FYI.

This story is over 5 years old.

Kultur

Diese Frau erklärt dir, wie du von deiner Kunst leben kannst

Frau Isa vereint pastellene Verspieltheit mit groß angelegten Murals. Nachwuchs-KünstlerInnen verordnet sie Tumblr-Abstinenz.

Fotos: Oliver Toman

Zufrieden sehen sie aus, diese Puppengesichter, die Frau Isa da malt. Und irgendwie classy. Seit mittlerweile zehn Jahren lebt die gebürtige Kärntnerin nun schon in Wien und macht von hier aus die Welt ein bisschen schöner. Sie scheint die Art Künstlerin zu sein, für deren Arbeiten man liebend gerne ein so arrogantes Wort wie "Œuvre" in den Mund nimmt, denn genau das—ihr Œuvre—umfasst von Hausmauern über Leinwänden bis hin zu Hochzeitseinladungen so ziemlich alles. Am Ende ergibt das eine wunderbar verspielte Romanze zwischen Pastell-Chic und großflächigen Murals.

Anzeige

Frau Isa verbindet aber auch andere Dinge ganz gerne: So entwickelte sich eine Kombi aus Illustratorin und Grafiker irgendwann zu einer Ehe. Damit wurde Privates und Berufliches mal eben zu "Wald und Schwert"—so heißt zumindest die Wiener Agentur, die sie gemeinsam mit ihrem Mann Oliver betreibt. Der Weg aus der Kärntner Graffiti-Szene hin zur erfolgreichen Berufskünstlerin war jedoch kein leichter. Wenn Frau Isa könnte, würde sie heute wahrscheinlich Acrylfarbe schwitzen. Im Interview spricht sie über ihre Heimat, leidige Radfahrer und darüber, was der Nachwuchs beachten sollte.

VICE: Wie erklärst du für gewöhnlich, was deine Arbeit ausmacht?
Frau Isa: Ich sage meistens, das Beste an meiner Arbeit ist, dass ich meinen Alltag selber bestimmen kann. Dass ich viel reise, viele Menschen und Orte kennenlerne, ständig etwas Neues lerne und es nicht aufhört, mir Spaß zu machen.

Was sind die häufigsten Vorurteile, die dir entgegengebracht werden, wenn du jemandem erzählst, was du im Leben so machst?
Künstler sein geht mit dem Vorurteil einher, dass man ein ziemlich lässiges Leben hat ohne viel zu arbeiten. Man zeichnet oder malt ja nur und bekommt auch noch total viel Geld dafür. Dazwischen schön lange schlafen, viel abhängen. Das entspricht halt nicht der Wahrheit—natürlich kann ich meine Zeit frei einteilen, aber im Prinzip arbeite ich von ziemlich früh bis ziemlich spät und schreibe tausend E-Mails.

Anzeige

Das heißt, weniger abenteuerlich als die Leute vielleicht denken?
Ich habe zwar ein Studio, liebe es aber daheim zu arbeiten—da kann es schon manchmal passieren, dass ich länger nicht aus dem Haus gehe. Hosen anziehen und vor die Türe gehen ist dann schon ziemlich aufregend. Aber prinzipiell ist jedes neue Projekt ein Abenteuer—neue Auftraggeber, neue Herausforderungen.

Wer sind die Leute in deinen Bildern und woher kommen sie?
Meistens sind es Frauen, die kenne ich aber nicht alle persönlich. Mein Mann gibt ihnen gerne Namen, aber für mich zählt nicht wirklich wer sie sind, eher in welcher Situation sich diese Personen gerade befinden. Wichtig ist mir auch die Körperspannung und Haltung, Inspiration kommt da von Modefotos der Vierziger- und Fünfzigerjahre.

Du sagst auf deiner Website, du liebst Kakteen, Esel und Fred Astaire. Gibt es auch Dinge, die du eher weniger liebst? "Hassen" ist ja so ein starkes Wort.
Extrem langsame Radfahrer. Solche, die, nachdem man sie überholt hat, bei der nächsten roten Ampel an einem vorbeifahren, und man sie danach nochmal überholen muss.

Sagen wir, deine Arbeiten—ob Einladungskarte, Mural oder sonst was—sind deine Kinder. Welches ist dein Lieblingskind? "Alle gleich" gilt jetzt nicht.
Ich male am liebsten Leinwände, mit Öl oder Acryl. Das ist meine absolute Lieblingsdisziplin. Leider auch die zeitaufwändigste, deshalb kommt das etwas zu kurz momentan.

Anzeige

Du bist in Kärnten aufgewachsen—wie hast du die Kunstszene dort erlebt? Gibt's Nachwuchs, der gefördert wird?
Ich wohne jetzt schon seit über zehn Jahren in Wien und weiß nicht, wie groß die Nachwuchsszene in Kärnten ist. Man hört aber eigentlich nicht viel positives—legale Graffiti-Wände werden zum Beispiel abgerissen. Aber in meiner Jugend war eigentlich viel los, ich hab auch versucht, mich selbst zu engagieren und mit der Stadt zusammen zu arbeiten, Graffiti-Festivals zu organisieren, das hat sogar geklappt. Zwar immer mit kleinem politischem Beigeschmack, aber wenigstens war was los. Der Weg nach Wien war trotzdem ein großer Wunsch und auch notwendig, um künstlerisch weiterzukommen.

Wie hast du es letztendlich geschafft, von deiner Kunst leben zu können und was würdest du jungen Talenten ans Herz legen, die sich eine ähnliche Karriere erhoffen?
Ich glaube, das Wichtigste bei mir war mein Stil—der ist immer erwachsener geworden und hat sich zu etwas, geformt das sich ganz gut von der Masse abhebt. Das ist auch ziemlich wichtig—nicht Trends folgen sondern auf sich selber hören, den eigenen Stil finden, ohne sich online zu Tode inspirieren oder ablenken zu lassen. Wenn man zu viel Kunst konsumiert, neigt man entweder dazu, abzukupfern oder man schüchtert sich selber ein, da man immer denkt, andere wären viel besser. Also—Scheuklappen anlegen (nicht nach links oder rechts schauen, nur nach vorne) und auf sein Bauchgefühl hören, fleißig sein und sich nicht unterkriegen lassen.

Gab es in deiner beruflichen Laufbahn schon mal ein einschneidendes Erlebnis oder ein Projekt, das dich nachhaltig geprägt hat?
Ich glaube, es ist die Masse an Erfahrung, die mich geprägt hat. Ich war schon früh sehr viel unterwegs und hab mit anderen Künstlern zusammengearbeitet, da erlebt man auch viel. Auch durch Auftragsarbeiten lernt man sehr viel über Menschen, ihre Wünsche und ihr Verhalten. Jedes Projekt ist ein Erlebnis, man dealt mit technischen Herausforderungen genauso wie mit Zwischenmenschlichkeiten.

Wo führt die Zukunft dich hin? Was passiert bei dir?
Ich mache nie große berufliche Zukunftspläne—das geht auch gar nicht so einfach, da ich ja nie weiß was für Projekte reinkommen. Aber was ich weiß, ist, dass ich Ausstellungen plane, ein Kinderbuch illustriere, und hoffentlich im Sommer einige Wände bemale. Im August steht dann das fünfjährige "The Weird"-Jubiläum an, da gibt es ein großes Treffen meiner Crew-Kollegen in Wien, auf das freue ich mich besonders.

Mehr von Frau Isa