Links: Konzert an einem Strand, rechts: Menschen tanzen unter psychedelischen Bannern zwischen Bäumen, Goa in Indien war drei Jahrzehnte lang ein Hippie-Paradies.
Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von I Love Goa
Popkultur

Fotos: Als Goa noch ein Hippie-Paradies war

In den Sechzigern legten Hippies den Grundstein für die Full-Moon-Partys, drogengeschwängerten Raves und Flohmärkte, die es bis heute gibt.
Shamani Joshi
Mumbai, IN

Reisende finden in Goa heute vor allem kommerzielle Clubs, überbevölkerte Strände und Partytourismus. Bis weit in die Neunziger war der westindische Bundesstaat allerdings ein Hippie-Paradies, das für Freiheit und Toleranz stand. Als die Hippie-Bewegung während des Kalten Krieges in den USA und Europa an Bedeutung gewann, verschlug es immer mehr umherreisende junge Menschen aus diesen Ländern auf dem sogenannten Hippie Trail nach Südasien auf der Suche nach Spiritualität.

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Mitte der 1960er reiste der US-Amerikaner "Eight Finger" Eddie als einer der ersten Hippies in die verschlafenen Fischerdörfer an Indiens Westküste und machte Goa zu seiner neuen Heimat.

Foto von Hunderten tanzenden Menschen zwischen Palmen

Disco Valley in Vagator, Goa,1988 | Foto mit freundlicher Genehmigung von Ray Castle / I Love Goa

Goa, der kleinste Bundesstaat Indiens, war kurz zuvor noch eine portugiesische Kolonie gewesen. Nach der Annexion 1961 durch Indien war es durch seine starke europäische Prägung etwas offener gegenüber Fremden als andere Teile des Landes. Sobald sich nach Eddies Ankunft rumgesprochen hatte, dass es in Indien diesen friedlichen Ort mit einer offenen Kultur, goldenen Sandstränden, kaum Polizei und einem Haufen Drogen gibt, strömten Hippies aus aller Welt hierher.

Auftritt einer Band in den 1970ern

Eight Finger Eddie bei einem Auftritt 1978 | Foto mit freundlicher Genehmigung von Sunny Schneider / I Love Goa

Halbnackte Menschen sitzen auf dem Boden zwischen Palmen

In den 60ern und 70ern existierten die einheimischen Goaner und die Hippietouristen nebeneinander und schätzten ihre jeweiligen Kulturen | Foto mit freundlicher Genehmigung von I Love Goa

Menschen auf einem Boot

Einheimische Fischer und Hippies auf einem Bootsausflug auf dem Fluss Chapora 1986 | Foto mit freundlicher Genehmigung von I Love Goa

"Eight Finger" Eddie und andere ausländische Reisende ließen sich zuerst in Colva nieder, einem Dorf im Süden von Goa. Bald zog es die Hippies allerdings nach Anjuna, einem Dorf im Norden. Dort soll es damals keine Polizeiwache gegeben haben, was neben dem wunderschönen Strand und dem entspannten Alltag den perfekten Nährboden für die sich entwickelnde Psychedelica-Szene bot. Drogen wie LSD und MDMA waren dort leicht zu bekommen. Viele Ausländer waren außerdem begeistert vom indischen Charas, einem Cannabisderivat, das ähnlich wie Haschisch aus dem Blütenharz gewonnen wird und das bis 1985 in Indien legal war.

Menschen mit Dreadlocks und Gesichtsbemalung

In Anjuna öffnete der Goaner Joe "Banana" Almeida ein Café und erklärte den eintreffenden Touristen die örtlichen Bräuche. Außerdem half er dabei, zwischen den Konkani sprechenden Goanern und den westlichen Besuchern zu vermitteln. Mit der Zeit wurde Anjuna zum Hauptschauplatz der berühmten Full Moon Partys und der legendären Neujahrsfeiern, die auch gerne mal eine ganze Woche andauerten.

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Menschen sitzen in einer Waldlichtung auf dem Boden und rauchen

Haschisch, LSD und andere Drogen waren in Goa frei erhältlich, auch weil es in Anjuna keine Polizeiwache gab | Foto mit freundlicher Genehmigung von Michael Palmierri / I Love Goa

Vom gitarrenlastigem Psychedelic-Rock, der anfangs die Musik in den Hippie-Orten dominiert hatte, entwickelt sich Goa über die Jahre zum ersten indischen Bundesstaat mit einer eigenen elektronischen Musikszene. Angeblich war der erste elektronische Song, der jemals in Goa gespielt wurde, ein Lied der deutschen Synthpop-Pioniere Kraftwerk, das ein Besucher in den 70ern auf einer Kassette mit nach Indien gebracht hatte.

Menschen mit langen Haaren, Bärten und bunten Gewändern an einem Strand

Full Moon Party am Strand von Anjuna 1979 | Foto mit freundlicher Genehmigung von Gilbert Garcia / I Love Goa

Menschen sitzen auf einer alten mauer, dahinter tanzen welche auf einem großen Platz zwischen Bäumen

Eine Party auf der Festung von Chapora, Goa, 1988 | Foto mit freundlicher Genehmigung von Piers Ciappara / I Love Goa

Aber nicht allen Hippies gefiel diese Entwicklung. Sie wollten lieber weiter organische Klänge in ihrem Naturparadies hören.

Ein Mann mit lange Haaren und Hippiekleidung spielt Flöte und hat eine Gitarre umgehangen, drumherum sitzen und stehen Leute

Eine Akustikparty in Goa in den 1970ern | Foto mit freundlicher Genehmigung von I Love Goa

Nackte Menschen sitzen auf einem großen Baum

Ein Baumhaus in Arambol, Goa, in den 70ern | Foto mit freundlicher Genehmigung von I Love Goa

Mitte der Achtziger verblasste dann aber langsam das klassische Love-and-Peace-Motiv der Hippie-Bewegung und DJs wie DJ Laurent, Fred Disko und Goa Gil prägten zunehmend die Szene. Psytrance war geboren. In den 90ern wurden die psychedelischen Raves weltbekannt.

Halbnackte Menschen mit langen Haaren und Dreadlocks

Foto mit freundlicher Genehmigung von Michael Palmieri / I Love Goa

Heute sind die einstigen Undergound-Partys in Goa extrem kommerzialisiert: zugedröhnte Menschenmassen, die unter trippigen Scheinwerfen tanzen – von Liebe und Frieden keine Spur mehr. Dabei ging es bei den Raves in Goa immer um die Suche nach Inklusion und Freiheit und darum, an jedem Vollmond das Leben so zu leben, als würde es kein Morgen geben. Um dieses Gefühl aus Goas Anfangstagen für die Nachwelt zu bewahren, sammelt die Facebook-Seite I Love Goa Fotos aus den Siebzigern, Achtzigern und Neunzigern.

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Ein Mann mit Bart und Dreadlocks legt an einem blauen Tisch Musik auf

Goa Gil bei einem Auftritt in Anjuna, Goa, 1993 | Foto mit freundlicher Genehmigung von I Love Goa

"Viele Leute die auf diesen Fotos aus den Siebzigern und Achtzigern zu sehen sind, hatten den Kontakt zu ihren Freunden von damals verloren und haben sich durch meine Seite wiedergefunden", schreibt der anonyme Admin der Facebook-Seite. Das sei auch ein Grund für ihn gewesen, diese Bilder zu sammeln.

Scroll runter für noch mehr Fotos aus Goa.

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Menschen stehen und sitzen auf einer Erhöhung bei einer Party

Eine Party Anjuna, 1991 | Foto mit freundlicher Genehmigung von I Love Goa

Menschen tanzen zwischen Bäumen, über der Tanzfläche sind bunte Fäden und Tücher aufgehangen

Bamboo Forest Festival in Goa, das Festival fand 1993 und 1994 statt | Foto mit freundlicher Genehmigung von I Love Goa

"Diese Bilder zeigen, wie in der sogenannten Hippie-Ära der Siebziger und Achtziger Menschen Spaß daran hatten, mit Freunden in der Natur zu tanzen. Die heutige Generation ist da anders, die wollen nur noch in teure Restaurants."

Leichtbekleidete Menschen auf einem Markt

Anjuna Flea Market in den 1970ern | Foto mit freundlicher Genehmigung von Jacques Lasry / I Love Goa


Menschen feiern auf einem Strand

Party auf dem Strand von Arambol, 1991 | Foto mit freundlicher Genehmigung von I Love Goa

Kinder und Erwachsene machen Kunststücke
Menschen tanzen bei einer Party, im Hintergrund ein farbenfrohes Banner

Disco Valley 1992 | Foto mit freundlicher Genehmigung von I Love Goa

Menschen sitzen an einem Strand

Full Moon Party 1983 | Foto mit freundlicher Genehmigung von I Love Goa

Menschen tanzen unter freiem Himmel
Eine Frau mit Dreadlocks sitzt auf einer Matte, vor ihr ein Schild mit der Aufschrift "Manali Shit"

Auf dem Flohmarkt in Anjuna wurde in den 70ern offen Haschisch verkauft | Foto mit freundlicher Genehmigung von I Love Goa

Menschen in Hippie-Kleidung an einem Strand

Foto mit freundlicher Genehmigung von Jacques Lastry / I Love Goa