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Reisen

Die DIY Botschaft - Teil 3

Nach einem Monat im Kosovo hat die Inoffizielle Botschaft geschlossen und ist nach Hause gezogen. Das Geld war weg und die ganze Sache vorbei. Die Botschafter sagten mit feuchten Augen und bebenden Lippen Ciao zum neusten Land der Welt.

Wir haben genug Lacher für den Rest unseres Lebens gesammelt, aber wir haben auch ein paar echt wertvolle Lektionen über Diplomatie gelernt die wir mit denen von euch teilen wollen, die keine eigene Botschaft besitzen.

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Sei cool

Eine Botschaft in einem anderen Land ist eigentlich nicht anders als die Bilder vom Ex deiner Freundin in ihrem Schlafzimmer. Es sind Symbole für Bindung und Einfluss. Kleine sexy Erinnerungen aus der Vergangenheit. Das könnte auch eine Erklärung für die Befestigungen und die Paranoia sein. Die Amis hatten automatische Spotlights entlang ihrer Mauern. Die waren so hell wie Stadionscheinwerfer und wenn ein Botschafter vielleicht auf dem Heimweg ein bisschen beschwipst ist, könnte er die Lichter mit einem UFO verwechseln. Die Briten, unsere Nachbarn, hatten Poller an beiden Enden der Straße, die besonders nervig waren wenn man Pizza bestellt hat und jedesmal die halbe Straße runter laufen musste um sie einzusammeln. Wie jeder, der schon mal die zweite Geige irgendwo spielen musste, dir sagen kann,  ist ein verbitterter Ex ist in etwa so cool wie mit deiner Mutter Tampons zu kaufen. Wenn du aber der „Ich bin glücklich, wenn sie glücklich ist“- Typ bist, hast du es auf die höhere moralische Ebene geschafft und alle werden dich lieben. Als wir Botschafter waren, war das einzige Kalte an unserer Begrüßung das Eis in unseren Guinness Martinis.

Geh feiern

Es ist ja eigentlich klar, dass Botschafter immer freundlich sein und keine Einladung abschlagen sollten. Einladungen bieten die wertvolle Gelegenheiten zum Networken, und um an Drogen und Mädchen ran zu kommen. Wenn du das Ganze also Vollzeit machen willst, müsstest du dir auf jeden Fall deine Partys genau aussuchen, oder du würdest es nicht mal durch eine Legislaturperiode schaffen. Das ist ein Bild von uns auf einer der vielen Partys zu denen wir gegangen sind. Der große Typ, der zwischen uns steht ist Ramush Haradinaj. Er ist der Führer der Allianz für die Zukunft des Kosovos und war mal der Premierminister. Auf dem Bild hält er einen Hurley Schläger in der Hand, der Nationalsport Irlands. Wir haben die verteilt, anstatt von Visitenkarten. Jedenfalls sagt Ramush zu uns, „Wisst ihr, was ich damit machen werde? Ich werde jemandem damit auf den Kopf schlagen.“ Wir haben nicht gelacht. Er war mal in der UCK und er macht Liegestützen während Verhandlungen um Leute einzuschüchtern.

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Verteile was du hast

Ich weiß ziemlich wenig über Luxemburg. Ich glaube sie haben vor kurzem eine verwässerte Ein-Kind-Politik eingeführt, weil es langsam eng wird, da drüben. Wenn ich sie beschreiben müsste, würde ich sagen, sie sind die Euro Glücksbox. Der luxemburgische Botschafter lebte drei Häuser neben uns in einem stark befestigten Häuschen. Die Vorhänge waren immer zugezogen, die Türen immer geschlossen. Alles hätte da drin passieren können. Und genau das ist es. Wenn du nicht Anschauungsunterrichtsmäßig alles öfters mal zeigst und den Leuten davon erzählst, wird man annehmen du hättest etwas zu verbergen. Botschaften sollten so geführt werden wie Backpacker Hostels, in denen gelangweilte Kids bis drei Uhr morgens rumsitzen und Wein aus Tetrapacks trinken und Mau Mau um uneinlösbare Reiseschecks spielen. Man sollte ihnen erlauben ihre Strandtücher am Flaggenmast zu trocknen und auf Kosten des Botschafters zuhause anzurufen. Nach dem Frühstück haben wir nichts lieber gemacht als durch die Seitenflügel zu laufen und rauszufinden wie viele neue Gäste wir in der vorherigen Nacht gesammelt haben. Ich will nicht angeben, aber wenn wir in neun Monaten gebeten werden Patenonkel eines Kindes mit dem Namen "Botschaft" zu werden, wäre ich nicht überrascht.

Sei ein Clown

Albanisch ist eine extrem schwierige Sprache. Es gibt alle möglichen Striche, Punkte und kleine Dinger, die über oder neben deinem alltäglichen Alphabet stehen und es für einen Fremden praktisch unmöglich machen die Sprache zu lernen. Dazu kommen dann noch Dialekte und Akzente und eine Bevölkerung die relativ fließend Englisch spricht. Am ersten Tag haben wir gelernt wie man „Hallo“ und „Danke“ sagt und für die nächsten fünf Wochen war das so in etwa alles, was aus unserem Mund gekommen ist. Wir haben die Worte wie Vogelgezwitscher wiederholt. Die Albaner dachten wir wären etwas zurückgeblieben, wie Dorftrottel aus einem anderen Land. Wir waren leichte Unterhaltung und das bringt uns zum Kern guter Diplomatie. Erlaub dem Rest der Welt dich auszulachen. Es ist ziemlich mutig das zu tun, aber es klappt. Die beste Art ein negatives Klischee anzugreifen ist es bis zu dem Punkt zu übertreiben an dem es unrealistisch wird. Und dann irgendwann hörst du das Geräusch von einem kleinen Riss, der das Ganze in hundert kleine Stücke zerspringen lassen wird. Gute Diplomatie ist, wenn du ein Klischee zu deinem Vorteil drehen kannst. Deshalb haben wir nie einen Drink abgelehnt, wir sind rot geworden, wenn ein Mädchen an uns vorbei gelaufen ist und haben auf der Straße Jigs getanzt, sobald wir auch nur ein Fetzen Musik gehört haben. Der Kosovo wird nur von 65 Staaten auf der gesamten Welt anerkannt. Solltet ihr also aus einem der 130 Orte stammen, die denken, der Kosovo wäre einfach nur ausgedacht, dann solltet ihr vielleicht einen kleinen Besuch einplanen, um nachzusehen, ob er wirklich exisitert.

DIY BOTSCHAFT - TEIL 1

DIY BOTSCHAFT - TEIL 2