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Drogen

Berner Kokain ist zurzeit so rein, dass es die Konsumenten überfordert

Die eigentlich wünschenswerte Entwicklung, dass Kokain immer weniger gefährliche Streckmittel beinhaltet, führt wiederum zu einem anderen Problem.

Foto von der KaPo Bern

Dass in Kokain oft nicht drin steckt, was drin sein sollte, ist hinlänglich bekannt. Im besten Fall ist das Zeug mit Milchzucker gestreckt, im schlechtesten Fall besteht über die Hälfte der Line aus lebensgefährlichen Strecksubstanzen. Bis 2009 war das vom Drogeninformationszentrum in Zürich getestete Kokain am häufigsten mit dem Schmerzmittel Phonacetin gestreckt, weil es – besonders in Kombination mit Koffein, einem weiteren beliebten Streckmittel – euphorisierend wirkt. In den letzten Jahren wird Kokain in der Schweiz meistens mit Levamisol gestreckt, ein Entwurmungsmittel für Tiere, das bei Menschen zu Nebenwirkungen wie Lungenödemen, Atemnot und häufigem Harn- und Kotabsatz führt. 2015 waren rund 70 Prozent der Schweizer Kokainproben damit gestreckt.

In Bern wird das Kokain aber immer reiner. Seit Anfang 2010 stieg der durchschnittliche Kokaingehalt in den Proben des Pharmazeutischen Kontrolllabor des Kantonsapothekeramts Bern von nicht mal 30 Prozent auf bis über 70 Prozent im Jahr 2016. In den vergangenen fünf Wochen hat das Berner Kokain sogar Reinheitswerte von bis zu 85 Prozent, sagte Silvio Flückiger von der mobilen Interventionsgruppe Pinto Bern gegenüber dem Bund. Das hochpotente Kokain scheinen Berner Konsumenten nicht gewöhnt zu sein. In letzter Zeit trifft die Pinto vermehrt auf überdosierte Kokainkonsumenten mit Krampfanfällen, Atemstörungen oder Paranoiaanfällen.

Qualitativ hochwertiges Kokain scheint nicht nur in Bern ein "Problem" zu sein: VICE berichtete Anfang Woche von einer Warnung der britischen Polizei, dass sich auf der Insel vermehrt lupenreines Kokain in Umlauf befinde. Auch das Zürcher Koks wird immer stärker: "In den aktuellen Auswertungen unserer Drugchecking-Ergebnisse hält der Trend zu höherem Kokaingehalt weiter an und erreichte 2016 einen Wert von durchschnittlich 76.7 Prozent", teilte Christian Kobel von saferparty.ch auf Anfrage von VICE mit. Wenn auch streckmittelfreies Kokain nur schon aus gesundheitlichen Gründen grundsätzlich begrüssenswert ist, solltest du – falls du es nicht ganz lassen kannst oder willst – besser zunächst eine Line weniger als mehr ziehen und deine Drogen vor dem Konsum bei den Drugchecking-Angeboten in Bern, Basel oder Zürich testen lassen.

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