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Bis so guet

Warum die Nerds die Weltherrschaft an sich reissen werden

Die blutige Rache der Zahnspangen kommt schleichend, und wer ihr entkommen will, der soll diesen Terminkalender befolgen.

Alles war bis aufs letzte Detail geplant. Das Haus verkauft, die Karre zu Schrott gefahren, den Drecksjob geschmissen und das Ersparte restlos ausgegeben. Wenn die Zivilisation sich darauf vorbereitet, dass die Erde sich in einen siedenden Brei verwandelt, will man schliesslich nicht der Trottel sein, der seinen Luftschutzbunker ohne Louis Vuitton Tapete in Beschlag nimmt. Seltsamerweise ist die Welt aber doch nicht untergegangen, also was nun?

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Sollte man etwa weiter so vor sich hin siechen wie man es bisher getan hat? Sind wir mal ehrlich. Die Welt ist wie ein Warenhaus wenige Minuten vor dem Jahresschlussverkauf. Sie wartet darauf erobert und geplündert zu werden. Die entscheidende Frage, die sich in allen dem Kaufrausch verfallenen Köpfen stellt, ist folgende: Wie um Himmels Willen schaffe ich es diese heiss begehrten Cavalli Boots unbeschadet in meine Gewalt zu bringen?

Die Kriege der Vergangenheit wurden bislang noch auf kontinentalem Boden, in Seeschlachten oder Luftmanövern entschieden. Der Sieger des Kalten Krieges schien ganz einfach immer der zu sein, mit den meisten Gigatonnen Plutonium unter dem Arsch. Aber inzwischen wurde der ganze Laden auf den Kopf gestellt. Die Spatzen kotzen es von den Dächern, die Presse holt sich einen runter und uns hängt es schon richtig zum Hals heraus: Stichwort Cyberterrorismus. Auf den Schlachtfeldern des neuen Jahrtausends liefern sich selbst gekrönte Tafelrunden wie Anonymous oder Wikileaks virtuelle Gemetzel mit Geheimdiensten, Oligarchen oder Chatroom Kinderfickern. Die Gladiatorenringe der Zukunft sind also weder modrige Berghöhlen im afghanischen Hindukush, die politische Versammlung auf dem Tahrir Platz oder die Rednertribünen von Politpopstars wie Obama oder al-Gaddafi, sondern die Protokolllabyrinthe des world wide webs.

Eine neue Art von Kriegern, Söldnern und Piraten formiert sich in den Kellerlöchern unserer Vorstädte. Es sind jene, die wir immer ausgelacht haben und deren Kontakt zum anderen Geschlecht sich auf das Downloaden von Amateur Pornos oder den obligatorischen Gutenachtkuss mit Mutti beschränkt: Die verstossene Spezies der Nerds und Geeks.

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Es sind die idealen Kandidaten. Abgeschottet von der Aussenwelt ist das Flackern ihrer Bildschirme alles, was sie brauchen. Sie sind menschliche Kellerasseln. Wo immer es feucht und dunkel ist, für sie fühlt es sich an wie die zarte Wärme des verlorenen Uterus. Ihr schmächtiger Körperbau erlaubt ihnen eine enorm dichte Besiedlung auf engstem Raum. Wasser, Öl oder Gas brauchen sie nicht. Strom erzeugen sie mit selbstgebastelten Generatoren. Menschliche Nähe suchen sie höchstens auf Lanparties oder in Insiderforen. Ein paar Säcke Hamsterfutter, genügend Asthmaspray, ein hübsches Set Dungeons&Dragons, und der Laden läuft.

Sie sind geradezu auserwählt, uns zu unterwerfen. Der Cyberkrieg liegt ihnen im Blut. In all den zahllosen Stunden, in welchen wir uns mit unseren Freundinnen vergnügt haben, haben sie sich ganze Bataillone Fantasiefreunde zusammenprogrammiert. Aus ihrer Erfahrung mit Egoshootern haben sie genügend Fingerspitzengefühl für taktische Manöver um eine besoffene Pavianhorde in ein Rudel eiskalter Killer zu verwandeln.

Leider müssen wir einsehen, dass präventive Ausrottung keine Option ist. Wir brauchen sie. Ohne Nerds wären wir immer noch irgendwo zwischen arischen Fackelzügen und heidnischen Opferkulturen. Alle grossen Erfindungen entsprangen ausnahmslos den autistischen Tagträumen einsamer Geeks: Leibniz, Maxwell, Boole, Schrödinger, Gödel, Turing. Jesus. Wagner. Niemand widmet sich elektrodynamischen Gleichungen wenn er das Haus voll wilder Muschis hat. Sie sind der Keim unseres Wohlstands, der Speckmantel in dem sich die Made des Kapitalismus suhlt. Ohne sie hätten wir weder Rolex Uhren, elektrische Anschnalldildos oder Disneyland. Wir wären nie auf dem Mond gelandet. Hoverboards oder Cybersex müssten wohl auf ewig Science Fiction bleiben.

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Sobald diese Leute eingesehen haben wer hier eigentlich auf wen angewiesen ist, wird sich ihr Zorn auf alles entladen, was nicht genug Elbisch oder Klingonisch spricht um um Gnade zu winseln. Der Geek Code kennt kein Pardon.  Sie wissen wie man den Verkehr lahmlegt, Kontobewegungen manipuliert, einen Damm sprengt oder in Hochsicherheitsgefängnissen die Zelltüren öffnet. Von der Russenmafia emanzipiert, werden sie sich zu einem Mob zusammenraufen, der zu allem fähig ist, was ein World of Warcraft Szenario an Foltervisionen bereithält.

Am besten betet ihr einfach dass sich ihr Blutrausch im Zaum halten wird, denn Motive für Vergeltung haben sie genug. Allein wegen Leuten wie uns sind die Erinnerungen an ihre Kindheit der blanke Horror. Die endlosen Stunden in denen wir ihre Gesichter in die Kloschüssel gedrückt oder ihnen die Slipper bis zum Hals hinauf gezogen haben reichen aus für Rachefantasien, die jeden XXX B-Splatter wie ein Schulmädchenpicknick aussehen lässt.

Es sich wird sich ganz harmlos anbahnen. Subtil. Zuerst lässt dich dein Handy im Stich. Deine Mikrowelle läuft Amok. Das Internet hat dein Facebookprofil verwüstet. Ohne es zu merken wurdest du in eine Nervenheilanstalt eingewiesen, Interpol fahndet bereits nach dir und dein Bankkonto hat sich in Luft aufgelöst.

Wir sollten uns also schon einmal vorbereiten auf eine Welt, in der die Typen an der Seite von Topmodels nicht mehr Fussballgötter oder Formel 1 Heroen sind, sondern Zahnspangen tragende Schmalzlocken. Eine Welt in der ph-neutrale Karohemden die Covers der Modezeitschriften zieren und die Abendnachrichten im Binärcode von den neusten »banned« Magic Karten berichten. Ja, damit wird man leben müssen. Solange die Sonne nicht doch noch explodiert oder es uns gelingt die Biosphäre vom Planeten zu brennen wird die Zukunft einer Gilde von Blindgängern gehören die gestern noch am untersten Ende der Nahrungskette angeleint waren.

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Da es zum Glück noch lange nicht so weit gekommen ist, bleibt uns noch etwas Zeit um noch einmal richtig zu feiern:

Donnerstag:

Solltest du erst ins Kino gehen „Django unchained“ anschauen, der ist enorm geil und wir lieben Christoph Waltz, du hoffentlich auch. Am besten gehst du den Film im Corso am Bellevue schauen. Danach ins Mascotte im gleichen Gebäude zu den Supremus Djs einen Trinken.

Falls du zufällig in Berlin bist, darfst du die Schönstaub-Vernissage im Atlas keinesfalls verpassen.

Freitag:

Gehen wir ins Gonzo für Mucho Mundo

Samstag:

Ist „The Great Hans Unstern Swindle" und anschliessend Cheap Thrill Stall 6, schon alleine weil es so schön schräg ist.

Später gehen wir in den Untergang an die Afterhour von Chaos und Ordnung

Sonntag:

Wird gechillt, am besten gehst du mal wieder ein wenig an die frische Luft und kochst was Gutes.

Natürlich verlosen wir für jeden der erwähnten Anlässe Tickets, einfach eine Mail mit Betreff: Revenge of the Geeks und dem entsprechenden Wunsch an: Info@viceland.ch