Dieser Fotograf macht Dämonen aus Spongebob-Eis

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abstrakte Kunst

Dieser Fotograf macht Dämonen aus Spongebob-Eis

Nichts ist schlimmer als schmelzendes Eis. Fotograf Michael Massaia sieht aber genau darin eine makabre Schönheit und erschafft stimmungsvolle, Rorschach-eske Eis-Gemälde und wunderschöne und doch so dämonische Geisterwesen mit seelenlosen schwarzen...
Hilary Pollack
Los Angeles, US

Die Temperaturen steigen langsam aber sicher an, mittlerweile fühlt es sich auch echt nach Sommer an. Draußen fährt ein Eiswagen vorbei und spielt seine typische Melodie. Du erinnerst dich, wie du dir als Kind (Oder war das erst letzten Sommer?) ein riesiges Softeis mit Schokoladensauce gegönnt hast und dann gegen die Zeit und die Hitze ankämpfen musstest, damit nicht am Ende alles zu einer klebrigen Pfütze dahinschmilzt.

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Fotograf und Grafiker Michael Massaia interessiert sich allerdings für genau diese klebrigen Eisreste.Er verwandelt ein Hello-Kitty-Eis mit Kirschgeschmack in ein stimmungsvolles, pastellenes Rorschach-eskes Gemälde oder ein Spongebob-Eis in ein wunderschönes und doch so dämonisches Geisterwesen mit seelenlosen schwarzen Kaugummikugel-Augen. Seine Fotos sind das perfekte Beispiel dafür, wie aus etwas Gewöhnlichem etwas Außergewöhnliches wird, wenn man es mal aus einer anderen Perspektive betrachtet. Etwas so Universelles wie Eis verwandelt er in abstrakte Formen, die durch ihre Farbgebung eine ganz eigene Stimmung erschaffen in einer Art und Weise, die Mark Rothko gleichkommt.

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Für seine Eis-Fotoreihe hat sich der Autodidakt aus New Jersey ein wenig von seinen üblichen Sujets—Schwarz-Weiß-Fotografien verlassener Freizeitparks und Städte—entfernt. Doch selbst bei eiskalte Snacks haben eine dunkle, eine undefinierbare Seite an sich, die man in seinen Fotografien entdecken kann.

Wir haben Michael gefragt, wie er es schafft, unschuldige Eis-Sandwiches so verdammt creepy aussehen zu lassen.

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MUNCHIES: Hi Michael. Welche Motive interessieren dich allgemein am meisten? Die Eis-Fotos waren ja im Vergleich zu deinen bisherigen Werken doch eine Veränderung. Michael Massaia: Es gibt eigentlich keine speziellen Motive, die mich besonders anziehen. Ich lasse mich von (hoffentlich originellen) Ideen leiten und versuche dann, diese Ideen in visueller Form auf Papier zu bringen. Ästhetisch sind die Fotos [vom Eis] schon anders, aber rein konzeptuell war der Prozess genau der gleiche: zuerst die Idee, dann herausfinden, wie man sie umsetzen kann.

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Was hat dich zu den Eis-Fotos inspiriert? Ich suchte nach etwas, mit dem ich meine Erfahrungen in der Kindheit visuell ausdrücken konnte. Diese Zeit war oft sehr verwirrend und von Unbestimmtheit geprägt. Außerdem wollte ich, dass so ein Entdeckergefühl entsteht. Während ich das Eis schmelzen ließ, dachte ich immer, dass ich gerade etwas vollkommen Neues sehe—auch ein sehr „kindliches" Gefühl.

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Wie bist du bei den Fotos vorgegangen? Zuerst musste ich das richtige Eis finden, es sollte irgendwie in faszinierender Weise schmelzen und seine Form verändern können. Als ich dann genügend zusammenhatte, die meinen Kriterien entsprachen, habe ich das Eis einfach auf ein schwarzes Stück Plexiglas gelegt, das leicht nach hinten geneigt war, damit läuft das geschmolzene Eis vom Stiel weg. Dann ist das Eis einfach bei Zimmertemperatur dahingeschmolzen, meist dauerte es so eine Stunde, bis es losging. Wenn sch dann interessante Formen gebildet haben, habe ich mir entweder eine analoge Großformatkamera oder eine digitale Mittelformatkamera geschnappt und den Verschluss geöffnet. Bei langen Belichtungszeiten habe ich dann die ganze Transformation eingefangen. Manchmal habe ich das Glas auch noch ein bisschen in verschiedene Richtungen geneigt, damit sich die Farben noch besser vermischen. Ich habe nur bei normaler Zimmerbeleuchtung gearbeitet.

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Hat geschmolzenes Eis etwas Makaberes an sich? Ja, wie bei den meisten Dingen, die irgendwie verfallen oder dahinscheiden, passiert tief im Inneren doch etwas Schönes.

Welches ist dein Lieblingsbild aus der Reihe? Ich liebe es, wenn Figuren entstehen, die aussehen, als würden sie gegen das Schmelzen ankämpfen und wütend darüber sein. Bei Batman und Sonic sieht man das, glaube ich, am besten.

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Planst du noch mehr in Richtung Food Fotografie? Ich lasse mich da von meinen Ideen treiben. Wenn ich etwas finde, das meine Gefühle vermitteln kann, dann auf jeden Fall wieder.

Vielen Dank für das Gespräch.