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Abschiebung

Haben die österreichischen Behörden einen jungen Afghanen in den Tod geschickt?

Abdul Ghafor Jalalzai ist am Mittwoch aus Wien abgeschoben worden, obwohl er zuletzt massiv bedroht wurde und in Afghanistan getötet werden könnte.

Im November 2015 suchte der heute 23-jährige Abdul Ghafor Jalalzai erstmals in Österreich um Asyl an. In Afghanistan wurde Abdul von den Taliban bedroht, da er in seiner Heimatstadt Ghazni als Soldat für die regierungstreuen Truppen kämpfte.

Der Asylantrag wurde abgelehnt und auch ein Ansuchen um subsidiären Schutz wurde von den österreichischen Behörden nicht genehmigt. Abdul habe einen Bruder in Kabul, zu dem er gehen könnte, so die Begründung.

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Am Montag wurde Abdul schließlich von der Polizei abgeholt und ins Polizeianhaltezentrum Rossauerlände (PAZ) gebracht. Am Mittwochvormittag landete er in Kabul.

Abduls Rechtsberater gab noch am Dienstag gegenüber VICE an, dass eine Abschiebung Abduls nach Afghanistan den sicheren Tod für den 23-Jährigen bedeuten würde. Abdul habe sich in den letzten Monaten intensiv mit dem Christentum auseinandergesetzt. Das habe sich auch in seiner ehemaligen Heimat herumgesprochen und Abdul habe in den letzten Monaten mehrere Drohbriefe bekommen.

"Komm nicht hierher, sonst bringen sie dich um."

Tatsächlich heißt es in einem Brief an Abdul Ghafoor Jalalzai von dessen Bruder, der VICE vorliegt: "Ghafoor, ich muss dir etwas Wichtiges mitteilen […] Du hast auf Facebook einige Fotos veröffentlicht, wo du bei einem Weihnachtsbaum stehst. Diese Bilder wurden in unserer Gegend gesehen und die Opposition [die Taliban, Anm.] hat es auch mitbekommen. Sie sind auf mich und dich böse und bedrohen mich andauernd. Warum hast du solche Bilder von dir gemacht?"

Abduls Bruder schildert in dem Brief weiter, dass ihn ein Mullah angerufen hätte, der die Fotos ebenfalls gesehen habe. Der Mullah habe ihm gesagt, dass Abdula bereits einen Fehler begangen habe, als er zur afghanischen Armee ging und nun in Europa auch noch ungläubig geworden sei. "Er hat mich deinetwegen bedroht und verlangt deinen Tod", schildert Abduls Bruder das Gespräch in drastischen Worten.

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Der Brief endet mit der Warnung, Abdul solle keinesfalls nach Afghanistan zurückkehren. "Jetzt ist nicht nur die Opposition dein Feind, sondern alle Leute sind jetzt deine Feinde. Komm besser nicht zurück. Ich kann weder auf dich noch dein Leben aufpassen. Komm nicht hierher, sonst bringen sie dich um."

Neben dem drastischen Brief von Abduls Bruder, aus dem eindeutig hervorgeht, dass Abduls Leben in Afghanistan in massiver Gefahr ist, liegt VICE außerdem ein Krankehausbericht des Landesklinikum Baden-Mödling vor, der Abdul als suizidgefährdet einstuft.

Beides lag auch dem Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl vor. Dennoch ist der Entscheid der Behörde eindeutig: "Es kann daher weder unter Berücksichtigung der allgemeinen Lage in Afghanistan, noch unter Berücksichtigung Ihrer persönlichen Situation vom Vorliegen außergewöhnlicher Umstände ausgegangen werden, […] welche eine ernsthafte Bedrohung des Lebens oder der Unversehrtheit infolge willkürlicher Gewalt im Rahmen eines internationalen oder innerstaatlichen Konfliktes mit sich bringen würde."

Abduls Rechtsberater, der den Entscheid bis zu letzt bekämpft hat, will nun Beschwerde wegen Verfahrensmängeln einreichen. "Allerdings wird das Abdoul nur mehr herzlich wenig helfen. Denn im Todesfall erlischt der Antrag auf Schutz automatisch", erklärt er gegenüber VICE.

Paul auf Twitter: @gewitterland

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