FYI.

This story is over 5 years old.

Popkultur

Wir haben mit dem Künstler gesprochen, der aus 'Mein Kampf' das Kochbuch 'Kein Mampf' macht

Natürlich darf in diesem Buch das Eiernockerl-Rezept nicht fehlen.
Screenshot via YouTube

Es könnte bis zu 15 Jahre dauern, bis der Künstler Andreas Joska sein Projekt Kein Mampf abgeschlossen hat (zumindest, wenn alles so weitergeht wie im ersten Jahr des Projektes). Als im Jahr 2016 die Urheberrechte für das von Adolf Hitler verfasste Buch Mein Kampf ausliefen, hatte Joska das dringende Bedürfnis, das Buch in seine Einzelteile zu zerlegen, wie er auf seiner Crowdfunding-Seite schreibt. Und wie das eben so ist, wenn man einzelne Teile zu etwas Besserem machen will, hat das Ganze mit Kochen zu tun.

Anzeige

Der Künstler macht aus den über 1,5 Millionen Buchstaben des Buches nämlich Kochrezepte, schneidet jeden einzelnen davon fein säuberlich aus und fügt sie neu zusammen. Für den Fall, dass ein bestimmter Buchstabe ausgehen sollte, druckt er diese nach – alleinstehende, kleine Cs seien beispielsweise schwer zu finden, wie Joska auf Nachfrage erzählt. Bisher hat Joska 13 Rezepte zusammengestückelt, darunter das Pizzarezept von seinem verstorbenen Vater, Banana Pancakes und natürlich Eiernockerl.

In einem Video zum Projekt erzählt der Künstler, dass er lange überlegt habe, was man aus dem Buch machen könnte, bis ihm der Schüttelreim "Kein Mampf" kam. Für die Idee, daraus ein Kochbuch zu machen, spreche "extrem viel", wie er sagt: "Ein Kochbuch ist einfach extrem unpolitisch, nicht wertend und eigentlich was Freundliches. Beim Kochen nimmst du Sachen, schnippelst sie in kleine Stücke, haust sie in einen Topf, mischst ein paar Mal durch, und was dann rauskommt, ist im Normalfall was Gutes. Genau das mach ich mit dem Buch."

Auf Nachfrage von VICE erzählt er, dass das Projekt bisher ziemlich positiv aufgenommen werde: "Am leiwandsten find ich immer den Lacher, wenn die Leute nach dem Einleitungssatz 'Ich zerschneid Mein Kampf und mach ein Kochbuch draus' realisieren, was das bedeutet." Die Antwort auf die Frage, warum er sich ein Projekt antut, das so lange dauern könnte, ist recht einfach: "Weil es sonst keiner tut." Lasst das mal sickern.

Gerade bei einem so ernsten Thema sei der humoristische Touch ein gutes Mittel, um Leute dazu zu bringen, sich mehr damit zu beschäftigen. Das sei gerade im Moment extrem wichtig, wie er gegenüber VICE sagt. "Der Humor bringt Leute dazu, die Abwehrhaltung, die automatisch entsteht, wenn man auf ein unangenehmes Thema zusteuert, abzuschwächen. In der heutigen Zeit, wo jeder die perfekte maßgeschneiderte Ablenkung in der Hosentasche trägt und man sich, wenn man nicht will, auch mit nichts mehr beschäftigen muss, was einen belasten könnte, ist das eine gute Art, Menschen zu motivieren, sich trotzdem damit zu befassen."

Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.