HIGHGATEs/t LPVendettaDie Art von Extrem-Doom, die dem Wirkprinzip der Monotonie so sklavisch gehorcht, dass selbst mäßig Multitasking-begabte Musiker parallel zum Spielen noch die Steuererklärung oder ein paar Sudoku-Rätsel abfertigen könnten. Außer der Sänger, der hat sich ganz darauf zu konzentrieren, seiner Kehle aus Leibeskräften Blutstaub zu entlocken. Lange überfälliges Vinyl-Release dieses schon drei Jahre alten Genre-Manifestes. Enthält ein Inlay, dessen Schockwirkung den Maschinen des beauftragten Presswerkes nicht zugemutet werden konnte und deshalb durch den nächsten Kopierer gejagt werden musste. Need more incentives? Wohl kaum.SLOMO BEN AMITHE INCREDIBLE KIDDA BANDToo Much, Too Little, Too Late 2xLPRed LoungeDie Kidda Band war ihrer Zeit einfach weit voraus. Sieh dir nur das Cover an: Vokuhila in sämtlichen denkbaren Nuancen, sleeveless Tees in Kindergrößen, Vintage Adidas Sneaker. Zeig mir eine Ecke in Camden, in der sich heutzutage nicht solche Burschen zusammenrotten. Dazu dieser göttliche Pop-Punk, den die Welt damals nicht zu brauchen glaubte, weil sie schon mit den Ramones bedient war. Völlig zu Recht kommt hier die rehabilitierende Wiederveröffentlichung ihrer frühen Demos und wenn deine Eltern bei der Erstveröffentlichung geschlafen haben, dann ist es jetzt an dir, ihr Versagen auszugleichen.JUST KIDDINGOUTDOORSMENShit Will Happen 10"Red LoungeTexte, die tief gehen in ihrem poetischen Zauber und dem Hörer Herz und Hosen öffnen. Beispiel gefällig? „Hanging out at the video arcade / Playing Pac-Man cause I can’t get laid.“ Klassisches Coming-of-age-Motiv, das auch die Generation von Slackern mitsummen darf, die sich inzwischen vor der Playstation festgesessen hat. Genauso immergültig, wenn auch nicht unbedingt spektakulär ist die umschließende Auslegung von Punkrock: schnell, sehr schnell, roh und dreckig.DUKE NUKEMADAM PORTSomeone to Love 12"keinemusikWenn DJs zu Distinktionsgewinnlern werden, spielen sie prinzipiell die B-Seite. Die A-Seite überlassen sie der auf Nummer sicher gehenden Mehrheit. Diese kauzige Spezies dürfte mit der vorliegenden Veröffentlichung ihre Probleme haben, denn auf B befindet sich der Vinylbonus einer schon zwei Jahre alten Port-Nummer. Und laut Techhouse-Katechismus wird das Spielen alter Kamellen (VÖ > vier Wochen) mit uncoolem Image bis zum Curfew bestraft. Aber: Die auf Nummer sicher gehende Mehrheit hat mit dieser A-Seite eine scharfe Waffe zur Hand, die im kommenden Monat jede Peaktime in den Exzess kippen lassen dürfte.SAY NO TO ANOTHER EXPOMONDO RAYHypnotized 7"Windian RecordsAn dieser Stelle wurden schon wahre Lobeshymnen auf diese körperlich in Bayern verhafteten, geistig aber in San Diego beheimateten GaragePunk-Sympathen verfasst. Diese neue, zwei Stücke enthaltene, sich in ihrer Spielzeit auf das Allerwesentlichste beschränkende Single garantiert einmal mehr: Sollten uns hier jemals die Worte fehlen, wird das hymnische Songwriting dieser Typen problemlos für sich selbst sprechen.FRANZ ANTON MESMERALEX CUERVOHallo mein Name ist 7"Red LoungeMr. Cuervo stellt sich hier in aller Freundlichkeit vor, dabei dürfte er Kennern des angewaveten Einzelkämpferpunkrocks längst ein Begriff sein. Er ist einer von den Hex Dispensers und hat vor gar nicht allzu langer Zeit bereits ein ordentliches, Hooklines zu Backpfeifen aufstachelndes Viertrackpfund in die Diskografie von Trouble In Mind gedrückt. Diese beiden Stücke hier gehen etwas subtiler vor, gehören aber immer noch zu den gegenwärtigenmust havesdes Genres.CARRY WEIN FORTANNE-JAMES CHATON/ANDY MOORTransfer /3: Flying MachinesUnsoundsMusik soll ja auch mal den Finger in die Wunde legen, Abgründe aufwerfen, Konfrontation suchen. Folgender Vorschlag: Beschalle dich mit dieser Soundkomposition aus geborgenen Flugschreib-eraufzeichnungen, den Funksprüchen nervöser Fluglotsen und der monologischen Aufzählung der verheerendsten Flugzeugkatastrophen während deines nächsten Interkontinentalfluges auf Dauerrepeat. Bei der Ankunft dürftest du endlich gereinigt und angstfrei oder an einem Herzinfarkt gestorben sein.JEAN PIAJETBUM KHUN CHA YOUTH/JENS FRIEBECliquenedition #2self releasedMal wieder Post von Linus Volkmann. War ja klar, reicht man ihnen den kleinen Finger, schicken sie die Folgekapitel ihrer Klüngelexperimente gnadenlos hinterher. Bum Khun Cha Youth diesmal mit Fischerspooner schändendem Electroclash, in dessen Rahmen trotz unverfänglichen Themas die Zeile „Ich schäme mich für Deutschland“ gedroppt wird. Nicht schlecht. Rückseitig Jens Friebe, der die Luise-Pop-Sängerin Vera Kropf hinzuzieht, der gewohnt souverän, diesmal aber auf Englisch abliefert und in dieser Stimmfarbe den einen oder anderen Paul-Heaton-Vergleich provozieren wird. Wir erkennen eine Steigerung zum Auftaktrelease.GINGER ALE ROGERS
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