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Wir haben die Kommentare zum Heldenplatz-Konzert nach Dummheit sortiert

Die Kommentare haben nicht lange auf sich warten lassen.

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Wenn sich über 100.000 Menschen am Heldenplatz versammeln, um ein Zeichen für Flüchtlinge zu setzten, kann man natürlich davon ausgehen, dass es Hansln gibt, denen das nicht passt. Gestern hatte ich eine längere Diskussion mit jemandem, der meinte, dass er es schlecht findet, was da am Heldenplatz passiert ist. Dass wir uns in drei Jahren anschauen werden, nichts mehr verdienen werden und Österreich untergeht. Ja, es war schwer ruhig zu bleiben und es war schwer, nicht durchzudrehen. Nun gut, jetzt haben wir noch drei Jahre Zeit, bevor unser Land von den bösen Flüchtlingen erklommen und ausgelöscht wird. Das sind drei Jahre, in denen wir uns einen Eistee einschenken können, uns auf unseren Lieblingsstuhl setzten können, ein bisschen Radio Stephansdom hören können und uns die Kommentare von Leuten durchlesen, die in ihre Unterhose gefurzt haben, während ich mit anderen Menschen am Heldenplatz gestanden bin. Nachdem sie ihren Furz inhaliert haben, haben sie diese Kommentare verfasst. Wir haben sie nach Dummheit sortiert, was nicht sonderlich einfach war, weil die Dummheit sehr gerecht auf diese Menschen verteilt wurde.

Platz 13—Ü er die Landesverrater

Einfach nur was? Dieser Herr hat im Event in einen Thread gepostet und wollte uns wohl mitteilen, dass Voices For Refugees nicht sein Ding war und wir keine Asylschmarother [sic!] unterstützen sollten. Ich glaube nicht, dass ich ganz verstehe, was er sagen will.

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VICE: Dieser Samstag war ein Triumph für Menschlichkeit.

Platz 12—Sehr bedenklich..

Ja, wo ist denn das Geld her? Die wichtigste Frage des Samstagabends. ES IST SEHR BEDENKLICH, DASS DIESE WICHTIGEN BEITRÄGE GELÖSCHT WERDEN!!!!11!!! Dieses Konzert hat die Welt um keinen Deut besser gemacht? Liebes, dann hattest du wohl einen traurigen Samstag. Mein Abend war großartig, er hat meine Welt besser gemacht und er hat die Welt für Menschen besser gemacht, die keine Zeit haben, auf Facebook beschissene Kommentare zu schreiben, weil sie damit beschäftigt sind, vor dem Krieg zu flüchten. Eine sehr seltsame Entwicklung. Und der Sänger der Toten Hosen hat sich nicht in usneren Wahlkampf eingemischt, sondern seine Meinung gesagt. Und das ist doch wohl erlaubt.

Platz 11—Die bösen Gutmenschen

Auf etwas kann man sich 2015 mehr verlassen als auf Miele: Dass irgendein Kaka-Mensch daherkrallt und mindestens ein Mal am Tag von den bösen Gutmenschen redet. Ich habe gerade einen Freund gefragt, ob er sich selbst gehuldigt hat. Zu meiner großen Überraschung hat er gesagt, dass er sich so sehr selbst gehuldigt hat, dass er gekommen ist. Am Samstag ging es ihm nur um die Selbstbeweihräucherung. Jetzt erzählt er überall, wie toll er sich findet, weil er dabei war. Nicht. Hat er nicht gemacht. Du Idiot. Weißt du wo die Menschen waren, die die Flüchtlinge versorgt haben? Vor Ort. In Traiskirchen, an den Bahnhöfen. Nur weil über 100.000 Menschen vor Ort waren, heißt das nicht, dass jeder den Luxus hatte, sich die Toten Hosen anzuhören. Nein, viele Menschen haben weitergemacht.

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Platz 10—Die Mama-Kind-Kiste

Nein zu Puls 4 ist also ein Ding. Meistens schenkt uns das liebe Internet ja tolle Dinge, aber auch Speibkotzki-Seiten wie diese. Die Seite wurde von wahrscheinlich sehr entzürnten Bürgern ins Leben gerufen, weil der bitterböse Sender Puls 4 Voices For Refugees übertragen hagt. Puls 4 kann das am pinken Arsch vorbeigehen, weil die Übertragung sehr viel mehr Menschen dazu gebracht hat, den Sender überhaupt wieder mal zu schauen. In einer Woche, wenn nicht sogar in ein paar Tagen ist eure Seite so umsonst wie das Herz, mit dem ihr nicht gelernt habt umzugehen. Oft geht blöd, gell? Mama, wieso müssen wir so viel Dummheit aushalten? Achja, als Nazi werden in meinem Umfeld nur Menschen bezeichnet, die auch Nazis sind. Insofern geht sich dieser lustige Spruch nicht aus. Niemand nimmt hier unsere Wohnungen weg. In meiner Wohnung wohnt kein Fremder, sondern ich. Auch bei meinen Freunden wohnt kein Fremder.

Zur selben Zeit hat sich die FPÖ am Viktor Adler-Markt gefeiert. Seht hier das Video dazu:

Platz 9—The ALL CAPS-Theory

Immer, wenn ich wie eine Rechte rüberkommen möchte, bediene ich mich des Caps-Locks um wichtige Wörter zu MARKIEREN. Dieser User hat nicht nur der großen Buchstaben, sondern auch der großen Worte bedient. Das „Häupl Begräbnis“ ist mir leider voll entgangen, obwohl ich dort war, wo jeder Wiener gerne mit Thomas Bernhard gewesen wäre. Mich hat es gefreut, dass Heinz Fischer so klare Worte gefunden hat. Das war kein Begräbnis sondern ein Statement, dass Leute wie du scheißen gehen können. Kein Bussi.

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Platz 8—Zahlen und Fakten

Awwwwww, manche Österreicher denken noch mit Ketchup und Mayo und Ketchup im Herzen. Das feiern wir doch glatt. Österreich ist ja auch ein schönes Land und ich mag unsere Berge und Seen, aber schöne Dinge kann man teilen. Es geht uns doch gut, warum sind manche zu neidig, ein bisschen von unserem Wohlstand weiterzugeben? Ich werde euch nie verstehen.

Platz 7—Vabrecha, iberoll Vabrecha

Es freut mich sehr, lieber Bumsti-Fan, dass du dich diese Wahl für die FPÖ entscheiden wirst und uns das alle wissen lässt. Heute morgen habe ich meinen Computer schon voller Spannung aufgeklappt, weil dein Kommentar ja kommen musste und ihn zu verpassen hätte meinen Wochenstart versaut. Weil du für mich der Quell der Inspiration bist, und auch ich KEIN VERBRECHER bin, finde ich den Strache dank dir plötzlich ur gut und werde ihn am 11. Oktober wählen. Danke, dass du mich zu dieser weisen Entscheidung gebracht hast. Deine Argumantation war auch zu gut, um ihr Stand halten zu können. Vote Strache! Nein jetzt mal im Ernst: Es ist klar, dass es kein Verbrechen ist, die FPÖ zu wählen. Demokratie und so. Jeder kann wählen, was er für sich am besten vertreten kann. Zwei Mal nachzudenken wär halt schön.

Platz 6—Position

Sich zu positionieren ist wichtig. Aber nein zu Refugees Welcome, nein zu Conchita, nein zu Häupl ist ein bisschen viel nein. Ich verstehe schon, dass derzeit ein bisschen viel passiert und einige Menschen aus Angst lieber gleich dagegen sind, als sich vorab mit dem Thema länger zu befassen. Wenn ihr zu diesen Menschen nein sagt, was meint ihr dann damit? Wer zu flüchtenden Menschen nein sagt, gehört zu dem Teil der Bevölkerung, für den ich mich aufrichtig schäme. Ich komme mit dem Schämen kaum mehr nach, aber keine Sorge, es geht sich aus. Ich hoffe, dass es mehr Menschen gibt, die nicht nein, sondern ja sagen.

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Platz 5—Konzert hat der Idee geschadet

Finde ich nicht. Warum sollte es schaden? An ein Thema wirksam heranzugehen, und drauf aufmerksam zu machen ist doch kein Schaden. Wenn dem so ist, dann kann man gleich zu Hause bleiben und jeglichen Aktivismus ignorieren, weil er ja nichts bringt. Das ist Blödsinn. Es ist auch Blödsinn zu sagen, dass so etwas die opossitionelle Seite stärkt. Es dürfte dann gar kein meinungstarkes Event stattfinden, wenn es damit die Gegenseite stärken würde. Dieses Argument ist eine self fulfilling prophecy und spiegelt einfach keine allgmeine Realität wider. Dieser Tag hat ganz richtig funktioniert, hat seinen Zweck erfüllt und hat Menschen vielleicht auch zum Umdenken gebracht.

Platz 4—Lemminge

Findest? Mir waren da zu viel Menschen mit Empathie. Eine Emparty quasi. Aber mal im Ernst. Da es sich hier offensichtlich um ein Photoshop-Bild handelt, ist diese Situation so niemals passiert. Ich weiß schon, dass es sich um ein „Sinnbild“ handelt, nur fehlt ihm halt jeglicher Sinn. Wenn du glaubst, dass hier plötzlich jeder den Koran liest, dann irrst du. Nur weil Menschen mit anderem Glauben in unser Land kommen, heißt das doch nicht, dass wir wie Lemminge konvertieren. Dieses Foto ist zu Hundert Prozent falsch. Auf allen Ebenen.

Platz 3—Flüchtlinge Willkommen ist kontraproduktiv und gefährlich

Bis jetzt kann das kleine Österreich mit dem „Asylansturm“ sehr gut umgehen. Tausende Menschen haben geholfen, haben gespendet und ein Zeichen gesetzt. Ich habe noch genug Platz hier und wenn ich nicht auf den Hauptbahnhof fahre, bekomme ich kaum etwas von dem „Ansturm“ mit. Und warum soll Flüchtlinge Willkommen gefährlich und kontraproduktiv sein? Natürlich gibt es Dinge, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen, aber ich halte es für sehr weit ausgeholt, hier das Wort „kontraproduktiv“ heranzuziehen. Diese Argumente, dass das „eine ganz gewöhnliche Anti-Strache-Kundgebung“ war, nervt auch maßlos. Es war ein Solidaritätsbekenntnis für Flüchtlinge. Dass Strache in diesem Konzept keinen vornehmen Platz eingenommen hat, hat er sich selbst erarbeitet. Kein Mensch müsste vor Strache warnen, wenn seine Politik nicht so fragwürdig wäre, oder?

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Platz 2—Wie lange gibt es Europa noch?

Europa wird nicht zerfallen, weil Menschen zu uns kommen. Mich würde interessieren, woher manche Menschen ihre Infos haben. Ich traue mich zu behaupten, dass wir in der Zukunft keine bürgerkriegsähnlichen Zustände haben werden und Europa wird nicht zerfallen. Nicht heute, nicht morgen und auch in den nächsten Jahren nicht.

Platz 1—Alle Refugees sind Terroristen

Achja? Womit kommt er denn? Woher weißt du das? Ich sage es immer wieder gerne: Ein Idiot macht noch kein Volk aus. Vorurteile sind einfach, ich weiß, aber nur weil jemand die Natascha im Keller einsperrt, heißt das nicht, dass jeder Österreicher eine Natascha im Keller habe.Wann werdet ihr endlich verstehen, dass ihr diese Bilder ausdrucken könnt, und euch damit euren Arsch abwischen könnt, wenn der Dünnschiss aus eurem Kopf es in die Kloschüssel geschafft hat?

Isabella ist ein dummer Gutmensch. Folgt ihr auf Twitter: @isaykah

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