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Interviews

Dizzee Rascal ist keine Rich Bitch (sagt er)

Dizzee Rascal wanderte von Rage über Riot zu Robbie (Williams). Wir haben mit ihm über seine musikalische Entwicklung gesprochen.

Dizzee Rascal hat sein fünftes Album veröffentlicht. Es heißt passenderweise The Fifth. Ziemlich genau zehn Jahre ist es her, dass der Junge aus East London sein erstes Album Boy In Da Corner veröffentlicht hat und sich quasi europaweit einen Namen machte. Dank ihm wurden viele Leute das erste Mal mit dem Begriff Grime konfrontiert und er verlieh einer ganzen Szene ein Gesicht. Über die Grenzen Englands hinaus war Grime gleich Dizzee Rascal. Wenn man den Geschichten glauben darf, entstand Grime in dem Bezirk Bow, jenem Bezirk aus dem Dizze Rascal kommt. Hat er früher seinem Namen „Rascal” (Deutsch: Bengel) in seiner Musik noch alle Ehre gemacht, findet sich auf seinem aktuellen Album Titel wie „Spend Some Money” und der Grime wurde gegen irgendwas zwischen EDM und den Black Eyed Peas eingetauscht.

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Noisey: Vor zehn Jahren ist dein erstes Album erschienen. Was ist das Wichtigste, das du über die Musikindustrie gelernt hast?
Dizzee: Nichts ist in Stein gemeißelt und alles ist immer in Bewegung. Man muss immer weitermachen und versuchen, dabei Spaß zu haben.

Wo wir gerade bei deinem ersten Album sind—kannst du heute noch dein erstes Album hören?
Ob ich mir mein erstes Album anhöre? Nein. Ich höre die Musik anderer Künstler, oder die Sachen an denen ich gerade arbeite.

Aber wie fühlst du dich, wenn du dein erstes Album jetzt hörst?
Ich habe dir ja gerade gesagt, ich höre es mir nicht an.

Hast du beim Schreiben deiner Lyrics noch immer einen Wettbewerbsgedanken?
Wettbewerb mit wem?

Mit dir selbst oder etwas, mit dem du dich versuchst zu messen? Besser sein als alle anderen.
Ich versuche, so gut ich kann zu rappen. Und vielleicht kommt danach dann der Vergleich, denn natürlich möchte ich einer der Besten sein.

Also besteht der Wettbewerb für dich noch immer darin, ein guter Rapper zu sein?
Ok, hör zu. Das habe ich dir gerade gesagt.

Okay… In deiner Musik ist mittlerweile weniger Wut zu hören. Sie scheint, fröhlicher geworden zu sein. Wie kam es zu diesem Wandel?
„I'm rich, bitch.” Nein, eigentlich nur durch die Erfahrungen, die ich durch meine Musik in den letzten Jahren auf der ganzen Welt sammeln konnte. Ich habe verschiedene Leute getroffen, und mit diesem Album wollte ich besonders die vielen schönen und guten Dinge thematisieren, die ich in den vergangenen Jahren erlebt habe. Deshalb ist es ein fröhliches und positives Album geworden. Es gibt ein paar Songs, wie „Bang Bang”, die etwas reflektierter sind und nicht ganz so fröhlich, aber im Großen und Ganzen, ist es ein Album geworden, das die Leute glücklich machen soll und wann immer sie gut drauf sein wollen, hören sie sich die CD an.

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Wie wichtig ist es dir, Erfolg in Amerika zu haben?
Ich weiß nicht. Ich wäre gerne erfolgreich in Amerika, aber im Grunde wäre ich gerne auf der ganzen Welt erfolgreich. Der Erfolg in Europa ist mir genauso wichtig.

Du hast eine gute Beziehung zu Tinie Tempah?
Ja.

Redet ihr manchmal darüber, wie es für einen englischen Künstler ist, in Amerika CDs zu verkaufen?
Nicht in letzter Zeit. Ich habe erst heute mit ihm gesprochen, aber nicht über unseren Erfolg in Amerika.

Was sagst du zu Leuten, die sagen, dass sie den alten Dizzee wieder haben wollen?
Ich habe ein paar Mixtapes gemacht, auf denen ich auch alte Sachen gemacht habe. Aber ich mache mir mehr Gedanken über den neuen Dizzee.

Ich bin mir nicht sicher, denn ich lebe nicht in England, aber gibt es dort auch eine Sell-Out Debatte. Denn wir haben das Gleiche mit einigen deutschen Künstlern.
Ja, das passiert überall. Wenn du ein gutes Album machst, gibt es immer Leute, die sich wünschen, dass du genau das Gleiche noch mal machst. Das passiert sogar den Besten. Das ist doch auch genau das, was gerade mit Snoop Dogg passiert.

Das Stimmt. Aber existiert das Thema Sell Out in England auch?
„Fuck man!” Das ist die gleiche Scheißfrage, nur anders formuliert, frag mich etwas anderes.

Wie wichtig ist dir Geld?
Das kommt ganz auf die Situation an. Geld ist wichtig, wenn du dir Essen kaufen willst.

Aber ist Geld für dich ein Antrieb, um Musik zu machen?
Nein. Die Reaktion der Leute ist das, was mich dazu treibt, Musik zu machen.

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Also geht es dir um das Feedback?
Ja genau. Ich habe schon Musik gemacht, als ich noch kein Geld hatte. Jeder weiß das, denn davon handelte mein erstes Album.

Kannst du mir ein bisschen was über den Song mit Robbie erzählen?
Im Grunde kam es dazu, als ich den Track in L.A. aufgenommen habe. Damals habe ich ihn schon sehr geliebt und dachte mir, ich will dafür jemanden wirklich Guten haben. Robbies Name fiel in einem Meeting mit meinem Management und ich sagte, ich wäre einverstanden, unter der Bedingung, dass ich dabei bin, wenn er es aufnimmt. Denn in den vergangenen Jahren sind so viele Lieder aufgenommen worden, ohne dass ich dabei war, als der andere Künstler seinen Part aufgenommen hat. Also bin ich zu seinem Haus in L.A. gefahren und wir haben es innerhalb von anderthalb Stunden aufgenommen und die restliche Zeit zusammen gechillt. Es hat Spaß gemacht.

Du hast sehr viele Leute auf deinem Album. Nach welchen Kriterien hast du sie ausgesucht, oder wie sind diese Zusammenarbeiten entstanden?
Meinst du Produzenten oder Künstler?

Künstler.
Zum Beispiel mit will.i.am hatte ich den Song schon fertig. Der dänische Produzent Jonas Jeberg hat den Song produziert, den ich durch Jean-Baptiste kennengelernt habe, der wiederum einige andere Songs auf dem Album produziert hat.
Also habe ich diesen Song von Jonas ausgesucht, ich hatte bereits ein paar Lyrics geschrieben und Jean schrieb noch ein paar Hooks und das hörte sich dann schon ziemlich gut an. Ein paar Monate später habe ich den Song zu will.i.am geschickt und er hat es innerhalb einer Woche zurückgeschickt. Und alles war gut.

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Was ist das besondere an dem Song „H-Town“?
Ich habe Bun-B getroffen, das war 2004. Schon zu dieser Zeit war er einer meiner Lieblingsrapper. Und als ich ihn dann schließlich kennengelernt hatte, wurden wir gute Freunde. Immer, wenn ich in Amerika bin, treffen wir uns.

Es ist also eine enge Freundschaft?
Ja, eine enge Freundschaft.

Gibt es in deinem Kopf schon den nächsten Schritt nach dem Album?
Nein. Ich habe in den letzten vier Jahren kein Album rausgebracht und bin momentan einfach gespannt, wie das neue Album ankommt.

Folgt Sascha bei Twitter—@DeutscheWorte

Das Album The Fifth ist bei Vertigo Berlin (Universal) erschienen. Holt es euch bei Amazon oder iTunes.

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