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Umwelt

José Andrés möchte, dass die Welt mit Sonnenlicht kocht

Eines der am wenigsten diskutierten, aber trotzdem extrem wichtigen Themen in modernen Küchen ist ihre Abhängigkeit von unnachhaltigen Kraftstoffen. Der weltweit renommierte Koch José Andrés versucht, daran etwas zu ändern und setzt unter anderem auf...
Foto mit freundlicher Genehmigung von World Central Kitchen.

Wenn korrekte Küchenchefs ihre Speisekarten planen, ihre Küchen designen und ihre Lieferanten auswählen, müssen sie sich einige Fragen stellen: Ist es in Ordnung, Blauflossenthun zu servieren? Möchte ich die regionale Wirtschaft unterstützen, indem ich meine Produkte nur von kleinen, regionalen Lieferanten beziehe? Soll ich Leute mit besonderen Bedürfnissen anstellen?

Während die meisten von uns wahrscheinlich mit der Kontroverse um Foie gras vertraut sind, ist vielen aber nicht klar, dass ihr eigener Herd genauso schlimm sein kann. Alternative Energiequellen sind einer der neuesten und aufregendsten Schnittpunkte von Technologie und Essen, mit denen man gegen unsaubere Kochmethoden ankämpfen kann. Alternative Energie helfen den Leuten, umweltbewusster zu werden, Strom und Gas zu sparen und bieten bedürftigen Gemeinschaften eine so dringend gebrauchte Ressource.

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Um mehr über diese Technologien zu erfahren und besser zu verstehen, wie sie unser Kochen verändern können, haben wir mit José Andrés gesprochen, einem der Köche, die sich für die Verwendung alternativer Energien in Küchen einsetzen.

MUNCHIES: Hallo, José. Wann hast du von alternativen Energiequellen zum Kochen erfahren? José Andrés: Ich verwende seit 2005 oder 2006 Solarkocher, aber erst als 2010 ein heftiger Schneesturm durch Washington D.C. fegte und es einen Stromausfall gab, wurde mir das Leistungsvermögen dieser umweltfreundlichen Herde bewusst. Es war unglaublich. Ich konnte für meine Familie und für meine ganze Nachbarschaft nur mit der Kraft der Sonne kochen. Kurz darauf war das Erdbeben auf Haiti und ich wollte unbedingt vor Ort helfen. Ich flog also hin und nahm 24 Solarkocher mit. Wir reisten an verschiedene Orte, von denen wir glaubten, dass sie sie brauchen können. Wir zeigten den Leuten, wie sie ohne Strom und Gas mit dieser sauberen Technologie Mahlzeiten zubereiten können. Und es funktionierte.

Im Laufe der Jahre engagierte ich mich immer mehr für die Sache und so gründete ich World Central Kitchen und wurde der kulinarische Botschafter der Global Alliance of Clean Cookstoves. Seitdem widme ich mich voll und ganz der Verwendung dieser Ressourcen, um das Leben vieler Leute zu verändern. Bis 2020 wollen wir 100 Millionen Haushalte erreichen.

Herde, die mit sauberer Energie betrieben werden, sorgen nicht nur dafür, dass die Leute etwas zu essen haben. Wenn die Leute in Haiti statt zu Holz zu sauberen Technologien greifen, retten sie damit die Wälder und somit die Landwirtschaft und Fischerei.

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Photo courtesy of World Central Kitchen.

Foto mit freundlicher Genehmigung von World Central Kitchen.

Welche erneuerbaren, alternativen Kochquellen begeistern dich momentan am meisten? Es gibt so viele, es ist schwierig, sich für eine zu entscheiden. Im Juni werden mein Team und ich das zweite Sunny Day-Café bei der allerersten BITE-Konferenz im Silicon Valley in Kalifornien eröffnen. Dort treffen sich einige der wichtigsten Leute der kulinarischen und der technologischen Welt, um zu diskutieren, wie man zusammenarbeiten kann, um die Bevölkerung besser zu ernähren. Das erste Sunny Day-Restaurant hatten wir beim Life is Beautiful Festival in Las Vegas. Bei den Sunny Day Pop-up-Restaurants verwenden wir ungefähr eine Handvoll Herde, die mit sauberer, grüner Energie betrieben werden, und kochen damit für hunderte von Leuten. Einer dieser Herde heißt BioLite. Er funktioniert mit einer sehr kleinen Menge Biomasse und reduziert die Rauchemissionen um 95 Prozent. Während die Biomasse verbrannt wird, wird Elektrizität produziert. Das ist unglaublich.

Ein weiterer Herd, den wir in Zukunft verwenden wollen, wird mit Ethanol betrieben. Das ist ein sauberer, flüssiger Biokraftstoff, der aus umweltfreundlichen Ressourcen wie Zuckerrohr und Kartoffeln hergestellt wird. Das Interessante daran ist, dass viele dieser Herde auf die gleiche Weise funktionieren, wie wir es bereits kennen—sie sind einfach nur nachhaltiger.

Die Leute sind daran gewöhnt, mit Feuer zu kochen, weil es die Menschheit schon seit tausenden von Jahren so gemacht hat. Deshalb sind Gemeinschaften, die es eigentlich am nötigsten haben, oft zaghaft, diese neuen Technologien auszuprobieren.

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Hie genau verändern diese Technologien das Leben der Bedürftigen? Die Arbeit, die wir bei World Central Kitchen und mit der Global Alliance leisten, verändert das Leben ganzer Gemeinschaften. Herde, die mit sauberer Energie betrieben werden, sorgen aber nicht nur dafür, dass die Leute etwas zu essen haben, sie verbessern ihre Gesundheit, sind gut für die Umwelt und für die Wirtschaft. Ein Beispiel: Wenn die Leute in Haiti statt zu Holz zu sauberen Technologien greifen, retten sie damit die Wälder und somit die Landwirtschaft und Fischerei. Denn wenn sie zu viel Brennholz verwenden, treiben sie die Abholzung der Wälder voran, dann kommen die Regenfälle und spülen die Erde weg, in der die Bauern Essen pflanzen würden. Das fließt dann in den Ozean und tötet das Meeresleben, was wiederum bedeutet, dass die Fischer Schwierigkeiten haben, sich über Wasser zu halten. Wie man an diesem Beispiel sieht, beeinflusst Essen so viele Bereiche unseres Lebens und deshalb sind diese Technologien so wichtig.

Klar. Welches Hindernis steht im Weg, wenn man diese Technologie noch mehr Leuten nahe bringen möchte? Kochen mit sauberen Energien kann enorm einflussreich sein, aber ist immer noch etwas sehr Neuartiges. Die Leute sind daran gewöhnt, mit Feuer zu kochen, weil es die Menschheit schon seit tausenden von Jahren so gemacht hat. Deshalb sind Gemeinschaften, die es eigentlich am nötigsten haben, oft zaghaft, wenn es darum geht, diese neuen Technologien auszuprobieren. Es ist nicht einfach, die Leute zu überzeugen, ihr bekannten und bewährten Methoden durch etwas zu ersetzen, von dem sie noch nie gehört haben. Deshalb ist es wichtig, dass wir in diesem Gemeinschaften Aufklärungsarbeit leisten. Leute sind in ihren Gewohnheiten festgefahren und wenn wir wollen, dass sie sich anpassen, dann müssen wir ihnen Gründe bieten, mit denen sie sich identifizieren können, Gründe, warum Kochen mit sauberen Energien einen positiven Einfluss auf ihr Leben hat.

Du hast als Koch immer schon durch deine Arbeit Grenzen verschoben. Wie hoffst du, die Denkweise der Leute über das Kochen mit sauberen Energien zu verändern? Genauso wie wir den Leuten einen Grund dafür geben müssen, warum sie etwas bewirken können oder sollen, genauso entscheidend ist es auch, dass wir selbst daran glauben. Deshalb ist Sunny Day so wichtig. Mit Sunny Day werden mein Team und ich als Köche jeden Tag für die Verpflegung mehrerer hundert Leute sorgen, und so können wir beweisen, dass das Kochen mit sauberen Energien unglaublich effektiv ist und sich auf uns alle positiv auswirkt.

Davon ist Technologie ein großer Teil, stimmt's? Absolut, ohne Technologie würde es all diese Lösungen gar nicht geben. Wenn wir bei der BITE-Konferenz so viele fantastische Leute zusammenbringen, führen wir auch unser Wissen zusammen, wir nähren voneinander, wir lernen voneinander und gemeinsam können wir noch einflussreicher werden.

Vielen Dank für das Gespräch, José.