FYI.

This story is over 5 years old.

Bis so guet

Mehr Leichenfresser bitte!

Vegetarier schwafeln dir gerne etwas vor. Labern von Gesundheit und Klimaschutz. In Wahrheit sind die meisten von ihnen elende Schisser, die sich vor Fleisch ekeln, wie deine Mami vor einer dicken Spinne.

Foto von Virginie Moerenhut

Als Kind war das noch einfach. Fleisch schmeckte gut. Also ass ich es. Dann kam die erste Klasse. Meine Lehrerin war ein Hippie. Sie brachte uns bei, dass es falsch sei, Fleisch zu essen, weil dabei Tiere draufgehen. Ich war entsetzt. Und hatte plötzlich Bilder im Kopf, die ich nicht mehr vergessen konnte. Eine Weile wusste ich mir zu helfen, indem ich nur Würste und Fischstäbchen ass. Die sahen wenigstens nicht aus wie tote Tiere. Aber auch dieser Trick versagte bald. Selbst ein verdammter Cervelat schrie mich so anklagend an, wie ein Hotdog aus einem 60er-Jahre-Antidrogenfilm.

Anzeige

Also wurde ich Vegetarier. Und blieb es fünfzehn Jahre lang. Fünfzehn Jahre die immer gleichen besorgten Fragen von Freunden und Verwandten. Und fünfzehn Jahre immer dieselben Antworten. Als Teenager konnte ich alle auswendig.

Foto von dirtsailor2003

Doch nach dem Gymnasium verblassten die schönen Worte schnell. Beim Reisen kollidierte das Verlangen, lokales Essen zu probieren, knallhart mit meinen Vorschriften. Das ging mächtig auf den Sack. Und als mir während eines Zivis in den Bündner Bergen bärtige Biobauern zum Dank selbstgemachte Würste anboten, musste ich ablehnen. Bei diesen Bauern merkte ich, wie wenig Ahnung ich davon hatte, wie Nutztiere eigentlich lebten. Sie konnten die Hirsche, die sie jeden Herbst erlegten, gleichzeitig ehren und essen. Meine Vorstellung von Tieren dagegen baute hauptsächlich auf den Cartoons auf, die ich als Kind gesehen hatte.

Langsam begann meine Motivation zu bröckeln. Ich realisierte, dass mich der Tod von Tieren einen Feuchten kümmerte, solange er fair war. Ich zumindest würde wohl lieber von einer Kugel sauber getötet, als von einem Raubtier langsam zerfetzt werden.

Foto von Ashleigh Bennet

Und die Standard-Vegi-Argumente: Klimaschutz? Die Viehzucht erhält die Biodiversität und fördert die Umwelt, solange man sie richtig umsetzt. Gesundheit? Wer auf Tierisches verzichtet, lebt nicht zwingend länger: Steve Jobs hat durch seinen Veganismus das Krebswachstum wohl nur gefördert. Es geht zwar ohne Fleisch, aber es ging nicht ohne. Wir verdanken unsere Existenz als Homo sapiens der Tatsache, dass unsere Vorfahren anfingen, Fleisch zu essen. Die Ursünde sozusagen.

Anzeige

Die Gründe, die mich zum Vegetarismus bewogen hatten, waren nicht rational. Eigentlich verbarg sich hinter dem ganzen Argumentgebäude nur ein einfacher Diese-Suppe-ess-ich-nicht-Ekel, eingebläut von meiner Lehrerin.

Es war wahrscheinlich nicht gerade die Abscheu eines Hitlers, der Leute, die Fleisch assen, Leichenfresser nannte. Aber es war der Ekel eines Kindes, das es nicht akzeptieren konnte, dass Lebewesen starben, damit es etwas zu essen hatte.

Der Ekel ist nicht unbedingt schlecht. Es ist ganz natürlich, dass einen Dinge abstossen, die einem schaden. Aber wer anfängt, sich vor harmlosen Sachen zu ekeln, kann sich in einen immer tieferen Ekel steigern. Bis hin zum Weltekel. Vielleicht sind Allesfresser deshalb die besseren Menschen. Wer alles isst, ist schliesslich offener für neue Dinge. Es gibt weniges, das so spirituell ist, wie das Probieren einer neuen Fleischsorte. Anstatt ins Yoga zu rennen, sollte man lieber wieder einmal Lebern braten.

Foto von Ullmann

Inzwischen kann ich in ein Kotelett beissen, ohne dass mir mein Frühstück hochkommt. Womöglich werde ich irgendwann einmal zum Vegetarismus zurückkehren. Aber zuerst sollte ich einmal beim Schlachten zusehen: Eine Kollegin von mir hat neulich auf dem Bauernhof einem Huhn den Kopf abschlagen dürfen. Es sei schön gewesen.

Nicht nur Allesfresser werden fett, sondern auch das Wochenende:

Am Donnerstag übermannen uns die Gelüste. Die erste Welle rollt über uns hinweg: Lukas Bärfuss Wortgranaten. Die zweite Welle raubt uns den Stand: Psychedelic Garage Rock mit The Roaring 420s im Sääli. Die dritte Welle flutet unsern Verstand: Fantastischer Flieder im La Catrina. Und die letzte Welle gibt uns den Rest: Echt kaputt (nein ehrlich, richtig kaputt) wirds mit Alek et les japonaises im Helsinki.

Anzeige

Der Freitag giert nach wildem, zügellosem Vandalismus. Da gibt es den Film Pussy Riot a Punk Prayer in der Cinematte und Riot Riot Riot Deephouse/Techno in der Gewerbehalle.

Am Samstag knallen wir uns die Birne zu. 5 Jahre Rössli sind ja eigentlich schon mehr als genug um drei Wochen durchzutanzen. Aber wir wissen, ihr seid hungrig. Zur Vorspeise gibts die Kalisti Gold Labelnacht in der Heilen Welt. Als Hauptgang serviert euch GDS.fm einen deftigen Brocken. 24/7. Unlimited. Und zum Dessert serviert euch DJ Gülsha (Ja, es gibt nur eine Gülsha) an der Track Roulette im Plaza Beats, die euch die Launen beben lässt. Leichtere Kost, aber nicht weniger köstlich, serviert euch das Fotomuseum Winterthur mit Desposit, das El Lokal mit Miraculous Moule oder das Sud mit Vodka and Swing. Als Amus bouche bleibt Keine Musik in der Grabenhalle oder Dan Wall im Coq D'or.

Sonntags verdauen wir ein wenig. So ist die Welt im Gaswerk. Literaare eben. Love Police und so. Südpol Flohmarkt halt.

Am Montag tanken wir auf und designen uns den eigenen Ring im Dynamo.

Am Dienstag gibts ne Überraschung in der Bagatelle und Hisdogbingo in der heiteren Fahne.

Und natürlich Mittwoch. Mittwoch gibts die schlechteste Musik des Planeten. Worst Case Szenarios im Palace. Oder wer etwas höhere Ansprüche hat, Les gar's d'en bas im Kafi für Dich.