FYI.

This story is over 5 years old.

Klimawandel

Die Hälfte der Kaffeeanbaugebiete ist in Gefahr

Bis 2050 ist möglicherweise die Hälfte aller Gebiete betroffen.

Wenn du Kaffee brauchst, um überhaupt durch den Tag zu kommen, haben wir ungute Neuigkeiten für dich: Der Klimawandel könnte dazu führen, dass 2050 nur noch die Hälfte der derzeit verfügbaren Landfläche Kaffee angebaut werden kann.

Einem neuen Bericht des australischen Think Tanks The Climate Institute zufolge, in Auftrag gegeben von Fairtrade Australia & New Zealand, wird Kaffee nicht mehr so sein, wie er mal war: Einst billig, in Massen verfügbar und von vielen als selbstverständlich angesehen, könnte er in Zukunft zu einem kostbaren Gut werden. Die Mehrheit des weltweit konsumierten Kaffees kommt derzeit aus dem sogenannten „Bohnengürtel", Ländern in Äquatornähe wie Brasilien, Äthiopien, Kolumbien, Vietnam und Indonesien. Steigende Temperaturen und veränderte Niederschlagsverhältnisse könnten jedoch dazu führen, dass in den derzeitigen Kaffeeanbaugebieten kein Kaffee mehr produziert werden kann. Bis 2080 könnten wilde Kaffeepflanzen ausgestorben sein.

Anzeige

Kaffeeriesen wie Starbucks und Lavazza haben bereits vor den Auswirkungen des Klimawandels auf die Kaffeeproduktion gewarnt. Die Menschheit trinkt mehr und mehr Kaffee, 2,25 Milliarden Tassen pro Tag, und der Verbrauch steigt jedes Jahr um fünf Prozent.

„Über uns schwebt eine dunkle Wolke", so Mario Cerutti vom italienischen Kaffeeunternehmen Lavazza bei einer Konferenz zum Thema Kaffee und Klimawandel im letzten Jahr in Mailand. „Die Lage ist besonders ernst. Auch schon kurzfristig kann der Klimawandel beträchtliche negative Auswirkungen haben. Es geht nicht mehr um die Zukunft, sondern um die Gegenwart."

Schon ein Temperaturunterschied von einem halben Grad „kann einen großen Einfluss auf den Ertrag, den Geschmack und das Aroma haben", heißt es in dem Bericht. Durch steigende Temperaturen verschlimmern sich auch die Auswirkungen von Krankheiten oder Schädlingsbefall. 2012, nach starken Regenfällen in den Hochlandgebietenund ungewöhnlich hohen Temperaturen, hat der sogenannte Kaffeerost die halbe Kaffeeernte Zentralamerikas vernichtet, in Guatemala waren es sogar 85 Prozent. Mittlerweile findet man auch in den Hochlandgebieten den Kaffeekirschenkäfer, ursprünglich war er nur im Kongo und in geringen Höhenlagen verbreitet. Dieser Schädling ist für jährlich eine halbe Milliarde Dollar Schäden verantwortlich und könnte sich bei voranschreitender Erwärmung explosionsartig vermehren.

Für viele Kaffeeproduzenten könnten die steigenden Temperaturen das Ende bedeuten. Länder wie Guatemala, Vietnam, Nicaragua und Honduras, die auf den Kaffeeexport angewiesen sind, könnte es besonders schwer treffen. 2020 gehört der Kaffeeanbau in Mexiko möglicherweise der Vergangenheit an, Kaffeeanbaugebiete in Nicaragua werden bis 2050 fast nicht mehr vorhanden sein. Auch Brasilien und Tansania stehen in den kommenden Jahrzehnten erhebliche Verluste bevor.

Einige der Verluste werden jedoch durcheinen Anstieg der Produktion in anderen Regionen—in den Hochlandgebieten Ostafrikas, Papua-Neuguinea, Indonesien und den Anden—ausgeglichen. Für die schätzungsweise 25 Millionen Kaffeebauern—viele von ihnen mit kleinen Plantagen—wird es schwer, wenn nicht gar unmöglich, ihren Anbau vom Äquator weg oder in höhere Lagen zu verlegen. Es könnte Jahren dauern, bis neue Kaffeepflanzen die ersten Früchte tragen, diesen Luxus können sich viele Farmer nicht leisten. Bereits jetzt versuchen sie, ihre Erträge zu maximieren, werden dabei allerdings immer abhängiger von Düngemitteln—zu Lasten der Umwelt und der Biodiversität.

Doch ein wenig Hoffnung gibt es: Bei einer Studie fand man heraus, dass ein höherer CO2-Gehalt den Ertrag der Pflanzen erhöhen kann—auch wenn nicht klar ist, ob damit die Verluste durch den Klimawandel ausgeglichen werden können.

Und wenn wir schon dabei sind, die Umweltauswirkungen unseres morgendlichen Kaffees zu diskutieren: Wie wäre es mal damit, auf Kaffeekapseln zu verzichten?