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Die GLTCH App trivialisiert die Kunst des digitalen Fehlers

Die App macht den Rechnefehler durch Informationsüberfluss zu einer weiteren banal-kreativen Option für die Hipstamatic-Schönwetter-Fotografen-Fans.

Solltest du noch nicht davon gehört haben, GLTCH ist eine neue iPhone App, mit der man Glitch Kunst aus Bildern und GIFs machen kann. Die App gibt es jetzt seit ein paar Monaten und so genial sie auch sein mag, untergräbt die App die Kunst des digitalen (oder auch analogen) Rechenfehlers. Zwar ist jedes Glitch der Smartphone App durchaus originell, aber die Macher haben die App einfach viel zu nutzerfreundlich gestaltet. Das ganze entwickelt sich zu einem äquivalent von Hipstamtic oder Instagram und deren Holga und Diane F+ Kamerafilter.

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„Jedes Bild oder GIF kann in einen wunderschönen Fehler mit der kostenlosen GLTCH App geändert werden,“ wirbt die Webseite der App. „Es ist ganz leicht: Importiere ein Bild oder GIF aus einem Album oder nehme eins mit deiner Kamera auf. Wähle ein GLTCH und Speicher das Bild auf deinem Telefon.“

Image via GLTCH Tumbler page

Ich bin kein Glitch Kunst Purist, aber ich finde hier gilt die allgemeine Techikweisheit: Es darf einem nicht zu einfach gemacht werden. Eine gewisse Art von Anstrengung, abgesehen vom Foto Schießen und Format Auswählen, sollte schon dabei sein.

Ich benutzte Glitch als ich noch Videokunst gemacht habe, aber ich verwende es nie als einzigen ästhetischen modus operandi. Es war mehr oder weniger ein zufälliger Begleiter. Vor kurzem habe ich festgestellt, dass die Panorama Einstellung des iPhones wunderschöne Glichtes liefern kann. Das die Panorama Funktion zu Fehlern neigt, ist zwar nichts neues, aber es erfordert doch mehr Anstrengung auf diesem Wege ein ordentliches Glitch zu kreieren, als die App anbietet.

Der wahre Charme des Glitch kann sowieso in Software gefunden werden, oder bei anderen Technologien, die bei einem Informationsüberfluss versagen. Ähnlich sieht es auch bei analogen Glitchs aus. Die Panorama Funktion des iPhones kann zum Beispiel mit schneller Bewegung nicht umgehen und lässt mehrere Splitter des Panorama zusammenschmelzen. Es gibt aber auch die Stacatto-ähnlichen geometrischen Blöcke der Panorama Funktion, die schon fast filmisch wirken.

Die Glitch App dagegen bringt eine hippe Niedlichkeit zum krankhaften Wunsch dieser Generation kreative Bilder zu erstellen, die cool aber trotzdem kulturell homogen sind. Und natürlich laden die Nutzer die Bilder bei Tumblr hoch, der Vortex der homogenen, digitalen Bilderwelt.

GLTCH ist vielleicht gut geeignet als Bildungsinstrument für ein oberflächliches Grundverständnis von Glitch und für die Bildmanipulationspraxis, die es mit sich trägt. Die philosophischen Untermauerungen von Glitch sind allerdings von der App kastriert oder trivialisiert. Darin ist es Drift ziemlich ähnlich. Drift ist eine App, die die Nutzer dazu bringt psychogeografische Spaziergänge zu machen und sie dazu veranlassen, sich bestimme Gegenden anzusehen - wo doch der eigentliche Punkt von Psychogeografie ist, das ganze ohne Mediation zu machen.

Wenn GLTCH ein paar Leute dazu anspornt, mehr mit Glitch Kunst zu unternehmen, dann ist es das ganze vielleicht wert. Aber ich erwarte nicht, dass durch diese App ein tieferes Verständnis für die Methoden von Glitch Kunst gefördert wird.