
Nun, hast du dich jemals gefragt, wie sich diese Leute während der zehn Monate im Jahr, in denen kein kroatisches Festival rund um eine Mondfinsternis stattfindet, die Zeit vertreiben? Willst du nicht auch wissen, was für Musik Hippies heutzutage hören, nun da Bob Dylan Werbung für Unterwäsche macht und Reggae nur noch von Drogenmord und dem Abknallen von Homosexuellen handelt?
Du musst dir nicht länger den Kopf darüber zerbrechen. Die Antwort auf diese Fragen lautet Psytrance. Für die Uneingeweihten unter euch: Psytrance ist der Sound und der Look von Europas neuer Hippiebewegung.

Jeder weiß, dass Psytrance existiert, aber keiner versteht, wie und warum. Es ist eine durch und durch esoterische Bewegung, die mich schon immer ein bisschen fasziniert hat.Aus diesem Grund beschloss ich, dass es Zeit wurde, die Psytrance-Gemeinde ohne Rücksicht auf Verluste zu infiltrieren.


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Das Schlimmste daran: Die Musik hört niemals auf. Dir wird keine einzige Atempause von diesem kontinuierlichen Bonuslevel-Gedröhne und dem „DAGA-DAGA!“-Bass der Synthesizer gegönnt. Man wartet auf eine irgendwann eintretende Pause, damit alle ihre Hände gen Himmel strecken und die holografische Swatch-Uhr anbeten können. Aber vergebens.
Es hört einfach abrupt auf und sofort übernimmt ein neuer Track, der, bis auf die Tatsache, dass er einen Soundeffekt weniger hat, exakt gleich klingt.
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Schau sie dir an—sie sehen aus, als wären sie alle zu einer rollenden, gestaltlosen, schwitzenden Nylonwolke aus modifizierten Glückshormonen verschmolzen.


Ungeachtet der Tatsache, dass mein Gehirn mittlerweile seit Stunden von der Musik beschallt worden war, und ungeachtet der traumhaften Szenen, die sich direkt vor meinen Augen abspielten, ist es der Geruch, der mich bis an mein Lebensende verfolgen wird. Vermische den Duft von Hanfjacken und verfilzten Dreadlocks mit dem Aroma mangelnder Körperhygiene und du erliegst einem nervenaufreibenden Angriff dieser drei ziemlich ähnlichen Gerüche.
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Ich bin immer davon ausgegangen, dass im Club einzuschlafen, eines der Dinge ist, die dazu führen, dass die Türsteher dich rausschmeißen, noch bevor dein Kopf überhaupt die Armlehne berührt. Hier schien das allerdings OK zu sein. Ich wurde unsicher, inwieweit der den Psytrancern nachgesagte ultimative Rausch der Wahrheit entsprach.
Es gab ein paar wenige echte Drogenprofis (und ich muss der Fairness halber gestehen, dass ich nicht bis zum bitteren Ende durchgehalten habe), aber waren die Anderen auch nur in irgendeiner Weise schlimmer als die Leute, die man an jedem beliebigen Sonntagmorgen aus irgendwelchen anderen Dissen stolpern sieht? Ich denke nicht. Die Leute dröhnen sich heutzutage überall zu, in der Welt des Psytrance scheint es sich dabei nur etwas mehr um einen zentralen Lebensstilgrundsatz zu handeln.

Es ist leicht, reiche Hippiekids und Eurotrash-Hostel-Hoppers, die sich hier aufhalten, zu verspotten, aber Psytrance ist eine Gegenbewegung im wahrsten Sinne. Die Musik ist harsch, die Klamotten sind seltsam, die Drogen haben es in sich, und die besten Partys sind illegal.
Psytrance ist keine Szene, der du halbherzig beitreten kannst. Niemand feiert an Orten wie diesem seinen Geburtstag—es ist zu intensiv und zu esoterisch für den normalen Partygänger. Wenn es eine Einstiegslevelversion gibt, dann war das vermutlich diese Party, und trotzdem war es eine der verwirrensten, ungewöhnlichsten Partys, auf denen ich jemals feierte.
Psytrance fühlt sich an wie ein seltsames Tier, das plötzlich entdeckt wurde, ohne das irgendjemand wusste, woher es kommt—ein komplett anderes Biest. Es gibt nicht mehr viel da draußen, was es schafft, die Leute wirklich zu erschüttern.
Nachdem das gesagt wurde: Nächstes mal, wenn ich mich ein bisschen euphorisch fühle, werde ich mich wahrscheinlich doch eher für N-Trance denn für Psytrance entscheiden.