die Leute sicher fühlen." Und so füllt der 29-Jährige selbstbewusst eine Geschäftslücke, die jeder Überwachungskamera den Rang ablaufen soll. Wer länger weg ist, bekommt übrigens Wochenrabatt und die Möglichkeit einer kostenlosen Umstellung des Autos. Denn befindet sich der Wagen einen Tag vorwärts und am nächsten rückwärts in der Einfahrt, denkt der potentielle Einbrecher vielleicht noch einmal darüber nach, doch das Nachbarhaus für seinen Raubzug auszuwählen. Das Auto wird auf Anfrage übrigens auch gewechselt und so tauschen die findigen Vermieter beispielsweise ein VW Passat gegen einen Touran aus.

Anfragen haben die Autoverleiher genügend. "In der dunkleren Jahreszeit wird es mehr und zu Urlaubszeiten bestellen die Kunden stoßweise einen Polizeiwagen. Manchmal ist es nur ein Anruf pro Woche, dann sind es wieder sieben bis acht. Wir machen das jetzt seit einem halben Jahr und ein Wagen ist auf jeden Fall immer unterwegs." Auch Krankenwagen hat Kraft in seinem Fuhrpark, diese hat er jedoch noch nicht verliehen. Aber vielleicht ließe sich auch ein Fahrzeug mit der Aufschrift Objektschutz vermieten, überlegt er. Dennoch bleibt das Angebot wohl bei den Polizeiwagen, denn "bei der Polizei ist der Abschreckungseffekt deutlich höher. Das sagt jedem was, egal welche Sprache er spricht oder aus welchem Land er kommt".

Ob das Manöver wirklich etwas bringt, lässt sich natürlich schwer nachweisen. Doch "die Kunden fühlen sich auf gewisse Weise sicherer", so Kraft.