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Die total überflüssigen DJs der E3

Auf der Spielemesse E3 standen an jeder Ecke DJs rum. Aber muss man sich wirklich anhören, wie der „Bass gedroppt“ wird, während man sich die neue Xbox anschaut oder in der Kloschlange steht?

Fotos von Dave Schilling und Jamie Lee Curtis Taete

Ich verstehe und würdige den Aufstieg von elektronischer Musik und DJ-Kultur. Ich sehe, wie es die Leute zusammenbringt, eine persönliche Ausdrucksform kreiert und dir die perfekte Möglichkeit gibt, Ecstasy zu schlucken und „aus Versehen“ irgendwelche Frauen in Clubs zu berühren. Ich verstehe es. Und doch akzeptiere ich nicht, dass DJs überall hingehören. Sie sollten zum Beispiel nicht auf alltäglichen Veranstaltungen wie Babypartys, Weihnachtsmärkten, Gerichtsverhandlungen, Galerieeröffnungen, Hundeshows, Inlineskate-Wettbewerben, Wahlkampfveranstaltungen, Verkehrsunfällen, dem chinesischen Neujahr oder dem Superbowl rumstehen. Nicht überall muss getanzt werden. Tatsächlich sind die meisten öffentlichen Veranstaltungen merkwürdig. Ganz besonders, wenn dort versucht wird, dir etwas zu verkaufen.

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Ich war vor zwei Wochen auf der Spielemesse E3 in Los Angeles und wie auf jeder anderen Messe oder Versammlung unserer modernen Zeit war das Ding mit DJs vollgepackt. Ich muss nicht hören, wie der „Bass gedroppt“ wird, während ich mir die neue Xbox anschaue oder in der Kloschlange stehe, vielen Dank.

Ich beschloss, mich etwas umzusehen und herauszufinden, ob jemand wirklich zu der Musik abgeht, die die vielen, vielen E3-DJs spielten.

Wie ihr sehen könnt, gibt unser erster Vinylmeister alles. Ich habe diesen Typen wegen seiner Hingabe zu traditionellen DJ-Techniken ausgewählt. Sicher, er hat seinen Laptop, aber er bleibt der Sache mit seinen Turntables auch sehr treu. Leider macht er das alles für ein Publikum von null. Vielleicht ist es Zeitverschwendung, wenn man in einer Messehalle laute Musik spielt, wo auch jeder Andere laute Musik spielt, aber niemand da ist, um zu tanzen oder zuzuhören.

Hey, vielleicht sollte der DJ einfach rausgehen? Du weißt schon, da, wo es nicht so laut ist? Ach warte, hier ist ja auch niemand. Vielleicht braucht er etwas Hilfe von seinen Freunden …

Oh Scheiße! Es ist Pac-Man! Er ist zurück und lässt es krachen! Es gibt niemanden in der Welt der Videospiele, der mehr auf elektronische Musik steht als Pac-Man. Er schluckt tonnenweise komische Substanzen und umarmt die ganze Zeit Leute mit seinen merkwürdigen Stummelarmen. Trotz Pac-Mans großem Bemühen Leute anzulocken, kam niemand, um ihm Gesellschaft zu leisten.

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Da ist ein Typ, der wirklich gähnt. Er befindet sich direkt in Blickwinkel des DJs und ist sichtbar desinteressiert. Es ist nicht so, dass dieser Gentleman es nicht liebt, Party zu machen. Jeder mit so vielen Buttons an seinem Kurier-Täschchen muss einfach ein Knaller sein. Wie viel auditivie und visuelle Stimulation braucht dieser Kerl? Hol dir einen Kaffee, verdammt!

Selbst wenn niemand da ist, ist es lebensnotwendig, sich intensiv mit seinem Handwerk zu beschäftigen. Ich vermute, dieser Typ wirft ein genaues Auge auf die Lautstärke und ordnet seine Playlist bis zur Perfektion. Entweder das, oder er aktualisiert sein OkCupid-Profil.

Nach stundenlanger Suche fand ich endlich Messebesucher, die richtig Spaß und die richtigen Vibes hatten. Wenn ihr jemals vier farblich abgestimmte Tänzer sehen wolltet, die einen Interpretationstanz zu George Michaels „Careless Whisper“ aufs Parkett zaubern (und ich weiß, dass ihr das wollt), dann war das hier Woodstock für euch. Es gab sogar Publikum, das übers ganze Gesicht grinste und einen Jungen vor der Bühne, der ganz offensichtlich high war—aber keinen einzigen DJ.

Wir sollten uns alle daran erinnern, dass DJs eigentlich nichts tun und nur sehr wenig Unterhaltungswert zu einer Veranstaltung beitragen, die kein Rave ist. Manchmal bekommen sie Tausende, um merkwürdig rumzustehen und ein paar Knöpfe zu drücken. Aber immerhin haben diese tanzenden Menschen etwas Interessantes gemacht. Sie haben stundenlang geübt und das hat sich ausgezahlt. Sie sehen dabei nur sehr merkwürdig aus. Nun bin ich mir sicher, dass auch hier jemand einen Knopf gedrückt hat, um „Careless Whisper“ laufen zu lassen. Aber rate, wo er oder sie dabei war? Im Hintergrund, nicht sichtbar. Manchmal will ich einfach nicht feiern. Manchmal will ich einfach nur sehen, wie sich Leute lächerlich machen. Ist das etwa zu viel verlangt?