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Schiri, wir wissen wo dein Auto steht!

Der VICE-Guide zur WM für Newbies (von Halb-Newbies)

Wir sagen euch, was ihr über Fußball wissen müsst, um nicht wie größere Idioten als wir dazustehen.

Foto Credit: alvez via photopin cc

Kennt ihr diese Leute, die den ganzen Vormittag über auf dem Fensterbrett lehnen und über jeden in der Nachbarschaft eine Geschichte parat haben, die sie auch jedem, der lange genug neben ihnen stehenbleibt, sehr bereitwillig erzählen? Diese Leute sind wir. Zumindest, wenn es um Fußball geht. Wir haben zwar ziemlich wenig Ahnung, wovon wir reden und „wissen“ alles nur vom Hörensagen—aber genau wie bei den Fensterspionen ist unser Vorteil, dass die meisten anderen noch weniger Bescheid wissen. Das seid ihr. Und weil gerade WM ist und ihr schon mal hier stehengeblieben seid, erzählen wir euch einfach, was ihr über Fußball wissen müsst, um nicht wie die größten Idioten dazustehen.

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Foto Credit: SurfGuard via photopin cc

Die Regeln

Die Regeln beim Fußball sind denkbar einfach: Das Runde muss ins Eckige. Und mit dem Runden ist der Ball gemeint, der bis vor kurzem von kleinen Kindern in mühsamer Handarbeit zusammengenäht wurde, und mit dem Eckigen ist das Tor gemeint. Davon gibt es zwei und am peinlichsten ist es, wenn ein Spieler statt ins gegnerische ins eigene Tor schießt. Gleich dahinter kommt im Auf-die-Spieler-wartet-beim-Heimkommen-schon-der-Lynchmob-Ranking ein Gurkerl. Das heißt, jemand schießt den Ball zwischen den Beinen des Gegners durch—für Fußballer ein Grund für Harakiri.

Zwei Regeln sind darüber hinaus essentiell. Erstens: Niemals den Ball mit den Händen angreifen—außer man ist Tormann. Und zweitens: Um im Angriff ein Abseits zu vermeiden, muss der Spieler, der den Ball erhalten soll, entweder mindestens genauso weit von der Tor-Aus-Linie entfernt stehen wie der Passgeber oder der vorletzte gegnerische Spieler. Das ist wirklich einfach zu verstehen und hilft in der Millionenshow und bei Gesprächen mit Fußball-Nerds. Außerdem solltet ihr sie allein deshalb schon auswendig lernen, um es den eingefleischten Machos zu zeigen, die den Noobs immer wieder als erstes mit Abseits kommen, bevor sie irgendeinen Schrei-Chor anstimmen, bei dem ihr sowieso auch nicht mitsingen könnt (kleiner Tipp: die Pointe hat wahrscheinlich irgendwas mit „Schiri“ oder „schwul“ zu tun—manchmal auch in Kombination).

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Foto Credit: Erik Daniel Drost via photopin cc

Die Mannschaften

Heuer findet eine WM, kurz für Weltmeisterschaft statt, was bedeutet, dass vermutlich Brasilien den Titel holt und nicht irgendeine europäische Mannschaft. (Klugscheißer-Info: 2010 war das erste Mal, dass eine europäische Mannschaft bei einer WM außerhalb Europas gewann.) Früher war aus irgendwelchen ominösen Gründen immer England ein Geheimfavorit. England ist die Mannschaft, in der Beckham, der Ehemann von Posh Spice, gespielt hat. Ebenso wie ein Riese namens Crouch, der im Normalfall alle anderen Spieler auf dem Feld um einen Kopf überragt—außer England tritt gegen Japan an, dann können es auch zwei Köpfe sein. Heute sind die bekanntesten Spieler sind Wayne Rooney und die Mittelfeldspieler Frank Lampard und Steven Gerrard, für die es wohl die letzte Chance sein wird, bei einer WM dabei zu sein.
Sollte wider Erwarten doch nicht Brasilien Weltmeister werden, weil statt den ganzen -inhos jetzt plötzlich Hulks, Freds und Oscars am Rasen stehen, werden es vermutlich die Spanier, die in den letzten Jahren alles gewonnen haben, was man gewinnen kann: WM, EM und Champions League (sogar mit gleich zwei Mannschaften).
Gute Chancen haben heuer scheinbar auch die Belgier (keine Ahnung, warum) und natürlich die Deutschen, die immer eigentlich die unterlegene Mannschaft sind und dann in der Nachspielzeit doch noch gewinnen. Heißt es zumindest in Österreich immer.

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Richard Kern hat für die VICE Brasilien Ausgabe brasilianische Mädchen fotografiert

Brasilien

Zum Austragungsort gibt es eigentlich nicht wirklich viel zu wissen oder zu sagen, das derzeit nicht sowieso in den Nachrichten rauf und runter läuft. Die Zusammenfassung: Brasilianer sind die schönsten Geschöpfe der Welt und sehen sogar dann noch gut aus, wenn sie sich Straßenschlachten mit der Polizei liefern, weil sie gegen die WM-Verschwendung demonstrieren, während es im ganzen Land an Geldern für viel wichtigere Dinge (wie Bildung, Kranken- und Grundversorgung) mangelt. Außerdem haben sie auch die besten und größten Ärsche der Welt und natürlich auch ein VICE-Büro, weshalb wir die ganze Schönheit und die verdammten Aufstände immer ziemlich hautnah mitbekommen.

Foto Credit: duncan via photopin cc

Die FIFA

Die FIFA ist das Imperium des Universums Fußball, Sepp Blatter sein Dunkler Imperator und der Todesstern ist die eigentlich neutrale Schweiz, wo die FIFA ihren Hauptsitz hat. Genau wie bei Star Wars standen am Beginn der FIFA gute Absichten wie Völkervereinigung und eine bessere Welt im Vordergrund, bis sich Habgier und Machtstreben als Leitmotive der Vereinigung durchgesetzt haben, was dazu führt, dass bald eine Weltmeisterschaft in Katar stattfinden wird. Einige eingefleischte Star Wars-Nerds werden jetzt vielleicht aufschreien, dass das Imperium seinen Ursprung aber eigentlich in der Herrschaft der Sith-Lords hat, denen es genauso wenig um gute Absichten ging wie dem runzligen Palpatine höchstpersönlich. Ja. Genau das oder vielleicht auch nicht. Was wissen wir schon.

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Illustration von seltsamen österreichischen Traditionen von Michael Hacker aus der Schnitzel und Strudel Ausgabe

Österreich

Ist so gut wie nie bei sportlichen Großereignissen vertreten, es sei denn es handelt sich um Ski-Fahren. Bei der Formel 1 gibt es zwar keinen österreichischer Fahrer, dafür aber unsere Nationalhymne dank Red Bull zumindest die letzten Jahre bei fast jedem Rennen ein paar Sendesekunden. In Sachen Fußball schauen wir immer zuerst neidisch auf unseren deutschen Nachbarn und dann betreten auf den Boden.

Das letzte Mal, dass Österreich erfolgreich war, war, nona, in Cordoba und du warst damals vermutlich genauso wenig geboren wie wir. Trotzdem wird dieses Ereignis noch immer herangezogen, wenn es darum geht, dass wir irgendwann bedeutend waren. Du solltest es dir merken, falls du einmal in eine Notsituation kommst. Cordoba ist für Fußball-Fans, was die Habsburger für Historiker sind—eine alte Sieges-Trophäe, von der zwar längst der Lack abgegangen ist, die man aber trotzdem immer wieder auspackt, weil man seither einfach nichts mehr gewonnen hat.

Foto Credit: SpreePiX - Berlin via photopin cc

Fans

Es gibt genau zwei Sorten an Fans: Die einen sind Teil einer betrunkenen Horde, die sich das Gesicht bunt anmalt wie Mel Gibson in Braveheart und auch genauso oft schreit oder irgendeinen Körperteil entblößt. Diese Freunde des Gerstensafts triffst du bei der WM—aber auch beim Skifliegen in Garmisch-Partenkirchen oder bei einem Formel 1 Rennen. Es geht ihnen um das sportliche Großereignis, weil Sonntage mit vielen lauten, schwitzenden Menschen für sie das Schönste sind und um einen guten Grund, sich hemmungslos zu besaufen. Du wirst viel Spaß mit ihnen haben.

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Die anderen Fans erkennst du daran, dass sie nicht nur behaupten, echte Fußballfans zu sein, sondern diese Beschreibung auch tatsächlich auf sie zutrifft. WM ist für sie zwar ein freudiges Großereignis, aber eigentlich schauen sie 365 Tage im Jahr Fußball, denn irgendwo läuft immer ein Spiel und dank 999 TV-Sendern plus Webstreams gibt es zum Glück keinen einzigen Abend mehr in der Woche, an dem man nach draußen gehen müsste (es sei denn, deine Mannschaft spielt in der Nähe). Egal ob Nationalmannschaften gegeneinander antreten, gerade Champions League oder einfach nur 1. Deutsche Liga läuft—Hauptsache, 22 Idioten laufen einem Ball nach.

Sie kennen die Namen aller Spieler, wissen, wer 1992 die EM gewonnen hat (Dänemark, mit einem 2:0 Überraschungssieg über den amtierenden Weltmeister Deutschland, aber wir haben das nur gegooglet, während echte Freaks Tausende solcher Daten in jedem Alkoholisierungszustand und ohne Internet parat haben). Geh ihnen besser aus dem Weg, denn sie merken sofort, dass du keine Ahnung von Fußball im Allgemeinen und der Abseitsfalle im Besonderen hast. Mit ihnen ein Match zu schauen macht auch wirklich keinen Spaß, weil sie die ganze Zeit über „Pssssssst“ zischen und alle drei Minuten wie ein Tourette-Patient losschreien, wenn der Ball sich mal weiter als zwei Meter bewegt.

Foto Credit: wonker via photopin cc

Elfmeterschießen

Manchmal, wenn eine ultimative Entscheidung notwendig ist, und man gerade keine Münze bei der Hand hat, lässt man den Ausgang eines Matches auf eine andere Weise die Fußballgötter entscheiden. Es kommt zum Elfmeter-Schießen, bei dem abwechselnd beide Mannschaften versuchen, den Ball aus einer Distanz von—richtig, ihr hab es erraten—11 Metern ins Tor zu bringen und bei dem immer die Engländer verlieren. Sadisten behaupten, es sei das unterhaltsamste am Fußball, weil zu diesem Zeitpunkt so viele Tore wie sonst nie fallen, aber wir halten es für eine äußerst grausame Praxis, um die Nerven der Spieler und des Tormanns zu testen.

Irgendein Tormann hat einmal fast alle Schüsse gehalten, weil ihm sein Trainer Hinweise gegeben hat, wohin der jeweilige Schütze seinen Stoß richten wird. Keine Ahnung, was wir jetzt damit sagen wollen, aber jedenfalls wir finden Elfmeterschießen abartig. Es ist ganz einfach unmenschlich, die Spieler nach unzähligen Stunden und genauso vielen Wadenkrämpfen auch noch zu einer Art Button-Mashing-Game zu zwingen, bei dem es um Reaktionszeit und Terror im Sekundentakt geht.