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Bundestagswahl 2017

Diese Leute sammeln rechte Hetze und machen daraus Klopapier

Bald kannst du dir mit der NPD und der AfD den Hintern abwischen.
Foto: Max Pixel | Antifaschistische Linke Freiburg | Collage: VICE

Hetze und Hass sind überall: Auf Facebook und Twitter, in Foren und auf Blogs schimpfen Menschen gegen Ausländer und "die da oben". Gelöscht werden ihre Posts und Kommentare teilweise bis gar nicht – sofern sie überhaupt gemeldet werden. Um auch die letzten Internetlosen zu erreichen, gibt es Rassimus, Diskriminierung und Populismus während des Wahlkampfs natürlich auch auf Papier. Da wären Briefkasten-Einwürfe wie der AfD-nahe Deutschland-Kurier oder Flyer von Wahlkampfständen. "Schade ums gute Papier!", denkt man sich.

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So auch die Gründer der gemeinnützigen Organisation Goldeimer. Sie beschlossen, aus der ganzen hetzerischen Kacke etwas Sinnvolles zu machen: Klopapier. Ein Kreislauf, der das verbindet, was zusammengehört. Kacke gegen Kacke.

Deutschlandweit kann man Hetze und Hass in Papierform abgeben – bei Gruppen, die Teil der Aktion "Aufstehen gegen Rassismus" sind. Das Klopapier gibt es für fünf Euro auf der Goldeimer-Website. Wer mehr geben will, kann das tun. Der Gewinn aus der Aktion geht an CURA, einem Fonds für Opfer rechter Gewalt.

Wir haben mit Geschäftsführer Malte Schremmer über das neue Scheißpapier geredet.

VICE: Wie prüft ihr das Material auf Hetze?
Malte Schremmer: Wir haben einen Hetz- und Hassminister, der darüber entscheidet. Ob da jetzt auch ein FDP-Flyer dazu zählt, bezweifle ich. Auch wenn deren wirtschaftliche und soziale Vorstellungen für manch anderen vielleicht Anlass zum Hass geben.


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Was nehmt ihr alles an?
Jegliches Wahlkampfmaterial aus Papier mit rassistischer Hetze und Hassparolen.

Und wie sieht es mit Wahlplakaten aus?
Mal ganz davon abgesehen, dass man Wahlplakate nicht abreißen darf, sind die für uns nicht so interessant. Die haben nämlich eine Plastikbeschichtung und daraus kann man schlecht Klopapier machen.

Ab wann kann ich denn das Hetzpapier auf dem Klo einsetzen?
Wir sammeln bis eine Woche nach der Bundestagswahl und dann beginnt die Produktion. Pünktlich zur Weihnachtszeit, wenn alle Menschen zur Ruhe und Besinnung kommen, ist das Scheißpapier dann da.

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Was wollt ihr mit dem Projekt erreichen?
Wir wollen mit kreativem Protest zeigen, dass Hass und Hetze im Wahlkampf nichts zu suchen haben und wir lieber Fakten und gute Argumente sehen wollen. Außerdem wollen wir insbesondere junge Leute zum Wählen animieren, die ja die geringste Wahlbeteiligung unter allen Altersklassen haben. Und natürlich ist es schön, wenn möglichst viel an den CURA-Opferfonds gespendet wird.

Aber muss diese Politik wirklich an meinen Arsch?
Wo, wenn nicht da?! Man kann sich die Rolle natürlich auch einfach als politisches Statement ins Badezimmer stellen. Ich kann dir aber deine Angst nehmen: Wir filtern die Farbstoffe raus. Von den eigentlichen Flyern ist dann nicht mehr viel zu sehen, sondern nur unser butterweiches weißes Scheißpapier.

Gebt ihr den Parteien dann auch etwas von ihrem Mist zurück?
Das wäre eigentlich eine gute Idee. Momentan bewerben wir uns bei Die PARTEI als offizieller Scheißpapierlieferant fürs Schattenkabinett.

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