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re:publica-Besucher erzählen, was sie von der Konferenz mitgenommen haben

Was habt ihr gelernt? Was fandet ihr nicht so gut? Was bedeutet Love Out Loud eigentlich und wie gut hat Carolin Emcke mit ihrer Keynote abgeliefert? Wir haben die Besucher der Digitalkonferenz re:publica gefragt.

Auf der elften re:publica in Berlin ging es um den Umgang mit Hass im Netz, um Fake News und der Bedeutung von Social Media in Wahlkämpfen. Wir haben bei den Besuchern der Digitalkonferenz nachgefragt, wie viel vom riesigen Programm eigentlich hängen bleibt, was ihre Highlights waren und ihre besten Momente in den drei Tagen auf dem Konferenzgelände.

Stuart, Consultant für NGOs

Bild: Dennis Kogel

Ich habe sehr viel über Drohnen gelernt. Es gab da zwei Speaker. Die eine hat sich für Drohnen ausgesprochen, dass sie nicht nur für Krieg eingesetzt werden, sondern für Handel und medizinische Zwecke. Der andere Speaker hat über die Leben gesprochen, die von Drohnen zerstört wurden. Dieser Kontrast und dass es möglich war, friedlich anderer Meinung zu sein, das war sehr aufschlussreich und spannend für mich.

Franziska, Game-Designerin

Bild: Dennis Kogel

Wenn du dich mit Netzkultur beschäftigst, erfährst du nicht wirklich etwas Neues. Aber das ist auch okay, um ein breiteres Publikum für die Themen zu sensibilisieren. Wir finden schon unsere eigenen Ressourcen, dafür brauchen wir die re:publica nicht. Aber klar, es gab auch schon auch gute Talks. Saud Al-Zaids Vortrag über Terrorismus in der Trump-Ära war sehr spannend. Man hat gemerkt, dass er wirklich Ahnung von dem Thema hatte. Auch Caroline Sinders Talk über Online Harrassment und Machine Learning war sehr gut.

Philipp, 24, TÜV Rheinland

Bild: Dennis Kogel

Ich finde toll, sich von den Großen in der Szene eine Meinung zu wichtigen Themen einzuholen. Insbesondere weil ich in meiner täglichen Arbeit kaum damit in Berührung komme. Vor allem was Fake News betrifft, haben wir in unserer Community wenig damit zu tun, da unsere User kaum anfällig dafür sind. Umso wichtiger ist es für mich zu erfahren, dass es in anderen Bereichen ein großes Problem ist, und zu wissen, was man persönlich dagegen tun kann.

Amina, 27, Studentin

Bild: Daniel Mützel

Das ist so das Jahr, wo die weißen Männer Hass im Netz für sich entdeckt haben. Frauen waren davon schon seit Jahren betroffen und haben das auch gesagt. Sie wurden aber belächelt und ignoriert. Und jetzt kommen die Typen, die merken: Da passiert was. Vielleicht weil der Ton rauer geworden ist und sie jetzt auch betroffen sind. Diese Männer sagen jetzt auf der re:publica: Wir müssen mit den Nazis sprechen. Ich hab' aber kein Bedürfnis mit Nazis in den Dialog zu treten, die meine Adresse online posten und Fotos von mir teilen und mir Vergewaltigungsdrohungen schicken.

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Rafi, DJ und Gründer für soziale und Flüchtlings-Startups; Waseem, Programmierer

Bild: Dennis Kogel

Rafi: Letztes Jahr war die re:publica großartig. Dieses Jahr kommt mir alles so normal vor. Aber insgesamt ist hier einfach ein schöner positiver Vibe, vor allem nach 18 Uhr wenn die re:publica offen ist für Alle.

Waseem: Ich war auf einem Panel über ein dschihadistisches Netzwerk, die Informationen waren zum Teil falsch. Etwa die Aussage, dass der IS in Syrien seine Kommandos über das Internet gibt. In Syrien gibt es kein Internet, es ist verboten. Die IS-Propaganda im Netz wird von IS-Anhängern in Europa und anderswo organisiert, nicht aus Syrien.

Monika, Office-Managerin

Bild: Dennis Kogel

Ich habe beruflich nichts mit Internet zu tun, ich bin Office-Managerin in einer IT-Bude, wenn ich meinen Kollegen sage, ich gehe zur re:publica, dann fassen die sich an den Kopf. Die beste Veranstaltung war mit Abstand die Keynote von Carolin Emcke. Sehr inspirierend. Allein für dieses Panel hat es sich gelohnt aus Zürich nach Berlin zu kommen. Ich mag die Mischung aus Panels, Gesprächen, der lockeren Atmosphäre. Du trinkst ein Bier, sprichst mit jemanden und erfährst von einem Event, das du gar nicht auf dem Schirm hattest. Das ist spannend, dieses reine Sich-Treiben-Lassen.

Stephan Urbach, Aktivist und Irgendwas-mit-Internet

Bild: Daniel Mützel

Wir haben uns spontan für eine Intervention entschieden, als wir erfahren haben, dass mit Dirk Feldhaus [Kommunikationsbeuftragter für die "Arbeitgebermarke Bundeswehr" und Macher von Die Rekruten] ein Vertreter des Bundeskriegsministeriums sprechen darf. Wir haben dann schnell Plakate gemacht: "Cybersex statt Cyberwehr", "War Out Loud" – und Konfetti organisiert. Als re:publica-Gäste wollten wir klarmachen, dass ein Kriegspropagandist nichts auf der re:publica verloren hat. Der Typ kam unwidersprochen auf die Bühne. Das lag daran, dass vielen gar nicht klar war, wer da überhaupt sitzt. Das war seit elf Jahren die erste Intervention auf der re:publica, hier wurde eine Grenze überschritten. Das Panel war zwar organisiert von der Media Convention, einer Art Sub-Konferenz zur re:publica, aber da es auf der re:publica-Webseite steht, ist es Teil der re:publica. Die Kritik richtet sich also auch gegen die Programmverantwortlichen. Ich kenne die Leute von der re:publica, das passt nicht zu denen. Irgendwas ging da schief.