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Die Methode hinter letlive.s Wahnsinn

Jason Butler erklärt, was durch seinen Kopf geht, wenn er sich wie ein Irrer an der Bühnendecke langhangelt.

Fotos von Anthony Gattine

Ich habe letlive. zum ersten Mal Februar 2011 in der VICE-Kneipe The Old Blue Last in London gesehen. Ich schrieb für ein Musikmagazin eine Review der Show und sie hatten mich einfach umgehauen. Innerhalb der nächsten Jahre, durch mehrere Reviews und Interviews, ist der Frontmann Jason Aalon Butler ein guter Bekannter von mir geworden und wir versuchen immer, uns zu sehen, wenn er gerade in New York ist. Als sie hier vor ein paar Wochen spielten, war dies ernsthaft einer der besten Gigs, die ich in meinem ganzen Leben gesehen habe und ich fühlte den Drang, ihn darüber auszufragen, was während der abgefahrenen Shows in seinem Kopf abgeht. Wir haben uns also ein paar Tage nach der Show am Telefon unterhalten und das hier ist dabei rausgekommen.

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Noisey: Als ich euch letztens live gesehen habe, gab es diesen einen Moment, kurz bevor du den Backflip an der Wand gemacht hast, wo du wirklich verrückt und besessen aussahst. Deine Nasenflügel bebten, du schienst in einer anderen Welt zu sein und dann plötzlich passierte der Backflip. Was ging da durch deinen Kopf?
Jason Butler: Um ehrlich zu sein, so genau kann ich das gar nicht sagen. Oft bin ich nicht wirklich…ich bin schon klar im Kopf, aber es ist jetzt nicht so, als ob ich mich im Detail mit jedem Schritt meiner Handlungen auseinandersetzen würde. Ich will niemand anderen verletzen, aber ich glaube, die Sorge um meine eigene körperliche Gesundheit steht sicherlich hinten an, wenn ich die Bühne betrete. Ich weiß, dass es mir schon mein ganzes Leben lang, auch im Alltag, gefallen hat, die Dinge immer noch etwas weiter zu pushen, als es von anderen vielleicht als normal oder angemessen angesehen wird. Dabei geht es aber immer nur darum, Dinge für mich aufregender zu machen—ich möchte nicht die Grenzen von Moral und gutem Geschmack überschreiten. Ich meine Sachen, die mir persönlich Spaß machen, die aber niemand anderen verletzen oder etwas aufzwingen. Das ist wohl das, was bei mir auf der Bühne abgeht, schätze ich.

Wie hoch ist der Preis, den dein Körper für die Liveshows zahlen musst? Es muss dich ganz schön fertig machen…
Ja, ich glaube, das tut es auch. Ich zahle wohl mit meiner physischen Verfassung oder vielleicht sogar noch mehr mit meiner mentalen—was du denkst, kann auch bestimmen, wie du fühlst. Ich weiß es nicht genau. Ich glaube, der emotionale Preis ist vielleicht noch etwas höher als der physische.

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Das wollte ich dich auch fragen. So, wie ich das wahrnehme, lebst du das, was auch immer gefühlsmäßig in dir vorgeht, mit deinem Körper aus. Es ist also diese Dualität, das Physische und das Psychische, die deinem Körper entzogen wird, und das muss verdammt anstrengend sein.
Genau das ist es. Und es ist die perfekte Beschreibung dafür. Es ist eine ziemlich interessante Dualität, wenn ich darüber nachdenke oder mich mit jemandem wie dir darüber unterhalte. Es ist diese sehr fordernde, wie auch bestimmende Dualität und es ist eigentlich auch ziemlich ironisch. Früher haben mich solche Emotionen nämlich eher friedlich gestimmt und mich zurückgehalten. Ich schätze, meine aktuelle Methode, damit umzugehen, ist so, wie du es eben so schön gesagt hast—es hat etwas von einem Exorzismus. Ich versuche, sie wirklich auszutreiben und loszuwerden und das auf eine Art, die ziemlich energetisch und frenetisch ist.

Kommst du jemals zu dem Punkt—du bist Tag für Tag auf Tour und irgendwann denkst du dir, „Heute habe ich keinen Bock. Ich will einfach im Bett bleiben und nicht durch die Gegend springen“?
Ja, das kommt vor, weil ich vor und nachdem ich auf der Bühne stehe, eine andere Person bin als die, die ich während des Konzerts bin. Also, auch wenn ich mich vor einem Auftritt so fühle—und ich weiß, dass das jetzt total klischeemäßig und abgedroschen rüberkommt—ist es die Energie, die Musik, das Publikum, das, was wir geschrieben haben, und das Potential, das diese Songs für mich in jeder einzelnen Nacht bereithalten, was mich noch immer anstachelt und sobald wir die ersten Akkorde spielen, legt sich bei mir einfach ein Schalter um und ich drehe auf. Es gibt aber definitiv auch Zeiten, in denen ich verdammt ausgelaugt bin oder müde oder krank oder scheiße drauf—klar gibt es die. Ich werde jetzt nicht hier sitzen und sagen, dass ich immun gegen die ganzen Sachen bin, mit denen sich die meisten Menschen tagtäglich rumschlagen müssen, vor allem bei einer so konstant körperlich-fordernden Sache wie einer ausgedehnten Tournee.

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Was ich auch noch bemerkenswert finde, ist die Tatsache, dass du nicht trinkst—du machst diese ganzen Dinge stocknüchtern.
Schon früh in meinem Leben, als ich die ganzen Kinderkrankheiten hatte und oft krank war, wurde mir Medizin gegeben und mir gefiel nicht, wie sich das anfühlte. Ich mochte diese Fieberträume und die komischen Gedankengänge nicht, die die Medizin in meinem Kopf verursachte. Seit meiner Kindheit wollte ich mich also nie wieder so fühlen. Ich glaube, dass es in der Kunst oder bei Shows oder welche Sache auch immer dir Spaß machen, einen Ort gibt, der einem High ganz ähnlich ist—und das wird jetzt bescheuert klingen— einen Ort, der ähnlich ist wie tiefe Meditation oder ähnlich wie ein DMT-Trip. Du kannst auch so an diesen Ort kommen, weil er sich tatsächlich in deinem eigenen Kopf befindet. Der Weg dorthin ist nur ein anderer. Ich selber bewege mich aktiv in Richtung dieses Trips, leite ihn selber ein—diesen Ort, der in meinem Kopf existiert, während ich auf der Bühne stehe oder Musik schreibe. Ich versuche einfach, in diesem Prozess wirklich mein Herz auszukundschaften und zu öffnen, so weit ich es kann. Ich glaube, es wäre auch wirklich keine gute Idee für jemanden wie mich—das ist eine Art Präventivschlag—ich glaube, es wäre keine wirklich gute Idee, meine Hemmungen zu lösen.

Ja, wenn du nüchtern schon so drauf bist, will ich gar nicht wissen, was du machst, wenn du betrunken bist!
Nein, das wäre keine gute Idee! Ich glaube nicht, dass es sicher wäre. Ich achte wirklich sehr darauf, dass das, was ich mache, niemanden außer mich selber gefährdet. Wenn meine Hemmungen aber gelöst wären, wäre es wohl viel schwieriger auf meine Umgebung achtzugeben.

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Glaubst du, dass die Leute manchmal genau diesen Aspekt übersehen? Ihr habt in der Webster Hall gespielt, nachdem dieser Typ, egal ob es jetzt mit Crowdsurfing oder Stagediving zu tun gehabt hat, bei dem Miss May I-Auftritt gestorben ist. Machst du dir manchmal Sorgen, dass die Menschen im Publikum deine Sorgen und Umsichtigkeit nicht verstehen oder sehen, dass sie diese selber nicht haben, dass sie nur Bock haben, Leute zu schlagen und durch die Gegend zu schubsen?
Ja, das tue ich in der Tat. Und mir ist auf Shows inzwischen bewusst, dass man es dort mit einer Ansammlung der unterschiedlichsten Mentalitäten zu tun hat und auch dass die einzelnen Wahrnehmungsmöglichkeiten einfach unzählig sind. Wenn du nämlich deine Band oder deine Kunst als ein Forum gestaltest, das für so viele unterschiedliche Menschen wie nur möglich zugänglich ist, wirst du automatisch Gegensätze schaffen und einige Ideen werden aneinandergeraten. Mit dieser Musik insbesondere, die unter dem Namen letlive. entsteht, gibt es Menschen, so hoffe ich jedenfalls, die der ganzen Erfahrung auch eine wirkliche Bedeutung geben. Das ist toll und genau das ist es, wofür wir stehen und was wir unterstützen. Für uns ist aber am wichtigsten, dass, solange man niemand anderem zur Last fällt, solange man nicht jemand anderem den Spaß verdirbt oder vor den Kopf stößt, können wir alle zusammen auf einer letlive.-Show koexistieren und jeder Einzelne kann so viel Spaß haben wie nur möglich. Die einzige Regel ist die, dass du nicht zu einer letlive.-Show kommen solltest, wenn du vorhast, jemand anderem weh zu tun oder jemand anderem den Spaß zu vermiesen, aber das sollte sich eigentlich von selbst verstehen.

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Diese Antwort… Für mich gibt es drei Elemente bei letlive., und vielleicht widersprichst du mir da, was du auch gerne darfst, aber ich glaube, dass es bei euch Bauchgefühl, Emotionen und eine verkopfte Ebene gibt. Das war jetzt zum Beispiel eine verkopfte Antwort auf etwas, das eigentlich mit Bauchgefühl entschieden wird. Diese drei Dinge scheinen bei euch auf der Bühne Hand in Hand zu gehen und verursachen diesen Wirbelwind aus Dingen, die sich eigentlich widersprechen sollten, sich aber tatsächlich gegenseitig ergänzen.
Oh mein Gott, genau! Du hast den Nagel mit deiner Beschreibung auf den Kopf getroffen!

OK, gut. Die blöde Folgefrage darauf lautet nun: Wie macht ihr das? Du schreibst diese Worte und sie haben eine intellektuelle und emotionale Bedeutung, und dann kanalisierst du sie durch dich als Person? Gibt es ein gewisses Level an Katharsis, das du erreichen musst, oder eine gewisse Energie, die du dafür aufbringen musst?
Das war mal so. Für einige Zeit ging es um einen gewissen Grad an persönlicher Befriedigung, Katharsis und Selbstanalyse. Inzwischen hat das Ganze aber eine relativ eigenständige Form angenommen und funktioniert in sich selber. Ich gehe auf die Bühne und was auch immer passiert, passiert. Früher war es eher so: „OK, ich gehe jetzt da raus und sage diese Sachen, weil sie mir etwas bedeuten“, und diesen ganzen anderen Schwachsinn. Aber mit der Zeit merkte ich, dass die Idee und die wahre Essenz von Authentizität die ist, etwas aus sich selber heraus existieren zu lassen. Ich habe das Gefühl, dass ich, wenn ich auf die Bühne gehe, was auch immer dort passiert, einfach nur froh bin, ein Teil davon zu sein. Ich habe nur das Glück, der Körper zu sein, durch den es nach außen dringt. Ich halte aber weiterhin daran fest, nie etwas auf der Bühne zu sagen oder zu tun, was ich nicht auch meine. Ich versuche so authentisch und natürlich zu sein wie nur möglich.

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Reden wir mal über die Sachen, die du sagst. Diese Reden, die du hältst—bereitest du die in irgendeiner Weise vor?
Nein, da mache ich mir nie Gedanken drüber. Niemals. Immer wieder fragen mich die Leute vor den Shows: „Hast du diesen Balken an der Decke gesehen? Wirst du daran rumklettern?“ Meine Antwort ist immer, nein. Ich glaube nämlich, dass jedes Mal wenn ich mir so etwas im Vorhinein überlege, würde ich es automatisch versauen. A) Ich würde es physisch versauen und B) es hätte was von einer Vorstellung, etwas, das schon im Voraus geplant wurde, um eine gewisse Reaktion zu bekommen. Und das ist nicht das, was ich möchte. Die einzige Reaktion, die ich wirklich versuche, zu bekommen, ist die von Menschen, die sich in einem sicheren Umfeld emotional befreien können. Ich mache den ganzen Scheiß nicht, um der Clown in der Hardcore- oder Punkszene zu sein. Das ist definitiv nicht das, was ich will.

Deiner Einleitung zu „Muther“ zufolge, die du bei der Show in New York gegeben hast, handelt der Song inzwischen von Liebe. Er geht um deine Freundin und die Hoffnung, die sie dir gegeben hat; die Leidenschaft, die sie in dir entfacht hat. Das ist ganz anders als der Hass, der dich bei deinen früheren Einleitungen zu treiben schien. Die Bedeutung des Songs hat sich von der einen auf die andere Seite des emotionalen Spektrums bewegt.
Genau das ist passiert. Und jetzt muss ich auch etwas über dich loswerden, Mischa. Etwas, das ich wirklich schätze und schon seit dem Moment gemerkt habe, als wir uns kennengelernt haben, ist die Tatsache, dass du—und du hast es selber in der Unterhaltung angesprochen und es wird auch, so schätze ich, der Angelpunkt für alles sein, worüber wir hier reden—die Dualität siehst. Das ist die Art, wie wir existieren. Es gibt unzählige Sprichwörter, Redensarten und Lebensweisheiten, die sich um das Licht und das Dunkel, die Sonne und den Mond, das Yin und Yang und all den anderen Scheiß drehen, aber, und das meine ich ernsthaft, all das existiert wirklich und es wird uns weiterhin das wahre Gesicht, von allem, was wir tun, zu Tage führen. Ich bin da keineswegs ausgenommen. Ich wusste mein ganzes Leben lang, bei jeder Entscheidung, die ich getroffen habe, dass ich eines Tages die andere Seite davon sehen werde und ich mich fragen muss, „Was kann ich daraus für mich ziehen?“ Auch wenn es sich dabei um die tückischsten, zermürbendsten oder schmerzhaftesten Momente meines Lebens handelt, diese unzähligen Male, die ich in meinem Leben diesen—in Anführungszeichen—Schmerz und Kummer gespürt habe, fand ich lange Zeit ungerecht. Ich hatte das Gefühl, als ob das Gleichgewicht des Universums zu meinen Ungunsten ausgerichtet sei. In meinen dunkelsten Momenten, mir fällt gerade keine bessere Beschreibung ein, in diesen Zeiten wurde mir bewusst, wie besonders der nächste Tag sein könnte, wenn ich einfach mal aufwachen würde. Wenn ich einfach nur eine andere Person gesehen oder jemandem ‚Hallo’ gesagt oder einfach mal tief durchgeatmet hätte—anstatt mich davon komplett vereinnahmen und mich in die Untiefen meiner eigenen, sehr gefährlichen und düsteren Gedankenwelt zerren zu lassen. In der Art von „Scheiß drauf. Das ist Scheiße und es ist sehr schlecht für mich und es ist einfach nur Traurigkeit—das ist Traurigkeit.“ Jetzt ist alles Post-Traurigkeit und ich sollte es zu schätzen wissen. Ich habe langsam angefangen, mich glücklich zu schätzen, dass ich aufgewacht bin. Ich schweife ab, das tut mir leid.

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Kein Grund zur Entschuldigung!
Meine aktuelle Freundin ist die Liebe meines Lebens und etwas, das mir sehr unerwartet zu Teil wurde, nachdem ich ein ganzes Album mit der Aussage geschrieben hatte, dass ich ein menschliches Wesen bin, das bedürftig nach Liebe ist, diese aber wegen meiner komplizierten Persönlichkeit und meiner vorherigen Erfahrungen mit Liebe, Vertrauen und zwischenmenschlichen Verhältnissen nicht unbedingt bekommen kann. Und dann plötzlich—auch hier haben wir wieder die Dualität—in dem Moment, in dem ich gerade dachte, „Ja, dann bin ich halt so und ich muss mich damit abfinden“, während ich also versuchte, meinen Frieden und Trost darin zu finden, wahrscheinlich niemals wahre Liebe zu erfahren, obwohl ich in mir wusste, dass das alles ist, was ich möchte, ist es passiert. Ich bin für die Frau, die ich jetzt in meinem Leben habe, extrem dankbar und fühle mich wahrlich beschenkt. Es hat meine Ansichten komplett geändert, aber jetzt nicht in dieser idealistischen Kino-Art. Es ist echt. Ich bin in sie verliebt. Und gerade wegen meiner dunklen Seiten ist diese Liebe das Mächtigste, was ich jemals gefühlt habe—wegen dem ganzen Hass, wegen der ganzen Aggressionen, wegen all der Momente, in denen ich die Tatsache ignoriert habe, dass so etwas überhaupt möglich ist. Wegen alledem habe ich die Liebe, die ich für diese Frau habe, verstärkt und intensiviert—und es ist einfach nur Wahnsinn. Um es kurz zu fassen: Wenn ich das kann, denke ich, dass ich anderen Menschen erklären muss, wer ich war und wer ich geworden bin, auch wenn es nur darum geht, ein Zeugnis abzulegen, in der Art von „Ich habe das geschafft!“ Und ich sage nicht, dass es sofort passiert oder das jedem Menschen widerfahren wird, aber es ist möglich. Wenn ich das in dem Zustand, in dem ich war, und unter diesen Umständen geschafft habe, dann kann jeder in etwas sein Glück finden. Es muss nicht unbedingt romantische Liebe sein, aber eben die Liebe zu sich selber. Das ist das, wobei sie mir gerade hilft. Sich in etwas zu verlieben, das du in jeder Form genießen kannst. Liebe ist etwas Großes und das Wort an sich ist schon ziemlich ausgelaugt. Ich suche nach einem neuen Blick auf Liebe, weil das, was ich für meine Freundin fühle und für die Leute, die uns auf dem Weg begleiten, den letlive. darstellt, diese Liebe jenseits von der in den Märchenbüchern ist, jenseits von der in den Filmen, jenseits der fünf Buchstaben. Es ist allumfassend und es ist nicht in Worte zu fassen. Es ist ein verdammt intensives Gefühl. Das ist es, was es ist. Wir haben die chemische Zusammensetzung noch nicht herausgefunden, wir haben es wissenschaftlich noch nicht fassen können, sie versuchen aber immer noch dahinter zu kommen und irgendwie entzieht es sich dennoch aller Logik. Wir wissen nicht, wie es funktioniert, und ich will es auch gar nicht wissen. Ich will es nur fühlen. Und das ist es, was ich bei jeder Gelegenheit tue. Sorry, das war jetzt viel zu lang.

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Nein, alles ist gut! Die Zeit wird zwar langsam knapp, aber ich muss gerade noch sagen, dass mir dein Tourmanager ziemlich leid tut. Er rennt pausenlos über die Bühne und ist bemüht, das Chaos aufzuräumen, das du hinterlässt. Kaufst du ihm vor jeder Show ein paar Süßigkeiten, um dich schon mal im Vorhinein zu entschuldigen?
Wir kennen einander, seit wir Kinder waren. Wir haben zusammen Shows organsiert, wir haben zusammen Shows gespielt, viele von uns sind miteinander aufgewachsen und er liest mich einfach wie ein Buch. Er hat eine gute Vorahnung, was Jason Aalon Butler treiben wird, und hat dieses gute Gespür für den Raum und ich glaube, er weiß schon vor mir, was ich tun werde, oder sieht wenigsten das Potential von dem, was ich tun könnte. Er sichert also alles in seinem Kopf für mich ab und ist immer für mich da. Er hält mir auch immer, wirklich jedes Mal, den Rücken frei. Er ist wie eine Art Schatten, der dafür sorgt, dass die Show sicher bleibt und über die Bühne gehen kann. Scheiße, ich sollte ihn eigentlich mal namentlich nennen, oder nicht? Richard Humphrey unserer Tourmanager/Stagemanager/einer unserer besten Freunde aus der Kindheit sorgt dafür, dass Jason Aalon bei jeder Show sicher ist und weitermachen kann.

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Du hast auch ein paar neue Dancemoves. Mir ist aufgefallen, dass du viel mit den Beinen wackelst. Was hat dich dazu inspiriert?
Um ehrlich zu sein, ich habe mich nur an das erinnert, was ich liebe. Ich liebe Funk. Ich bin mit Soul, R'n'B, Pop, Michael Jackson und James Brown aufgewachsen—ich mag sogar aktuellen Pop. Ich glaube, dass Bruno Mars noch richtig, richtig groß wird. Der hat auf jeden Fall Tanzunterricht genommen. Ich habe solches Zeug früher geliebt und das tue ich immer noch. Auch hier geht es nur darum, durch deinen Körper zu zeigen, wie du dich fühlst. Und manchmal sind meine Füße einfach so glücklich, dass ich sie gehen lassen muss!

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Das ist ein gute Schlussbemerkung. Gibt es noch etwas, was du loswerden möchtest? Irgendeine Erklärung, die du abliefern möchtest?
Ernsthaft, wenn ich das kann, würde ich etwas über dich sagen wollen und dir gerne danken, weil mit allen Dingen, die letlive. gemacht haben und machen werden, wird es immer die Menschen geben, die unsere Reviews schreiben und die uns besprechen und uns kritisieren werden, aber du, Mischa, du verstehst uns. Und das soll hier auch veröffentlicht werden—sag deinem Redakteur, „Lass das drin.“ Mischa, du verstehst es. Du bist nicht nur ein Anhänger oder Gönner von letlive., nein, du bist mein Freund. Und das ist es, worüber ich die ganze Zeit spreche. Das ist es, warum ich zu diesem Interview „Ja“ gesagt habe und „fuck you all“ zu den ganzen anderen, weil ich das nicht nur mit meinem Freund diskutieren möchte, der ehrlich zu mir ist in dem, was er sieht—auch hier wieder die Dualität—ich brauche jemanden, der ehrlich mit mir ist, egal ob es gut oder schlecht ist, und du bist definitiv einer von diesen Menschen. Und du bist der Grund, warum es weiterhin Journalismus geben sollte. Du bist die wahre Verkörperung von dem, was es heißt, ein Journalist zu sein, jemand der zeigt, wie Journalismus sein sollte—an all die Leute da draußen, die weiterhin nur Scheiße verbreiten und die Kunst des Journalismus beflecken: unterhaltet euch mit Mischa und dann könnt ihr vielleicht zurückkommen und mich wieder beschimpfen.

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Ich glaube, das ist das Netteste, was mir jemals jemand gesagt hat. Danke! Ich bezweifle aber, dass sie mich das mit reinnehmen lassen werden, aber ich werde es versuchen.
Ich hoffe für sie, dass sie das machen!

[Anmerkung der Redaktion: Da habt ihr euch getäuscht.]

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