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ÖVP-Meme

Auf der Suche nach dem Sinn ist aus Peter "Hell" Eppinger ein Meme geworden

Das Internet hat der sinnlosen Tür aus der ÖVP-Kampagne einen Sinn gegeben: Sie ist jetzt #Eppistür.
twitter.com/sonstwer

"Was will uns die 'neue Volkspartei' mit ihrer Tür ins Nichts sagen?", fragte sich bestimmt nicht nur mein Kollege Franz, als er sich voller Qualen ein Live-Video der ÖVP ansah, bei dem der ehemalige Ö3-Moderator Peter L. Eppinger versuchte, fremde Menschen durch eine türkise Pforte zu treiben.

"Die neue Bewegung findet hier statt, in der Bewegung der Türe", sagte Eppinger, und: "Das machen wir jetzt bis 20 Uhr!" Wir fragen uns: Was hat sich die ÖVP dabei nur gedacht, als wahrscheinlich ein Jungschwarzer oder irgendeine Agentur mit der Idee antanzte, mit einer losen Tür durch Österreich zu touren?

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Vielleicht: "Super Idee! Das mach ma. NiDaGeWe – Nie da gewesen! Alles neu. Das symbolisiert ur unsere Weltoffenheit."

Vielleicht war es aber auch ganz anders. Vielleicht wollte Sebastian Kurz seinem "Entdecker" Michael Spindelegger ein Denkmal bauen. Dieser wollte 2013 "Kanzler der Weltoffenen" sein und schrieb auf tausende Plakate: "Österreich gehört den Weltoffenen". Aber damals war Österreich wohl noch nicht reif für so viel Welt.

13 Tage nach der Präsentation trat Spindelegger zurück. Nun könnte sein "Sprössling" das Werk vollenden und die marod riechende Partei mit Offenheit durchlüften. Dass es dabei weniger um wirkliche Politik (denken wir an das wenig liberale Nein zur Ehe für Alle) als um Symbolik geht, ist natürlich nicht so wichtig. Und, bitte, was symbolisiert mehr Offenheit als eine geöffnete Tür?

Oder aber die türkise Tür ist die bewusste Distanzierung zu früheren Wahlkampfgimmicks. "Das ist ein Geilomat, der testet, wie geil man ist", erklärte Sebastian Kurz im Einsatz für die Schwarzen noch 2010, "und ganz geil ist man, wenn man am 10. 10. die ÖVP wählt". Das war schon sehr, sehr konkret. Die Tür hingegen ist eine abstrakte, künstlerische Intervention, die das bisher Gewesene konterkariert und für das Beliebige steht. Es versteht nur niemand.

Zugegeben, es könnte auch andere Gründe für die Tür geben. Aber was sich die ÖVP wirklich gedacht hat, werden wir wohl frühestens nach der Wahl erfahren. Bis es soweit ist, müssen wir wohl noch sehr viele Fotos und Live-Videos mit der Kurz-Tür ertragen. Zumindest sind wir aus den letzten Wahlkämpfen so einiges von der ÖVP (heißt sie überhaupt noch so?) gewöhnt. Wir erinnern uns an das Taferlgate, noch mehr Taferlgate und an den Internet-Liebling Andreas Khol, unter dessen Namen man im Netz auch indische Softpornos findet).

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Die Frage nach dem großen WTF ist im ÖVP-Wahlkampf also nicht neu. Gut jedenfalls, dass es da draußen viele Photoshop-Philips gibt, die uns und der ÖVP bei der Suche nach dem Sinn helfen.

Sebastian Kurz hat mit #Eppistür eine schmerzliche Lektion lernen müssen: Wenn du nicht klar Position beziehst, erledigt das eben das Internet für dich. Der einzige Ausweg aus diesem Dilemma besteht im Warten auf einen tapferen, unterbezahlten Reporter, der ein für alle mal die Frage klärt: "Wenn ein schwarzer Hummer 'geil macht', was macht dann eine türkise Tür?"

Christoph freut sich über weitere Einsendungen auf Facebook und Twitter: @Schattleitner