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Das Leben kann immer, immer noch schräger werden. Umarme es.

Es können dir schon schräge Sachen passieren—ein Wirbelsturm fegt dein Haus weg, ein Rastamann entführt dich und dein Reitlehrer ist ein Pädophiler. Und ich habe Epilepsie. Wache niemals auf und erwarte einen gewöhnlichen Tag—das Leben kann immer...

In meinen 25 Erdenjahren habe ich eine Menge gelernt. Meine Juristen-Eltern zogen von St. Louis in ein eidechsenverseuchtes Haus auf einer karibischen Insel. Ich war damals erst ein Säugling, aber meine neue Umgebung war anders als die, die ich zurückgelassen hatte. Jedes Mal, wenn wir Lebensmittel brauchten, mussten wir ein kleines Boot nehmen, um sie von der Nachbarinsel zu holen.

Ob mein Umzug in die Tropen der Vorbote für ein Leben voller Kuriositäten war, blieb zunächst unklar. Aber erste Anzeichen gab es früh. 1995 zerstörte Hurricane Marilyn unser Zuhause und begrub meine Familie unter den Trümmern. Die Nachbarn mussten uns freischaufeln. Wir lebten eine Woche ohne ein Dach über dem Kopf und verließen uns auf die Gefälligkeiten der Menschen, die noch irgendeine Art von Behausung hatten.

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Die Leute plünderten und trugen auf einmal Pelzmäntel, die für den Verkauf an die Touristen gedacht waren, weil ihre Kleider weggeblasen worden waren.

Als ich drei Jahre alt war, packte mich ein Rastamann und warf mich über seine Schulter. Während er mit mir hysterisch lachend davonrannte, versuchte meine im achten Monat schwangere Mutter, mit ihren Einkäufen im Gepäck uns nachzujagen und mich zu retten. Sie fanden mich später in einer kleinen Seitenstraße—zum Glück ohne Anzeichen von Schäden.

Mich als Patientin zu haben, bedeutet für meinen Psychiater sicher, dass er sich am liebsten selbst Anti-Angst-Pillen verschreiben würde. Wenn ich ihn anrufe, sage ich nie Sachen wie: „Mein Freund hat mit mir Schluss gemacht, heul, heul …" Es geht eher um Themen wie: „Hey, erinnern Sie sich an diesen obdachlosen Kerl von denen ich ihnen erzählt habe? Der von Youtube? Schauen Sie sich die Nachrichten an. Er soll jemanden zu Tode geschlagen haben und ist jetzt auf der Flucht."

In unserem letzten Gespräch fragte ich ihn darüber aus, warum ich gelegentlich und völlig zufällig für fünf bis zehn Sekunden erblinde. Er sagte: „Ja. Das ist nicht normal. Bitte suchen Sie einen Neurologen auf." Also tat ich das.

Diesen Samstag habe ich mir im Internet einen Termin bei einem Neurologen geholt. Sein Büro war in einer eher zwielichtigen Gegend von New York (wo ich jetzt wohne), aber davon ließ ich mich nicht entmutigen. Denn wenn du an einem Ort aufwächst, wo du zu den 10 Prozent der weißen Bevölkerung gehörst, fühlst du dich unter Menschen mit anderem ethnischen Hintergrund viel wohler als irgendwo, wo nur Weiße sind.

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Ich kam also da an, und nach der Anamnese (Wissen Sie, ich bin entweder völlig verrückt und bilde mir diese Blindheitsattacken ein oder ich habe einen Gehirntumor) ließ mich der Arzt mit einem Techniker zurück, der ein EEG an mir durchführte.

Wenn du noch nie ein EEG hattest: Man gurtet dich fest, schmiert deinen Kopf mit irgendeinem klebrigen Zeug voll und stecken ihn in einen Elektrodenhelm. Mir wurde gesagt, dass es 60 Minuten dauern würde und ich meine Augen schließen solle.

Vor möglichen Beschwerden wurde ich nicht gewarnt. Der Teil mit den geschlossenen Augen war entspannt. Ich bin sehr gut im meditativen Atmen und lag einfach da und machte einen auf Zen-Meister.

Dann kam der Techniker zurück, sagte mir, ich solle meine Augen öffnen, und ging wieder weg. Es war immer noch alles gut, aber ich schlief fast ein. Dann kam er zurück, sagte mir, ich solle meine Augen wieder schließen und schaltete direkt vor meinem Gesicht ein Stroboskoplicht ein. Das war der Punkt, an dem der Scheiß ziemlich schräg wurde—viel schräger als beim letzten Mal, als mein Gehirn von einem Arzt untersucht wurde, vor ungefähr einem Jahrzehnt.

Als ich 14 war gewann ich ein Reitturnier auf St. Martin. Das machte mich in meiner Altersklasse zum offiziellen Springreit-Champion der Karibik. Nach der Preisverleihung hatten mich einige Mädchen, die nicht gewonnen hatten, in einem Dixie-Klo eingesperrt. Ich liebte das Reiten, aber nachdem wir herausgefunden hatten, dass mein Reitlehrer ein Pädophiler und möglicherweise auch ein Sodomist war—er lebte im Stall, bei den Pferden—musste ich damit aufhören.

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Da ich ziemlich gut im Reiten war, hatte er mich dieses wilde Pferd namens Jazz reiten lassen, um es zu zähmen. Das ging schief. Jazz schmiss mich ab, bäumte sich auf, und ich bekam ihre schweren Hufe gegen den Kopf. Zum Glück trug ich einen Helm, aber der Aufprall war so hart, dass ich das Bewusstsein verlor. Ich musste in die Notaufnahme gebracht werden. Das war ziemlich schlimm für mich.

Mein Arzt hat mir gesagt, dass ich nichts von den Tests merken würde. Ich fühlte aber eine Menge. Ich fühlte so viel, dass ich selbst viele Tage später noch damit zu kämpfen hatte, eine sinnvolle E-Mail zu verfassen. Ich musste jeden Satz mehrere Male kontrollieren und überarbeiten, um sicher zu gehen, dass er Sinn machte.

Das Stroboskoplicht, das der Techniker über mir platziert hatte, löste eine Reihe von milden Krampfanfällen aus. Mein Körper zuckte und krümmte sich. Mein Gehirn machte alle paar Minuten „zap, zap!". Ich fühlte mich nicht gut dabei.

Und eigentlich kann ich mit Schmerz umgehen. Ich saß neulich beim Tätowierer und ließ eine dreistündige Session über mich ergehen, ohne einmal zu stöhnen oder eine Pause zu fordern. Ich bekomme meine Vagina gewachst und hatte Analsex—obwohl ich ziemlich enge Sexlöcher habe.

Aber die vielleicht merkwürdigste Erfahrung war die, dass ich, immer wenn ich meine Augen schloss, Visionen von dem Gitarrist Trey Anastasio hatte. Ich habe nie Phish gehört oder nur über sie nachgedacht. Deswegen weiß ich auch nicht, was er da mit mir in diesem Raum tat, als mein Gehirn durchdrehte.

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Verpiss dich, Trey; ich will Bowie an meiner Seite, wenn ich in Zukunft noch mal eine Elektrodenhelm-Erfahrung durchlebe. Ich schrie dreimal vor Schmerzen, aber niemand kam, um nach mir zu sehen. Ich hätte ein bisschen David Bowie gebrauchen können, der meine Hand hält und mir durch diese schräge Situation hilft. Bowie kennt sich mit schrägen Situationen aus.

Nach dem EEG war mein Kopf immer noch mit EEG-Wichse bedeckt. Ich stampfte ins Wartezimmer und wollte den Arzt sehen, aber er war bereits gegangen, und mit ihm auch der Techniker. Nur die Empfangsdamen waren noch da. Ich wanderte draußen herum, versuchte gerade zu gehen um nach Hause zu kommen, aber mein Gehirn fühlte sich an wie Brei.

Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, wo ich auf eine Parkbank gefallen war. Aber glücklicherweise holte mich mein Freund mit dem Auto und brachte mich nach Hause. Ich war wütend, verwirrt und desorientiert und hatte noch Elektrodenmarkierungen auf der Stirn.

Nach vielen Anrufen hatte ich endlich ein paar Antworten. Mir wurde gesagt ich hätte eine milde Form von Epilepsie, was die Blindheitsanfälle erklären sollte. Und durch das Stroboskoplicht des EEGs soll ein Anfall ausgelöst worden sein. Wenn diese neue Diagnose bestätigt wird, könnte es bedeuten, dass die Ärzte in der Vergangenheit falsche Diagnosen gestellt haben. Und all das, was Panikattacken sein sollten, (Orientierungslosigkeit, Taubheitsgefühl in den Gliedmaßen, Verwirrung etc.) könnten kleine Anfälle gewesen sein, um es mal so unwissenschaftlich wie nur möglich zusammenzufassen.

Wache niemals auf und erwarte einen gewöhnlichen Tag—das Leben kann immer, immer noch schräger werden. Umarme es.

Nachdem das Gehirn-Zappen vorbei war und ich sicher zu Hause angekommen war, habe ein bisschen Makkaroni mit Käse gegessen, ein schönes, langes Nickerchen gehalten und sah dann Rob Delaney bei seinem Auftritt zu. Ich denke, ich kann ihn jetzt offiziell meinen Freund nennen, oder zumindest meinen Twitter-Freund. Und als seine Freundin werde ich ihn anrufen und ihm etwas sagen: Lass dir nichts von diesem molligen Avatar in seinem grünen Badeanzug vormachen.