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Von Daten angetriebene Soldaten sind die Zukunft des Krieges

Tracking Point, der Hersteller intelligenter Waffensysteme, zeigt seine Vision des Schlachtfelds von Morgen. Wie zu erwarten war, sieht das ziemlich irre aus.
Bild: Motherboard

Am Anfang waren es Stöcker und Steine. Dann kam die Armbrust. Dann die Muskete, schließlich Jagdbomber. Heutzutage gibt es Killer-Dronen, diskrete Echtzeit-Überwachungs-Apps und intelligente Waffensysteme, wie das lasergesteuerte Schafschutzsystem, dass wir in unserer neuesten Motherboard Dokumentation in Texas getestet haben.

Der Krieg verändert sich ständig. TrackingPoint, das Start-Up Unternehmen welches die automatisch-zielenden-Waffensysteme entwickelt, hat nun seine konzeptionelle Vision der netzwerkbasierten Schlachtfelder der Zukunft präsentiert.

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So wie GPS unser Denken und die Ausführung von Kampfhandlungen verändert hat, so werden intelligente Waffensysteme den Krieg zu einer Auseinandersetzung machen, in der „Daten ein Multiplikator der eigenen Durchschlagskraft sein werden“, meint Trecking Point. Und in der Tat bilden Daten die Grundlage für alle Ideen in TrackingPoints Konzept. Viele der Neuentwicklungen des texanischen Unternehmen zielen durch die Nutzung von Daten auf neuartige Kontroll- und Kommandoszenarien für eine Vielzahl von Soldaten auf dem Schlachtfeld:

Über eine App wird den Kommandierenden eine komplexe und doch kompakte Darstellung des Kampfplatzes auf ihrem mobilen Endgerät angezeigt: Die eigenen Schützen erscheinen als grüne Punkte und potentielle Ziele als rote Punkte in einer Echtzeit-Kartenansicht. Gleichzeitig können Videostreams aus den Zielfernrohren per Touch-Funktion abgerufen werden, und es gibt die Möglichkeit weitere Videoquellen, wie beispielsweise Dronen, mit einzubeziehen. Das Aufrufen einer detaillierteren Video-Darstellungen belegt dabei nur einen Teil des Displays, je nachdem wie der Nutzer es in seinen Einstellungen festgelegt hat.

Neu ist auch die ,Multitagging' Funktion:

Für die Schütze des intelligenten Waffensystems besteht die Möglichkeit mehrere Ziele, die in ganz unterschiedlichen Entfernungen liegen können, gleichzeitig zu markieren. Die Objekte werden stets auf die Überblicksansicht des Kommandierenden übertragen.

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TrackingPoint erkennt viele Vorteile darin, dass ein umfassende Einblick in das Schlachtfeld nicht mehr nur aus der Sicht autonomer Systeme möglich ist, sondern unmittelbar aus der Perspektive der kämpfenden Soldaten:

Die Bestätigung eines Zieles und Entscheidungsfindung auf höchster Ebene können in Echtheit vollzogen werden. Eine Mikro- und eine Makro-Perspektive des Schlachtfeld sind gleichzeitig verfügbar, und dank der Aufzeichnungsoption können die Soldaten von ihren Einsätzen lernen und ihre Performance nach und nach verbessern.

Daten zur Lokalisierung der Waffe oder von Gegnern werden effektiv miteinbezogen:

In den intelligenten Waffen sind W-Lan und USB Schnittstellen verbaut, so dass eine direkte Verbindung mit anderen intelligenten Endgeräten, wie beispielsweise Smart-Phones möglich wird. Momentan sind die Waffensysteme selbst noch nicht mit GPS ausgestattet, aber dies kann leicht über den USB Zugang geschehen. Dadurch wird dann eine präzise Lokalisierung der Waffe selbst, aber auch von den markierten Objekte anhand der eingebauten sensorischen Datenerfassungseinheiten (Kompassausrichtung, Entfernungsabmessung durch das laser-gestützte Maßsystem) ermöglicht. So können beispielsweise Ziele aufgespürt werden, nachdem sie eliminiert wurden, Zielobjekte verfolgen werden, die das unmittelbare Schussfeld verlassen haben, aber auch im Kampf verlorene Waffen oder Positionen von Soldaten können durch die Zusammenführung von Daten ganz einfach lokalisiert werden.

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Das Weitergeben von Zielobjekten:

Durch das Auswählen eines Symbols und eines Kartenpunktes im Waffensystem kann ein Nutzer ganz einfach auf ein Zielobjekt hingewiesen werden, indem ein Pfeil ihm die übermittelten Lokalisierungsdaten auf seiner Karte anzeigt. Diese Weitergabe von Zielinformationen kann von Schütze zu Schütze, vom Kommandieren zum einfachen Soldaten, von einer Drone zum Kommandierenden und weiter zum Schützen oder in umgekehrter Richtung erfolgen. Die Zielinformationsweitergabe ist als einfache Touch-Funktion in die Karten der Kommunikationssoftware integriert.

All dies deutet darauf hin, dass es bei den Entwicklungen des intelligenten Waffensystems von TrackingPoint um viel mehr geht, als nur um eine Waffe. Das Konzept der Verbindung von Kleinst-Einheiten in einer vernetzten Schlachtfeldstrategie wird in den Worten von TrackingPoint zu einer „massiven Verbesserung der grundlegenden tödlichen Durchschlagskraft und zu einem geschärften situativen Bewusstsein führen, und bedarf hierfür eines viel geringeren Trainingsaufwandes als zuvor.“

Und keine Sorge, es wird noch besser. Zu den weiteren Zukunftsvisionen des Krieges gehören auch Bilderkennungs-Anwendungen, Schusssysteme ohne Abweichungen durch Lauf-Verwirbelungen und Handfeuerwaffen, welche unbemanntes Kriegsgerät zu Land, in der Luft oder im Wasser steuern können.

Natürlich sind all dies lediglich Ideen. Wer weiß schon, ob sich diese Konzepte jemals wie prognostiziert vollständig erfüllen werden. Und wenn die Anwendungen so entwickelt werden, bleibt immer noch die Frage, ob sie für den Nutzer, das leisten, was man sich jetzt davon verspricht.

Wir haben bei unseren Feldversuchen in Texas aus erster Hand erleben können, dass TrackingPoints präzisionsgesteuerten Waffensystemen noch lange nicht perfekt funktionieren. Natürlich halten solche praktischen Probleme die Regierung nicht davon ab, einen genauen Blick auf die Entwicklungen zu werfen. Der PR-Chef von TrackingPoint Oren Schäuble hat mir erzählt, dass seine Firma ihre Systeme inzwischen schon über 25 mal lokalen und staatlichen Behörden in den USA vorgeführt hat.