Berliner SPD fordert staatlich finanzierte feministische Pornos
Foto: Juliao Matos

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Neues aus Berlin

Berliner SPD fordert staatlich finanzierte feministische Pornos

Wir haben bei der Bundeszentrale für politische Bildung nachgefragt, wie sie es findet, dass sie bald YouPorn Konkurrenz machen soll.

Aufgepasst, PornHub und YouPorn, ein neuer Sheriff ist in der Stadt! Wenn es nach dem Willen des Berliner Landesverbands der SPD geht, wird es schon bald den staatlich geförderten Bundesporno geben. Oder, um es etwas seriöser auszudrücken: Die Berlin-SPD will eine Filmförderung für feministische Pornos einrichten, die "gebührenfrei, dauerhaft und niedrigschwellig" verfügbar sein sollen, wie der Tagesspiegel schreibt. Diese Attribute treffen übrigens auch auf die Platzhirsche des Online-Pornos zu.

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Die staatlich geförderten Filme sollen als Sexualbildung deklariert und über die Bundeszentrale für politische Bildung sowie die Online-Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender verbreitet werden. Das Alter der Zuschauer soll natürlich überprüft werden. Hintergrund der Idee ist, dass gewöhnliche Pornos eine frauenverachtende Rollenverteilung zeigen. Dutzende Studien haben inzwischen belegt, wie schädlich das sein kann.

Die Bundeszentrale für politische Bildung hat auf VICE-Nachfrage die Idee als "mögliche sinnvolle Ergänzung in der Sexualbildung" bezeichnet. "Es würde vermutlich auf freie Produktionen hinauslaufen", heißt es. Eine Abteilung "Erwachsenenunterhaltung" ist bei der Bundeszentrale also nicht geplant.

Michael Müller, Chef der Berliner SPD und Regierender Bürgermeister Berlins mit einem von VICE-kreierten Beispiel-Pornos Foto: imago | Stefan Zeitz

Für die Idee der SPD gibt es ein Vorbild: Schweden. Dort haben Filmemacher bereits 2009 eine Initiative gestartet und in einem ersten Schritt eine Förderung von etwa 50.000 Euro erhalten. Unter dem Titel “Dirty Diaries” entstanden dort nicht nur feministische Pornos, sondern auch ein Manifest, das dem frauenverachtenden Ton gewöhnlicher Erwachsenenfilme den Kampf ansagt.

Ob die Initiative der SPD ähnlich erfolgreich sein wird, ist aber noch offen. Schließlich müsste sich auch der staatlich geförderte Porno erstmal auf dem Markt etablieren. Und schon jetzt gefällt natürlich nicht allen, dass sich die dauerkriselnden Sozialdemokraten überhaupt mit diesem Thema beschäftigen. Bei Twitter klangen die meisten Reaktionen jedenfalls eher so:

Bevor die Häme aber zu groß wird, sollte erwähnt werden, dass sich die SPD auf ihrem Landesparteitag neben dem Bundesporno-Antrag auch mit klassischen Themen beschäftigt hat. Die Mitglieder verurteilten die Gesichtserkennung am Berliner Südkreuz mithilfe einer neuen Software, befürworteten grundsätzlich das solidarische Grundeinkommen und sagten Rechtsextremen den Kampf an. Wer so viel über alle möglichen Aspekte des täglichen Lebens diskutiert, darf vielleicht zwischendurch auch mal an das Eine denken.

Übrigens: Die Domäne GovPorn.de ist noch frei.

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