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Das Schweizer Cannabis-Verbot ist eine gefährliche Dummheit

Wegen einem ausnehmend dämlichen und grundlosen Gesetz, schafft unser Staat einen Nährboden für internationale Kriminalität, gefährdet unsere Jugend und verzichtet dafür auf Millionen Steuergewinne.

Heute berichtet die 20 Minuten über eine Schweizer Hanfanlage , die mit Waffengewalt von einer internationalen Bande überfallen wurde. Das ist, wie ich aus anderen (selbstredend anonymen) Quellen weiss, nicht das erste Mal, dass sowas passiert. Dass so etwas passiert, liegt daran, dass Hanfkonsum in der Schweiz nach wie vor verboten ist, Hanfbauern also nicht vom Gesetz geschützt werden. Denn wenn sie mit einer Anzeige gegen jemanden, der oder die sie gerade eine halbe Tonne Gras leichter gemacht hat, zur Polizei rennen, dürfte das unter Umständen mit ungewollten Konsequenzen verbunden sein.

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Foto von Flickr; WestmidlandsPolice; CC BY 2.0

Also schützen sie sich selbst oder versuchen es zumindest. Der Gesellschaft könnte es ja egal sein, ob ein paar Typen, die Drogen anbauen, von anderen Kriminellen das Leben schwer gemacht bekommen. Problematisch für alle ist aber, dass es dann eben auch diese Leute sind, die unseren Jugendlichen genau dieses gestohlene Gras verkaufen. Um an ihr Gras zu kommen, haben Teenager in dem Fall Kontakt zu bewaffneten Verbrecherbanden, statt zu regionalen Hanfbauern.

Foto von Flickr; mapkya; CC BY 2.0

Was der geneigte Leser mir jetzt einfach glauben darf: Typen, die mit Feuerwaffen Hanfplantagen ausrauben, verkaufen auch noch andere Sachen als Gras und Leute, die nicht ein stetes Geschäft mit einer nachhaltigen Ressource betreiben, sondern einen einmaligen „Heist" machen, wollen die geraubte Ware auch so teuer wie möglich verkaufen. Das wiederum bedeutet, dass sie ihr Gras strecken, mit Lack beispielsweise.

Laut Sucht Schweiz geben 41% der 13- bis 29-Jährigen an, schon mal Cannabis probiert zu haben. Während gut 10% derselben Altersgruppe angeben, in letzter Zeit Cannabis konsumiert zu haben. (Cannabismonitoring 2010)

Foto von Flickr; Sids1; CC BY 2.0

Insofern handelt es sich hierbei nicht mehr um eine kleine Randgruppe, sondern um einen relevanten Anteil der (insbesondere jugendlichen) Schweizer Gesellschaft, welcher durch das komplett unsinnige Cannabis-Verbot in den Kontakt mit organisierter Kriminalität gerät.

Die Pointe ist, dass eine Cannabis-Legalisierung nicht nur die an sich friedlichen Schweizer Hanfbauern vor Gewaltverbrechern schützen würde, wenn sie effektiv von der Polizei geschützt würden, es würde auch den ausländischen Banden jeden Anreiz nehmen, sich mit Gewalt einen Platz auf dem heimischen Markt zu verschaffen. Wenn der Staat den Besitz der Hanfbauern schützen würde, wäre der Anreiz dieselben auszurauben kleiner.

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Foto von Flickr; David Trawin; CC BY 2.0

Eine Legalisierung würde ferner unsere Jugendlichen vor dem Kontakt zu eben dieser organisierten Kriminalität schützen und es würde den Schweizer Bauern die Möglichkeit geben, ausnahmsweise ein wirklich gewinnbringendes Produkt anzubauen. Mal ganz abgesehen davon, dass die Cannabis-Steuer wohl ein vielversprechender Ansatz wäre, um unserer AHV zu helfen.

Da fragt man sich: Wie zum Geier kamen wir Schweizer überhaupt auf die Idee, der süssen Maria Juanita einen Riegel zu schieben? Sonst sind wir ja auf alle offensichtlichen Vorteile bedacht.

Foto von Flickr; Niek Sprakel; CC BY 2.0

Die Antwort ist einfach: Wir haben das (wie so manches anderes) 1951 den Amis nachgemacht. Und was machen selbst die konservativen und unkultivierten Amis 2014? Die legalisieren Cannabis wieder (zumindest in einigen Bundesstaaten) und machen enorme Steuergewinne damit, während die organisierte Bandenkriminalität massive Rückschläge einsteckt.

Der Staat Colorado hat mit der Hanflegalisierung alleine im Januar 2014 zwei Millionen Dollar an Steuern eingenommen. Und diesen Ertrag erzielten sie mit gut fünf Millionen Einwohnern. Würden wir nur gleichviel Steuern umsetzen, hätten wir beispielsweise die Sanierung des ganzen Sirenenalarmsystems mit der Ganjasteuer bezahlen können.

Till auf Twitter: @Trippmann

Vice Switzerland auf Twitter: @Vice Switzerland

Titelbild von Flickr; Nathan Rupert; CC BY 2.0