Der Ding-Erklärer-Comic erläutert Raketenwissenschaft in idiotensicherer Sprache

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Der Ding-Erklärer-Comic erläutert Raketenwissenschaft in idiotensicherer Sprache

Könntest du deinen Beruf nur mit den 1000 am häufigsten verwendeten deutschen Wörtern beschreiben? Randall Munroe von xkcd hat ein ganzes Buch daraus gemacht.

Man kann alles so erklären, dass es sogar Kinder verstehen—frag mal die Redaktion von „Sendung mit der Maus". Aber niemand hat behauptet, dass das Vereinfachen einfach sei.

Das weiß auch der ehemalige NASA-Raketeningenieur Randall Munroe, der mit seiner wissenschaftlichen Webcomic-Seite xkcd mindestens in der englischsprachigen Internet-Welt ein stiller Star ist.

Dreimal pro Woche veröffentlicht Randall einen minimalistischen Cartoon über Mathematik, Physik, Nerdkultur, das Internet oder Philosophie. Mal sind die Witze für alle verständlich, mal sind die Pointen eher schwierig für Nichteingeweihte (oder Nicht-Quantenphysiker) zu begreifen. Immer jedoch sind die im simplen Stil gehaltenen Strichmännchen-Comics wissenschaftlich akkurat und fast immer auch ziemlich lustig.

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In Sinne des Kampfes gegen den wissenschaftlichen Elitarismus hat Randall nun sein erstes Buch fertiggestellt, das die Kluft zwischen Laien und Profis weiter schließen soll (und das Ende des Jahres auch auf deutsch erscheinen wird): Der „Dinge-Erklärer" stellt komplizierte Sachverhalte, Maschinen oder wissenschaftliche Konzepte dar—und zwar so unglaublich einfach, dass sie auch der allerletzte versteht.

Das schafft Randall mit seinen klaren, fluffigen Zeichnungen im Großformat und erklärenden Anmerkungen, die nur aus einem Vokabular der 1000 am häufigsten gebrauchten Wörtern im Englischen zusammengesetzt sind. Keine leichte Aufgabe.

So geht es in dem Buch zum Beispiel um „die großen flachen Steine, auf denen wir leben" (tektonische Platten) oder „die kleinen Wasser-Säckchen, aus denen wir gemacht sind" (Na? Zellen!).

Hier wird mal eben die Funktionsweise einer Saturn V-Rakete erklärt, dem „Up-Goer Five":

Inspiriert von Randalls Dinge-Erklärer forderte ein regelmäßiger xckd-Leser seine Follower zu einer kleinen Challenge heraus: Beschreibe deinen Beruf, dein Projekt oder irgendeine komplizierte Idee in einem Text—aber nur mit Hilfe der 1000 am häufigsten benutzten Wörter einer Sprache. Forscher erklären, was sie machen, so dass es jeder kapiert—eine ziemlich geniale und universal anwendbare Idee, die schon viele Fans in der Wissenschaftscommunity gefunden hat.

Hier im Up-Goer Five-Textfeld von Theo Sanderson kannst du das selbst mal versuchen und dir die Zähne an der Vereinfachung der Vereinfachung ausbeißen. Sobald es nach viel Schwitzen doch geklappt hat, kannst du dazu unter dem Hashtag #upgoerfive einen Permalink zu deinem Text twittern und alle an deinen Erläuterungen teilhaben lassen. Als barrierefreier Ideenaustausch, sozusagen.

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Bei Ten Hundred Words of Science werden alle Einreichungen gesammelt. So sind schon großartige Texte über Genmutation und Vererbungsregeln entstanden; oder über die genauen Arbeitsweise einer urbanen Hydrologin („Ich untersuche, wie die Leute in der Stadt Wasser nutzen, meistens zu viel, und was das für die anderen Lebewesen in der Stadt bedeutet"), über Diabetes, komplexe Algebra und eben auch über Raketen.

Die Wissenschaftsvermittlung scheint zu funktionieren:

Carter's secret rocket building lab #futurerocketscientist #upgoerfive #xkcd @SpaceX @elonmusk @xkcd pic.twitter.com/WTTXKyfT3d
— Josh Rouse (@rousejosh) July 29, 2015

Angebote wie dieses gibt es schon einige, zum Beispiel als Zeitung in leichter Sprache oder Wochenmagazin-Features, die von einer spezalisierten Redaktion extra umgeschrieben wurden, um ein größeres Publikum zu erreichen. Aber nicht nur Menschen mit Leseschwierigkeiten können von diesen Angeboten profitieren. Auch wer gerade deutsch lernt und an den für unsere Sprache so typischen Bandwurmsätzen verzweifelt, kann beispielsweise die langsam gesprochenen Nachrichten der Deutschen Welle anhören.

Dabei fällt etwas Verblüffendes auf: Egal ob Down-Syndrom oder Griechenlands Schuldenkrise thematisiert werden: Es braucht die ganzen aufgeblasenen Worte gar nicht. Man versteht die wichtigsten Begrifflichkeiten insbesondere in leichter Sprache, kommt sogar schneller zum Kern der Sache—und schließt niemanden aus.

Hier ist zum Beispiel ein kleiner pointierter Essay auf Ten Hundred Words of Science über den Beruf, den wir uns hier in der Motherboard Redaktion ausgesucht haben: „,Fickt euch, Wörter!' sag ich, und sie sagen: ,Fick dich auch!' (…) Dann machen wir Pause. Die Wörter und ich atmen tief durch. Ich bringe Wörter zum Laufen. Ich schreibe."