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The Profiles Issue

Südkoreas nicht sehr subtile rassistische Einstellungspolitik

In Südkorea wird Rassismus ganz offen gezeigt: In einer aktuellen Anzeige für Englischlehrer heißt es unter „Qualifikationen“ schlicht „Voraussetzung: Weißer“.

Illustration von Jonny Negron

Jedes Jahr zieht es eine Menge junger englischsprachiger Leute nach Ostasien, wo sie sich zwischen College und Promotionsstudium für ein paar Jahre ziellos herumtreiben lassen. Ein besonders beliebtes Ziel ist Südkorea: Allein das städtische Amt für Bildung in Seoul plant, bis Ende 2014 655 ausländische Lehrer einzustellen, ein Bruchteil der 22.000 Expats, die aktuell im ganzen Land Unterricht geben. Es stellt sich jedoch als wesentlich einfacher heraus, dort Englisch zu unterrichten, wenn man weiß ist.

In Südkorea wird Rassismus ganz offen gezeigt: In einer aktuellen Anzeige für Englischlehrer, die von Talk and Learn, einer Sprachakademie in Seoul, auf Craigslist gepostet wurde, heißt es unter „Qualifikationen“ schlicht „Voraussetzung: Weißer“. Wenn schwarze Lehrer es doch ins Klassenzimmer schaffen, werden weiße Kollegen häufig bevorzugt.

„Ich habe erlebt, dass Kinder aus meiner Klasse in Klassen mit weißen Lehrern verlegt wurden, weil ihre Eltern wollten, dass sie von einem weißen und nicht von einem schwarzen Amerikaner unterrichtet werden“, sagte Megan Stevenson, eine in Seoul lebende amerikanische Englischlehrerin, deren Eltern schwarz und koreanisch sind. Selin Jung, koreanische Schülerin an einer Middle School, erzählt mir von den Vorurteilen. „Viele koreanische Schüler mögen weiße Lehrer lieber als schwarze Lehrer“, so Jung. „Sie denken, dass weiße Lehrer sauberer sind und eine bessere Aussprache haben.“

Die Diskriminierung von Ausländern war im ethnisch homogenen Südkorea lange weit verbreitet. Die relative Isolation des Landes, in Verbindung mit sporadisch auftretenden Unterwerfungen durch seine Nachbarn, hat in Südkorea einen Nationalismus befördert, der durchdrungen ist von der Idee ethnischer Identität und rassischer Reinheit, eine Wahrnehmung, die sich mit der zunehmenden Globalisierung der Koreaner erst nach und nach zu ändern beginnt.

Bei einer Umfrage des Justizministeriums im Jahr 2011 gaben 78 Prozent von 931 befragten Arbeitsmigranten an, schon einmal Opfer verbaler Übergriffe geworden zu sein. Zur Bekämpfung dieser und anderer missbräuchlicher Praktiken am Arbeitsplatz entwarfen koreanische Abgeordnete 2013 ein Gesetz, das die Diskriminierung von Bewerbern unterbinden sollte. Der Gesetzentwurf stieß jedoch aufseiten der Unternehmen und konservativer christlicher Gruppen, die ihn als Nordkorea- und schwulenfreundlich betrachteten, auf heftigen Widerstand und liegt noch immer dem Gesetzgebungs- und Rechtsausschuss zur Prüfung vor. Vorerst wird es Craigslist-Anzeigen mit dem Text „Voraussetzung: Weißer“ also weiterhin geben.