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des kaisers beste anekdoten

Franz Beckenbauer weiß nichts von schwarzen Kassen, doch Anekdoten kennt er bis ins Detail

Der Kaiser meldet sich endlich zu Wort. In seinen Interviews mit Sky und der SZ erzählt teilweise bis auf den Wortlaut das Gleiche: Er kann sich an schwarze Kassen nicht erinnern. Dafür kennt der Lebemann seine Anekdoten haargenau bis ins Detail.
Foto: Imago

Franz Beckenbauer war eine Lichtgestalt, ein Kaiser. Mit den Vorwürfen von schwarzen Kassen und Schmiergeldzahlungen um die Vergabe unseres Sommermärchens rückt der noch amtierende Kaiser jedoch immer mehr als einer der wichtigsten Zeugen und vielleicht auch als eventueller Mittäter in den Vordergrund. Wochenlang schwieg er, jetzt meldete er sich zu Wort. In seinen ersten beiden Interviews mit der Süddeutschen Zeitung und mit dem TV-Sender Sky, die beide übrigens durch verdächtig gleiche und fast schon auswendig gelernte Wortlaute übereinstimmen, gibt sich der 70-Jährige ziemlich ratlos. Der Tenor: Ich wollte diese WM unbedingt und habe alles unterschrieben, aber hatte keine Ahnung von irgendwelchen Ungereimtheiten und kann mir so etwas sowieso nicht vorstellen. Scheinbar lagen ihm über die Jahre zu viele Verträge vor und die Reisestrapazen waren zu groß, um sich auch nur an das kleinste Detail erinnern zu können. Für einen Moment kauft man dem naiven und so unbeholfenen Lebemensch Beckenbauer seine völlige Unschuld ja ab, aber dann erzählt er von irgendwelchen Anekdoten an Seen und genauen Wortlauten alter DFB-Präsidenten, die ebenfalls Jahre her sind und an seiner totalen Unwissenheit zweifeln lassen. Wir haben diese scheinbar unwichtigen Dinge und die wohl einschlägigsten Erinnerungen aus beiden Interviews protokolliert.

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An was er sich erinnern kann:

Das Bewerbungspapier, das Bidbook, das ich 1998 damals im Herbst der Fifa übergeben habe, umfasste 1212 Seiten.

„Eine Weltmeisterschaft zu bekommen war ein Geschenk des Himmels", habe ich damals gesagt.

Ich habe zu Egidius Braun damals gesagt: "Herr Braun man kann alle vier Jahre Weltmeister werden, weil alle vier Jahre eine Weltmeisterschaft stattfindet, aber eine Weltmeisterschaft zu bekommen, diese Chance hast du nur ein mal im Leben!"

Ich war der erste der dazu (Anm. d. Red.: zur Aufklärung) beigetragen hat bei Freshfields auszusagen (Anm. d. Red.: ermittelnde Kanzlei). Ich habe diesen Leuten über drei Stunden Rede und Antwort gestanden.

Der Fedor Radmann ist in den Zürichsee gesprungen, ich bin am See spazieren gegangen und hab' gewünscht, dass es ein gutes Ende nimmt. Ich weiß noch, wie der Fedor immer sagte: „Das machen wir, das machen wir…" (Beckenbauer zum Tag der WM-Vergabe am 6. Juli 2000)

Wenige Tage vor der Abstimmung, am Rande des EM-Finales Italien–Frankreich, am 2. Juli 2000 in Rotterdam, kam er zu mir: Du Franz, ich muss mit dir reden–und da hat er mir die Geschichte erzählt, wie sehr er unter Druck gesetzt wird. (Beckenbauer über den Neuseeländer Charles Dempsey, der die WM-Vergabe entschied)

Die Verbände, die sich es leisten konnten, sind auch dafür da die ärmeren zu unterstützen. Das hat schon seine Berechtigung. Das einzige was mich stört, ist das Datum. Das war am 2. Juli (Anm. d. Red.: Im Jahr 2000) und man kam schon in die nähe der Entscheidung. Die war am 6. Juli in Zürich. Da könnte man vielleicht eine mögliche Bestechung oder Stimmenkauf annehmen, was natürlich nicht war. Die Absicht war anders.

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An was er sich nicht erinnern kann:

Ich weiß nicht, wohin sie (Anm. d. Red.: die ominösen 6,7 Millionen Euro) geflossen sind

Eine Schwarze Kasse der Fifa kann ich mir nicht vorstellen. Das weiß ich nicht.

Ich weiß nicht, wo das Geld hingeflossen ist, weil ich die Überweisung nicht gemacht habe.

Ich habe damals, was weiß ich, alles Mögliche unterschrieben. Das ist schwierig, weil da hätte man schon ein bisschen besser aufpassen sollen.

Weil Sie ein besseres Gedächtnis haben. Ich weiß es wirklich nicht.

Beckenbauer auf die Frage der SZ: „Wenn wir einen Schuldschein über zehn Millionen Franken unterschrieben hätten, dann wüssten wir das."

Das weiß ich nicht.

Beckenbauer auf die Frage, ob Theo Zwanziger entscheidend beteiligt war.

Das ist 15 Jahre her und bei über 330 Tagen da noch zu wissen, was ich gesagt habe und was ich unterschreiben habe und warum. Ich glaube das ist ein bisschen zu viel verlangt.

Was er weiß und irgendwie doch nicht weiß aka. die Theorie des Zauberers:

Ich habe damals soviel unterschrieben. Es kann sein, dass ein Zauberer irgendwas herauszaubert aus einem Papierkorb oder aus einem Safe oder aus einem Aktenschrank. Ich weiß es nicht. Aber ich glaube langsam reicht es.

Ja, dann warten wir mal auf den Zauberer…

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