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Gesundheit

Endlich sagt's mal einer: Die Fünf-Sekunden-Regel ist Schwachsinn

Ihrer solltet echt damit aufhören, die Wurst von eurem dreckigen Küchenboden in den Mund zu stecken. Und das sagen nicht nur wir.
Hilary Pollack
Los Angeles, US

Folgendes Szenario dürfte euch bekannt vorkommen: Ups, dir ist deine Tüte Gummibärchen vom Weg von der Küche zum Sofa aus den Händen gerutscht und jetzt sind sie überall auf dem Boden verteilt. Kein Problem—du sammelst sie einfach schnell auf, gibst sie zurück in die Tüte und tust so, als wäre nie was passiert. Solange du das innerhalb von fünf Sekunden geschafft hast, sind sie ja schließlich blitzblank und deshalb kannst du sie auch ohne Bedenken noch vor dem Fernseher naschen. Stimmt's?

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Aber dann lässt du versehentlich ein Kartoffelchip auf den Boden fallen, das du davor noch in die leckere Guacamole getunkt hast. Als du es wieder aufhebst, siehst du, wie kleine Fussel an den Avocado-Stücken kleben. Iiiiiiih. Plötzlich stellst du die Fünf-Sekunden-Regel infrage. Dunkle Wolken tun sich über dir auf. Es herrscht Chaos.

Es gibt gute und schlechte Neuigkeiten. Experten hatten die Nase gestrichen voll von der weit verbreiteten Annahme, dass es in Ordnung sei, Essen vom Boden noch zu essen, solange man es innerhalb von fünf Sekunden aufhebt. Essen ist natürlich nicht gleich Essen. Eine Praline ist natürlich härter und weniger klebrig als eine Kugel Vanilleeis. Was darfst du also vom Boden aufklauben und in den Mund stopfen und was besser nicht?

Anfang der Woche wandte sich Daily Mail Australia wegen einer Lebensmittelsicherheitskampagne anlässlich des Weltgesundheitstags am 7. April an das australische Informationszentrum für Lebensmittelsicherheit. Die Pressesprecherin Rachelle Williams war nicht gerade begeistert von unserer hochgelobten Regel. „So etwas wie eine Fünf-Sekunden-Regel gibt es nicht", sagte sie zu der Tageszeitung. „Das ist ein Mythos, wir sprechen absolut keine Empfehlung aus."

Sie merkte an, dass manche Lebensmittel sicherer sind, nachdem sie auf den Boden gefallen sind, als andere. Das hänge davon ab, wie viele Bakterien ein Objekt während der Zeit auf dem Küchenboden aufnimmt und das wiederum ist von der Größe, der Konsistenz und der Zusammensetzung deines Snacks abhängig. Bakterien gedeihen an feuchten Orten am besten: auf Wurst, aufgeschnittenen Früchten, in einem Glas Milch oder einer Schüssel Nudelsalat.

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Wenn du dein Nutellabrot wieder mal mit der beschmierten Seite nach unten auf den Boden fallen lassen hast, ist es also äußerst unratsam, die Fünf-Sekunden-Regel anzuwenden. Gib ihm ein Abschiedsküsschen (nicht buchstäblich!) und schmeiß es in den Mülleimer. Williams sagt, „jegliches feuchte Essen ist potentiell gefährlich".

Trockene Lebensmittel wie Chips oder Bonbons (aber nicht, wenn du sie schon mit deiner Spucke befeuchtet hast!), Kekse, Cracker und Nüsse sind hingegen viel weniger anfällig, ein Tummelplatz für Bakterien zu werden.

Die RMIT University hat diese Woche auch ein Video veröffentlicht, in dem Dr. Philip Button, Forschungsleiter im Bereich Lebensmitteltechnologie an der Fakultät für Wirtschaft, IT und Logistik, sagt, die „Fünf-Sekunden-Regel" sei „ein Wunschgedanke oder eine Entschuldigung, Essen nicht wegwerfen zu müssen, das sonst noch völlig in Ordnung wäre, aber diese Rechnung geht einfach nicht auf". Er warnt auch davor, dass Viren und andere Mikroorganismen „überall" seien, unter anderem auch auf deiner Tastatur und an deinem Telefon. Sie sind natürlich für das Auge unsichtbar und genau deshalb sieht dein Küchenboden vielleicht recht sauber aus, auch wenn gerade noch jemand mit in Hundepisse gebadeten Schuhen durch deine Küche gelaufen ist, kurz bevor du deine Gummibärchen auf dem Boden verteilt hast.

Als hör lieber auf die Forscher, die in diesem Video sagen: „Vermeide das Risiko und lass los."