Der Basler Grabmalpreis an Halloween
Fotos von Diana Pfammatter

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Der Basler Grabmalpreis an Halloween

Die Arbeit von Bildhauern wird ausgerechnet an Halloween gewürdigt.

Alle Fotos von Diana Pfammatter

Bildhauerei ist ein Kunsthandwerk. Natürlich sind Marmorbrunnen weniger belastet als Gräber, denn unter jedem Grab liegt ein Verstorbener und die Inschriften geben preis, um wen es sich gehandelt hat. Ein Grab kann höchstens wenn es von Tim Burtons Requisiteur stammt, losgelöst von einem vergangenen Leben betrachtet werden.

Der Kanton Basel-Stadt hat 2014 zum 19. Mal herausragende Grabmäler auf dem Friedhof am Hörnli mit 500 Schweizer Franken geehrt. Die Feier war so still und zurückhaltend wie das Preisgeld, was aber beides zum Gegenstand Grabmal passt.

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Der Präsident der Friedhofskommission sprach in seiner Begrüssung auch die Angehörigen direkt an: „Bewusst oder unbewusst haben Sie mit dem Grabmal, das Sie in Auftrag gegeben haben, einen Beitrag zu diesem Friedhof geleistet. (…) In der Summe bilden die einzelnen Grabmäler ja auch ein Bild ab von unserem Friedhof und der Friedhof wiederum ist ein Bild unserer Gesellschaft."

Natürlich leben wir in Mitteleuropa und darum ist zumindest den Behörden „Allerseelen" präsenter als „Halloween", aber trotzdem konnte ich bei „Friedhof als Abbild der Gesellschaft" die Zombiewalk-Assoziationen nicht unterdrücken, denn immerhin war der Anlass am 31. Oktober und nicht am 2. November. Dabei wollte ich mir jeden Zynismus verbieten, denn immerhin wurde vor drei Tagen am selben Ort der Grossvater von einem meiner besten Freunde begraben.

Nachdem noch der Basler Grossratspräsident von seinem Besuch im Antikenmuseum („Die gewaltigsten Bauten der Welt sind Grabmäler.") erzählen durfte, lasen die Juroren zu jedem Stein einige Worte ab: „Form, Material und Beschriftung bilden eine harmonische Einheit, die eine sinnliche Ruhe ausstrahlt."

Als auf der Leinwand ein Marmor-Teddybär gezeigt wird, muss ich kurz schlucken. Zu viel Realität. Aber ich verstehe, dass die Männer mit langen Koteletten, die ihre Auszeichnungen abholen, einen Beruf haben, dem sie nüchtern als Handwerk begegnen. Gerade weil sie Grabsteine meisseln und nicht Glaskaraffen blasen, sind ihre Möglichkeiten für öffentliche Anerkennung sonst sehr beschränkt.

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Nach allen Reden und Blockflöten-Melodien machen sich die Fotografin und ich auf eine zweistündige Suche nach allen Siegergräbern. Wir passieren kleine Teenie-Gruppen, die Blumen für die Toten in derselben Hand wie die rauchende Zigi tragen, aber auch einsam Trauernde.