Die Hackler von heute: Porträts von Menschen in Lehrberufen

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Hackler, Jobber, Karrieristen

Die Hackler von heute: Porträts von Menschen in Lehrberufen

"Warum ich diesen Job mache? Weil es der geilste Job der Welt ist."
MS
Fotos von Maša Stanić
PR
aufgeschrieben von Phil Rirsch

Dieser Artikel wird präsentiert von der Arbeiterkammer Wien.


Wenn es um die oft beschriebene "Generation Y" geht, denken wir in der Regel an eines: junge, hippe, urbane Menschen mit Matura, die gerade mitten im Studium (oder auch kurz danach) stehen. Woran wir im ersten Moment ziemlich sicher keine Gedanken verschwenden, ist die andere Seite derselben Generation, die den weitaus größeren Anteil ausmacht: junge Menschen, die eine Lehrausbildung absolvieren und vielleicht weder auf hippe Kunstuni-Partys gehen, noch in den inneren Gürtelbezirken (oder überhaupt nicht in Wien) wohnen.

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Das ist nicht nur unfair, es ist auch verzerrend. Wie eine Erhebung der OECD aus dem Jahr 2015 zeigt, hat Österreich nach Slowenien den zweitniedriegsten Akademiker-Anteil mit nur 14 Prozent und liegt damit noch hinter der Türkei, Portugal und Italien, während Norwegen und Dänemark zu den Spitzenreitern zählen. Der Eindruck, dass in Österreich jeder Zweite "Magister" oder "Doktor" ist, täuscht also – und hat wahrscheinlich mehr mit unserem Titel-Fetisch zu tun, der dazu führt, dass sich Akademiker immer noch gerne mit "Magister" oder "Doktor" auf dem Klingelschild anschreiben oder ausrufen lassen.


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Um die Generation Y abseits der Unis kennenzulernen, haben wir die junge Fotografin Maša Stanić, die auch in unserer Photo Issue 2017 vertreten ist, gebeten, sich in einigen Betrieben umzuschauen und ihre Eindrücke in einer Fotostrecke festzuhalten.

"Das Spannende für mich war, dass hier zwei Jobs aufeinander getroffen sind: mein Job und ihrer", sagt Maša. "Ich habe dadurch auf jeden Fall ganz andere Denkweisen kennengelernt. Zum Beispiel hätte ich selbst nie in Betracht gezogen, einen körperlichen Job zu machen. Für mich war immer klar, dass es ein Studium wird. Es war wirklich ein kultureller Austausch zwischen uns."

Hier ist das Ergebnis.

Bernhard, ÖBB-Kundenservice

"Ich mache diesen Job, weil mein Arbeitgeber einen guten Ruf hat und mir der direkte Kundenkontakt sehr liegt. Außerdem ist kein Tag wie jeder andere und auch der Schichtdienst hat viele positive Aspekte. Ich bin überzeugt, dass der ÖBB-Kundenservice auch in Zukunft unverzichtbar bleibt, weil Support immer ein wichtiges Thema ist."

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Fabian, Rauchfangkehrer

"Warum ich diesen Job mache? Weil es der geilste Job der Welt ist. Ich bin jung und agil, an der frischen Luft und die Kollegen sind in meinem Alter. Wir Rauchfangkehrer haben auch einen ziemlich guten Ruf. In Wien hab ich einmal erlebt, dass die GIS-Leute mit uns rein gehen wollten, damit sie rein kommen."

Emmanuel, Schneider

"Ich wollte immer was kreatives oder handwerkliches machen und hab mich schon früh mit Kleidung beschäftigt. Mich reizt der Vorgang an sich: den Stoff in den Händen zu halten, die Teile zu verbinden, sie zu formen und zu manipulieren und das fertige Kleidungsstück am (meistens) glücklichen Kunden zu sehen – mit dem Wissen, dass er meinen Schweiß (im übertragenen Sinne), meine Zeit und meinen Fleiß am Körper trägt und schätzt. Wie sich der Beruf des Schneiders weiterentwickeln wird, kann ich schwer sagen. Aber ich glaube, dass die Nachfrage nach Maßkleidung weiter steigen wird, weil Qualität und menschenwürdige Arbeitsbedingungen den Leuten immer mehr ein Anliegen werden."

Marisa, Elektroenergietechnikerin bei den Wiener Linien

"Als ich ins Poly ging, haben mich Berufe wie Bürokauffrau nicht interessiert. Darüber habe ich dann mit meiner Mama geredet und war ein Jahr lang in einer Elektrotechnik-Klasse. Dort hat es mir sehr gefallen, weil es einfach mal was komplett anderes ist. Was mich besonders reizt: Es wird einfach nie fad, weil es immer wieder neue Dinge gibt, die man kennenlernen kann."

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Marcel, Mechatroniker bei den Wiener Linien

"Als ich von diesem Job erfahren habe, fand ich es einfach sehr interessant, wie viele Dinge man lernt. Der Reiz für mich war, dass es ein Beruf ist, den man nie wirklich fertig lernen kann, weil sich der alles immer weiterentwickelt – auch man selbst. Der Beruf wird in der Zukunft auch häufig gebraucht werden, weil ich als Mechatroniker einfach immer die richtige Ansprechperson für Wartungen und sonstige Arbeiten bin."

Paul, Tierpfleger im Zoo Schönbrunn

"Das Schöne an meinem Beruf ist, dass ich keine Maschine, sondern ein Mensch bin. Vor allem die Nähe und Beziehung zu allen möglichen exotischen Tieren ist sehr besonders. Und es gibt keinen Ablauf, den du nicht mitbekommst, du bist immer Teil vom Ganzen."

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