FYI.

This story is over 5 years old.

Interviews

„Weil ich nicht doof bin, Bruder“—Credibil im Gespräch mit Staiger

Marcus Staiger hat sich mit dem Frankfurter Rapper Credibil hingesetzt, um sich von dem 21-Jährigen die Welt erklären zu lassen.

Credibil ist ein außergewöhnlicher Künstler, der mit Renæssance auch ein sehr außergewöhnliches Album vorgelegt hat. Stilistisch vielleicht nicht jedermanns oder-fraus Sache, will der 21-Jährige doch beweisen, dass im deutschen Rap mehr geht als Straßenrap 4.0. Credibil macht sich Gedanken. Schwere Gedanken. Tiefe Gedanken. Entpuppte sich im Gespräch aber als durchaus lustiger, interessierter und lebensfroher Gesprächspartner. Würde man bei der depressiven Mucke gar nicht denken, ist aber so. Über die Trennung von Kunstfigur und dem Menschen dahinter, über Frühreife, Frankfurt und effektiven Deutschunterricht. Über Dummheit und utopische Gangsterrap-Träume.

Anzeige

Credibil: […] Fast jeder Stress, den ich kenne, hat seinen Ursprung in Kohle.

Noisey: Dieser Song, den du über Frankfurt gemacht hast—„Druckluft“—der würde ohne Geld doch ganz anders aussehen.
Dann würde auch Frankfurt anders aussehen. Wollen wir mal anfangen?

Wir sind schon mittendrin.

Du hast auf deinem Album mehrere Songs über Frankfurt am Main gemacht. Ich finde, die Stadt ist sehr materialistisch. Hier in Berlin kann man ja bekanntlich „arm, aber sexy“ sein. In Frankfurt ist so etwas aber nicht möglich, oder?
Der Spruch ist bei uns tatsächlich noch nicht angekommen.

Da muss man sich fürs Wochenende schon den SL ausleihen.
Komisch, dass du das sagst. Meine Cousine heiratet in einer anderen Stadt und wir haben dafür von einem guten Freund extra den A8 ausgeliehen. Eigentlich könnten wir ja auch mit der Bahn fahren, aber meine Mutter sagt, dass wir mit einem schönen Auto da hin müssen. Das ist verrückt.

So lange Ihr euch das Benzin noch leisten könnt, ist doch alles in Ordnung. Es gibt ja auch Leute, die sich die Karren mieten und dann nur noch einen Zehner zum Tanken haben.
Vielleicht gehöre ich ja zu denen. Mein erstes Album kommt ja erst noch. Hast du es gehört? Hat es dir gefallen?

Es ist nicht unbedingt meins, weil es doch sehr pathetisch ist. Damit habe ich ein Problem. Ich weiß, das ist eine Frankfurter Eigenart. Frankfurt ist immer schwer. Trotz allem sind da sehr besondere Lieder drauf. Das angesprochene „Druckluft“ fand ich persönlich schon sehr gut.
Komisch. Die meisten sagen „Augenblick“ sei der krasseste Song. Der Song über meinen Vater und meine Beziehung zu ihm. Aber ich merke schon, wer von wo genascht und was ihn gesättigt hat. Für dich ist ein Song wie „Augenblick“ wahrscheinlich ganz gut in seiner Sparte, aber wahrscheinlich hat er jetzt für dich das Rad nicht neu erfunden. Für dich ist das Rad neu erfinden wahrscheinlich ein schmackhafteres Thema als ein Apfel, der schon hundertmal gegessen wurde.

Anzeige

Ach, du redest so schön in Bildern.
Danke. Es ist sehr schwer, inhaltsvolle Musik zu machen und dann auch noch mit so schweren Themen. Das macht mich müde. Eigentlich mag ich einen Song wie „so schön hässlich“ mehr. Ein schwieriges Thema, locker und leicht verpackt. Das andere zieht mich zu sehr runter. Das kann ich mir selber nicht so oft anhören, wie ich gerne wollen würde.

Wenn du keinen Bock auf so schwere Sachen hast, warum machst du dann überhaupt so ein Album? Du kommst ja nicht rüber, wie ein superdepressiver Typ. Würdest du von dir sagen, dass du ein schwermütiger Mensch bist?
Reden wir von mir oder von Credibil?

Ah, das ist interessant. Für viele Rapper ist das Eins.
Für mich nicht. Man muss es eigentlich nur ganz sachlich sehen. Wir kommen auf die Welt und kriegen einen Namen. Mit sechzehn kommen wir dann auf die Idee, Rapper zu werden und geben uns einen Spitznamen und sind auf den verschiedenen Songs mal das und mal das. Im besten Fall ist nicht jeder Song gleich. Im anderen Fall heißen wir Bushido und machen immer nur einen einzigen Song. Das soll jetzt kein Angriff sein, aber Bushido ist ja auch Familienvater. Bushido ist ja auch Geshäftsmann. Bushido ist ja auch Labelboss. Das heißt ja auch, Bushido ist nicht nur der Bushido, den er nach außen hin repräsentiert sondern ganz viele verschiedene Persönlichkeiten. Ich habe Credibil so gestaltet, dass ich die Lieblingseigenschaften meiner Lieblingsrapper aufgeschrieben habe. Bei Azad war es das Pathos, bei Savas war es der Flow, bei Fard war es die Politik. Das sind alles Dinge, in denen ich mich wiederfinden kann, aber die Person hinter Credibil hat ja auch Traurigkeit.

Anzeige

Die Person hinter Credibil ist ja auch manchmal nervös oder neidisch, aber die Person, die ich nach außen hin transportieren will, diesen Superhelden, den ich mir selbst aus den besten Eigenschaften zusammenbastele, den lasse ich nicht neidisch wirken oder kleinlich oder naiv. Wenn ich naiv wirken will, dann nur deshalb weil das süß ist und es den Mädchen gefällt. Aber ich bin mir schon dessen bewusst, was ich da bin. Ich bin mir dessen bewusst, dass das ein Spiel ist, aber es ist ein Spiel, das zu hundert Prozent aus mir besteht. Aber da gibt es natürlich immer noch den Erol dahinter, der wütend ist oder nervös, den Erol, der 21 ist. Ich will mit Credibil nicht 21 sein. Ich will mit Credibil zeitlos sein und deshalb benehme ich mich nicht, wie so ein kleiner behinderter Frankfurter.

Wann hast du angefangen, so über deine Künstlerpersönlichkeit zu denken?
Mit 16, als ich meine Schule so langsam beendet habe und ich wusste, dass ich da voll Bock darauf hatte.

Sind diese Aussagen aus dir heraus entstanden oder hattest du von außen irgendwelchen Input?
Ich habe einen älteren Kumpel gehabt, der in der HipHop Szene aktiv war, der Veranstaltungen gemacht hat und der war sehr weit im Kopf. Der hat mir sehr geholfen. Der meinte auch zu mir: „Schreib doch mal ein Accapella. Wir reden den ganzen Tag über Politik, warum schreibst du nicht mal darüber. Oder übers Menschsein. Oder über dieses Kurden-Türken-Ding.“ Was ich mit mir rumtrage, jeden Tag, schon allein, wenn ich in den Spiegel gucke.

Anzeige

Ich habe immer das Gefühl, dass es mir sehr geholfen hat, dass ich so frühreif war. Auch jetzt durchlebe ich Sachen, die mir eigentlich erst in fünf oder sechs Jahren widerfahren sollten. Ich hätte ja noch weiterhin mit Savas oder Azad chillen können oder mit irgendeinem anderen, aber ich habe aber sehr früh gesagt: Ich will das nicht. Ich habe auch zu den Majors gesagt: Schön, dass ihr Interesse habt, aber ihr werdet nicht zufrieden damit sein. Ich will ein unkonventionelles Album machen. Es soll schwere Kost sein. Ich bin unzufrieden mit Rap, wie er ist. Ich bin unzufrieden, wenn es zu wenig ist.

Zu wenig von dir oder zu wenig von anderen?
Zu wenig von den anderen. Ich kann nicht 16 Songs machen und das dann Straßenmolotowcocktail nennen. Das ist mir zu langweilig.

Straßenmolotowcocktail fände ich aber schon fast wieder gut.
Aber du weißt, was ich meine. Ich bin mir dessen bewusst, dass ich nicht so viel verkaufen werde. Ich bin mir dessen bewusst, wo mein Platz in dieser Szene ist. Ich fahre vielleicht nicht mit dem Benzer vor, aber wenn ich den Raum betrete, dann schauen die Leute auf mich und sagen: Gut gemacht. Die ganzen anderen Straßenmolotowcocktailrapper kommen zu mir und sagen, dass sie stolz auf mich sind, weil ich keine Schimpfwörter benutze. Die freuen sich darüber, dass ich einen anderen Weg gehe.

Ich könnte mit meinem Background auch ein Gangstarap Album machen. Ich müsste vielleicht ein bisschen mehr trainieren gehen, ein, zweimal mit meiner Familie auftauchen und dann würde das gehen.

Anzeige

Was bedeutet dir Frankfurt?
Heimat in erster Linie. Frankfurt bedeutet „so schön hässlich“ für mich. Es ist eine Heimat, die sehr rau, aber liebevoll ist. Frag mal den Crackie, was er von Frankfurt hält. Der ist sich bewusst, dass er Chemie raucht und der liebt es trotzdem wie die Pest. Und wenn er dafür abkacken muss.

Warum ist das so, dass die größten Scheißhaufen Heimat sein können?
Vielleicht ist es die Einsicht, dass man sagt, ich bin das und ich bin stolz darauf. Ich bin vielleicht Kanacke und ich bin vielleicht von dort oder ich bin vielleicht umgeben von Prostitution oder Hehlerei und ich bin irgendwie ein Teil davon. Dann ist es doch meine Aufgabe als Rapper zu zeigen, dass ich kein kleiner dummer Kanacke bin. Das ist doch schön. Ich kann dir doch zeigen: Diese Leute sind mehr als nur das, was man an der Oberfläche sieht.

Spielt es eine Rolle für dich, dass du, wie du sagst „Kanacke“ bist? Ich würde ja eher den Begriff „ausländischer Herkunft“ benutzen?
Weißt du, warum ich Kanacke sage? Weil es nichts anderes ist. Wenn ich Kanacke sage, dann sage ich damit: Ich bin mir dessen bewusst, was das ist. Ihr braucht nicht um den heißen Brei herumreden. Wenn ihr mich nicht als vollwertiges Mitglied dieser Gesellschaft sehr, dann ist das so und dann nenne ich das auch so. Aber sei dir dessen bewusst, dass auch diese Gesellschaft durch uns mit entstanden ist und durch uns lebt. Ok, ich bin Dreck. Aber guckt mal. Ich habe 2,1 Fachabitur, was wollt ihr mir alle erzählen?

Anzeige

Spürst du die Ausgrenzung?
Heute erst, auf dem Weg hierher, habe ich ein älteres Pärchen am Fahrkartenautomaten getroffen und kam mit denen ins Gespräch. Die Frau hat mich angeglotzt, als würde ich sie gleich umbringen wollen. Bruder, wir leben im Jahr 2015. Ich bin mittlerweile die dritte Generation. Was soll der Scheiß? Habt euren Hass oder habt euer komisches Gefühl, aber lernt doch ein bisschen was von unserer Mimik unserer Gestik. Lernt mit eurem Ekel umzugehen. Wenn ich ein Problem mit der Frau habe, dann kann ich sie trotzdem anlächeln. Meine Mentalität gibt das her. Warum kann sie das nicht? Warum kann sie mich nicht mal einer Antwort würdigen? Das ist mir schon sehr lange nicht passiert. Da wusste ich wieder: Stimmt. Ich habe beinahe vergessen, dass ich schwarze Haare habe. Danke, dass Sie mich daran erinnert haben.

Kommt das wieder zurück? Merkst du das? Durch Pegida ist das ja wieder sehr groß geworden.
Was ist denn das? Wo kommen auf einmal diese ganzen Nazis her? Wo kommen auf einmal diese Facebook-Kommentare her? Ich habe einen Schock bekommen. Aber wie kommen auf der anderen Seite meine Großeltern auch auf die Idee, ins Land der Nazis einzuwandern, zehn oder zwanzig Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs und zu denken, dass die jetzt anders geworden sind? Das sind Menschen, die tragen ihre Ideologie in den Familien weiter. Nazis sind wahrscheinlich schon die ganze Zeit unter uns, aber dass die so viele sind, hätte ich echt nicht gedacht.

Anzeige

Und dann auch noch hier bei uns in den eigenen Reihen, unter Rappern?! Ich finde, was Fler macht, geht echt nicht klar. Ich gehe doch nicht zu Farid seinen Eltern und sage denen, sie sollten froh sein, dass sie hier sein dürfen. Der ist wahrscheinlich kein Nazi, aber der stellt sich in diese Ecke und macht damit Werbung für sich.

Aber gerade im Rap ist Nationalismus zur Zeit ja sehr in Mode. Jeder gibt an, mit seiner Herkunft und seiner Nationalität.
Wenn der Mensch erstmal verstanden hat, dass er nicht aus der Erde schlüpft wie ein Radieschen, dann wären wir ein ganzes Stück weiter. Dann wüssten wir, dass die Grenzen, die wir setzen von uns gesetzt wurden. Keine Ahnung, ob ich iranische Wurzeln habe oder du vielleicht Schotte bist. Der Mensch lebt halt auf einer Kugel und eben nicht auf einer Platte, wo dann irgendwann ein Abgrund ist. Wenn wir das verstanden hätten, dann wären wir viel weiter.

Gerade in den letzten Wochen hat ja auch der türkische Nationalismus wieder einen extremen Höhenflug gehabt.
Wie doof. Ich bin ja selber Halb-Halb. Halb Türke, halb Kurde. Und selbst wenn ich es nicht wäre, würde ich behaupten, dass ich es bin, einfach weil ich nicht die Leute aufeinander hetzen will. Manchmal sage ich auch: Ich bin Puertoricaner oder dass meine Eltern aus Peru kommen würden, einfach nur um die Leute abzufucken, wenn sie mich fragen, woher ich komme. Die meisten Menschen wollen doch gar nicht klug sein. Die wollen doch gar nicht wissen, wie es ist, wenn man sein Haus verliert. Dicker, die Leute zünden Häuser an, nur um zu verhindern, dass andere Leute darin wohnen können! Das ist wie, sich selber das Bein abzuschneiden, nur damit der andere nicht laufen kann.

Anzeige

Mann, Mann, Mann. Das sind Bilder, wobei wir wieder mal auf dein Album zu sprechen kommen könnten. Warum sind da Gedichte drauf? Warum ist da Lyrik drauf?
Fragst du mich jetzt ernsthaft, warum auf einem Rap Album Lyrik drauf ist? Guck mal, wie weit wir gekommen sind! Du weißt doch genau, dass alles, was die da draußen treiben, weniger mit Rap zu tun hat, als wenn ich meine Lyrik da drauf packe. Das ist doch verrückt. Heißt „Rap“ nicht „Rhythmus und Poesie“ oder habe ich da was falsch verstanden?

Nun, du hast es ja auch als Gedichte inszeniert und nicht als Rap.
Genau. Es passt zum Konzept, weil mein Album heißt Renæssance. Es ist ein Theaterstück von einem Superhelden, beziehungsweise von einem Jungen, der zu einem Superhelden wird. Ich lasse Revue passieren. Fange in meiner Kindheit an und komme bis zu dem Punkt, an dem mich Savas auf die Bühne holt. Es gibt einen roten Faden und der rote Faden wird bei mir anhand eines Theaterstücks in drei Akten und in Form von Acapellas gestaltet, die immer hinter den Songs stehen, wie Brücken. Deshalb auch Aktapella. Der erste Akt befasst sich mit meiner Kindheit, meiner Vergangenheit und meiner Familie. Der zweite Akt befasst sich mit meiner Gegenwart: Frankfurt. Und der dritte Akt befasst sich mit Gegenwart und Zukunft, mit meinen Träumen und Wünschen, was meine Musik angeht. Das ist der Pressetext, den ich mir selber ausgedacht habe und den ich auch irgendwann mal auswendig gelernt habe und das musst du dir jetzt auch alles aufschreiben. Wenn du mich fragst, warum auf meinem Album Lyrik ist, dann sage ich: Weil da gottverdammt nochmal nichts anderes hingehört im Rap.

Anzeige

Du hast ein Stück drauf, das „Muse und Mimose“ heißt. Wie beschäftigst du dich mit Sprache und wie kommt du darauf, ein Wort wie Mimose zu verwenden?
Vielleicht habe ich in der Schule einfach aufgepasst. Nach der Zehnten wollte ich aufhören und nur noch Rap machen, aber ich habe auf meine Mutter gehört und ich habe einen ganz krassen Deutsch-Lehrer gehabt. Wir haben Irrungen und Wirrungen gelesen und ich war da krass drin. Ich wollte Rapper sein. Iche hab da was gesehen, was mir helfen könnte, das zu werden. Ich habe darin was gesehen, was ich zu einem Song machen könnte, um mit dir darüber zu reden.

Du hast das Handwerkszeug erkannt, als es vor dir lag. Das haben viele andere nicht.
Das stimmt. Das haben viele andere leider nicht und ich habe mich für den langen Weg entschieden. Ich will, dass die Leute in zehn Jahren sagen: Krass, was der damals mit 21 für ein Album hingelegt hat! Das ist auch der Grund, warum ich mir ins Gesicht tätowieren lasse. All in. Wir haben doch sowieso nur ein Leben, ich habe doch gar nix zu verlieren. Wenn ich sterbe und gehe und sich niemand um mich kümmert, dann habe ich sowieso schon verloren.

Du bist mir zum ersten Mal mit dem Song „Struggle“ aufgefallen. Da beschreibst du sehr, sehr gut die derzeitigen Verhältnisse von Jugendlichen, ziehst dann, meiner Meinung nach die falschen Schlüsse daraus und schlägst als Lösungsansatz vor: Kopf hoch, du musst deinen Mann stehen.
Anders geht es auch nicht.

Und genau da würde ich dir widersprechen. Da würde ich nämlich sagen: Nur zusammen schafft ihr es. Dieses Kopf hoch, das ist doch die Botschaft, die man sowieso jeden Tag hört: Jeder ist seines Glückes Schmied—Just do it. Und das stimmt einfach nicht. In der ersten Hälfte des Songs sagst du es ja auch: Wir können so gut sein in der Schule, wie wir wollen, am Ende wartet trotzdem nur Hartz IV auf uns. Wie stellst du dir eine andere Gesellschaft vor?
Wahrscheinlich schon eher bei jedem einzelnen. Wenn ich es schaffe, mit meiner Vergangenheit, mit dem was ich erlebt habe und aus der Ecke, aus der ich komme, auf einem graden Weg, ohne Ausdrücke und bescheuerte Promomoves, Erfolg zu haben, dann kann es jeder schaffen.

Wenn ich Gangsterrap machen würde, dann würden sich Hunderte andere auf den Weg machen, weil sie sich denken, dass sie es damit auch schaffen können. Aber wir haben vielleicht fünf erfolgreiche Gangsterrapper, die davon leben können. Die 50.000, die hinterherrennen und auch glauben, es zu schaffen, die sind auf den Umwegen hängen geblieben, nur über die wird nicht berichtet. Wie viele kleine Kanacken denken, dass es cool wäre, Gras oder Kokain zu konsumieren oder zu verkaufen, nur um dadurch eine Geschichte erzählen zu könne?. Das ist kein Blabla von mir. Das ist Realität.

Das heißt, wenn sie dir nacheifern und es auch dann auch nicht schaffen …
Dann ist es halb so wild, weil dann sind sie immerhin noch gebildete Leute. Dann haben sie immer noch Fachabi mit 2,1 und haben noch nie Drogen genommen.

Ah, jetzt verstehe ich es.
Werdet wie ich. tätowiert euch ins Gesicht und setzt alles auf eine Karte, macht aber trotzdem euer Fachabi, habt trotzdem was in der Hinterhand, lernt euch zu artikulieren, werdet ernst genommen. Seid mehr als nur das, was sie in euch sehen wollen.

Mein Stiefvater ist zweimal angeschossen worden. Ich komme aus der Taunusstraße. Warum bin ich nicht dort gelandet? Warum bin ich nicht dort kleben geblieben, obwohl ich durch die Straßen gehen kann und die Geschichten der Leute kenne? Warum? Weil ich nicht doof bin, Bruder.

Ich muss kein Gangsterrapper sein, um zu wissen, dass das doof ist. Ich muss nicht selber die Bank überfallen, um zu wissen, dass ich da so schnell nicht wieder raus kommen und dann am Ende meine Mutter weint.

Aber man könnte dann wieder prima Songs darüber schreiben, wie die Mutter weint.
Diese Sitzplätze sind leider schon weg und vielleicht hängt sich deine Mutter auf, bevor diese Songs erfolgreich sind. Das ist es nicht wert.