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Popkultur

Zineastische Zeitreisen mit Gosling, Patinkin und Bette Davis

Ich bin zweimal exakt 25 Jahre rückwärts in die Filmgeschichte gereist und habe 'The Place Beyond the Pines', 'The Princess Bride' und 'Whatever Happened to Baby Jane' mitgebracht. Und Freitag ist wieder Klub Kaputt!

Dieses Mal machen wir einen Ausflug a lá Back to the Future und hoffen, dass unsere Zeitreise-geplagten Synapsen das aushalten. Ich habe drei Filme mitgebracht, die sich mir schon länger auf meiner To-Watch-Liste aufgedrängt haben. Die plötzliche Erkenntnis, dass jeweils genau 25 Jahre zwischen den Erscheinungsdaten dieser Schmankerl liegen, ist Grund genug für diese Dekaden-Rezension.

Ich wurde zu Marty McFly und habe mir von Gestern auf Heute einen inkohärenten Filmmarathon reingequält. Tatsächlich bin ich um ein paar echt spannende Streifen reicher. Bald kann ich mich Zebra nennen. Da es bis auf die bedeutungsschwangeren 25 Jahre Altersunterschied keine wirklichen Verbindungen zwischen den Filmen gibt (oder?!), seid gespannt und macht euch gefasst auf die süße Unvorhersehbarkeit dieser jeweils vierteljahrhundertlangen Ellipsen.

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Mit dem Metallica-Shirt ins generative Familientreffen

Fangen wir an mit dem Patchwork-DramaThe Place Beyond the Pines, der bereits 2012 erschienen, aber bei uns erst diese Woche angelaufen ist. Auch hier gibt es ein paar ordentliche Zeitsprünge, aber erzählerische, also nicht annährend so beeindruckend wie aufflammende Reifenspuren auf Asphalt.

Warum Ryan Gosling unsere große Liebe ist, muss nicht weiter thematisiert werden. Aber dass Eva Mendes die schönste Frau von hier bis Mexiko ist, sehr wohl. Sie hat auch das grazilste Kinn der Welt, das mindestens so mächtig wie perfekt ist. Dieser Film hat drei Akte, drei Probleme und drei große Pluspunkte.

The Place Beyond the Pine begleitet die Geschichte von einem Motocross-Käfigfahrer, der Geld für seinen Rummelplatzfick und dem dabei entstandenen Kind benötigt. Extrem geile Cinematographie drischt uns da an den Augen vorbei, während für finanzielle Probleme eine kriminelle Schnelllösung gefunden wird. Bradley Cooper ist mir in diesem Film nicht wurscht, weil er seine Sache richtig gut macht. Das mag vielleicht daran liegen, dass man ihn den ersten Szenen gar nicht erkennt. Moral, Verantwortung und Macht werden plötzlich in einen kippenden Spannungsbogen eingeführt und im dritten Akt freundet sich die nächste Generation von Drogen-Rich-Kids miteinander an, nur um letztlich auch durchzudrehen. Gewalt, Cooper und Look sind top. Die etwas unzusammenhängende Motivation des Films—wobei die Idee saufein ist—, Evas schwaches Spiel und das Ausbleiben von finaler Befriedigung sind meine einzigen Kritikpunkte. Anschauen, und jeder Gosling Fan wird ganz schnell zum Kettenraucher werden.

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"There's a shortage of perfect breasts in the world. It would be a shame if you damaged yours."

Was wenn Colombo dem Kevin aus Wunderbare Jahre ein Buch namens The Princess Bride vorliest und wir auf einmal mitfiebernd mit unter der Decke stecken? Nein, nicht so wie ihr schon wieder denkt, ihr Ferkel. Dieses zuckersüße Film-Backwerk aus dem Jahr 1987 ist mir eigenartigerweise in letzter Zeit immer wieder untergekommen, in Podcasts und Popkultur-Referenzen und ich wunderte mich jedes Mal über meine Unkenntnis. Ich dachte auch, dass ich mein Aha-Erlebnis haben würde, wenn ich mir erst einmal The Princess Bride anschaue, und mich dann auch erinnere, den als Kind auf Sat1 schon gesehen zu haben. Aber ich lag falsch, dieser Brocken an sympathischer Geek-Kultur ging einfach an mir vorbei.

Der Robin-Dude aus Helden in Strumpfhosen versucht als Piraten-Zorro-Stalljunge Westley sein Mädchen (Jenny aus Forrest Gump) zu retten, weil er ihre bevorstehende Heirat nicht ganz OK findet. Sie ist offensichtlich die Princess Bride und heißt „Buttercup". Auch, wenn das alles genau wie das Busen-Zitat in der Überschrift nach einer Mel Brooks'schen Blödelei klingt, sind hier keine Sprüche-klopfenden Plattitüden oder billige Anachronismen vertreten. Das Abenteuer-Märchen ist definitv lustig geschrieben, aber mit solider, spannender Geschichte, herzhaften Dialogen und darf sich sicherlich in den Reigen von klassischen Fantasy-Produktionen wie Legend oder Die unendliche Geschichte hinzugesellen.

Mandy Patinkin, der weise, supercoole Jew-Agent aus Homeland, spielt in The Princess Bride einen versoffen-coolen Spanier, der den sechsfingrigen Mörder seines Vaters sucht. Das passt ganz gut, da der 80er-Synthie-Soundtrack wie bei einer südamerikanischen Telenovela klingt. André The Giant, ein Wrestling-Monument mit über 250 Kilo und 2,24 Meter, mischt auch mit und hilft der wahren Liebe zwischen dem blendend blonden Pärchen beim Überleben. Auch wenn viel Blut vergossen wird, Patinkin „Son of a Bitch" sagt und das vielleicht der Grund ist, warum ich als kleiner Max im deutschsprachigen Raum nichts davon erfahren habe, ist der Film letztlich ein Familienfilm mit hohem Niveau. Eine Torture-Porn-Maschine darf natürlich nicht fehlen! Wer also die Diät voll mit TV-Crime-Dramen und schlechten Sitcoms unterbrechen und einen Abend mit ungefährlichem und liebenswertem Schauspielerraten verbringen möchte, ist mit The Princess Bride auf Gold gestoßen.

Die Karriere ist vorbei, Baby

Ein Klassiker aus 1962—aber einer, den viele (wie so oft bei Filmen, die zu Phrasen geworden sind) nur namentlich kennt. Kaum zu glauben, wie gut Bette Davis in Whatever Happened to Baby Jane die crazy Bitch Jane Hudson spielt. Sie war ein nerviges, stepptanzendes Revue-Sternchen als Kind und quält Jahrzehnte später bloß noch Ihre Krüppel-Schwester Blanche—indem sie ihr beispielsweise die Haustiere zum Abendessen serviert. Joan Crawford ist auch ganz groß und die Gerüchte ihrer Sauferei machen sie nicht wirklich weniger attraktiv. Zusammenfassend kann ich nur sagen, die Psychoschwestern machen mir (noch mehr) Angst vor alten, verbitterten Frauen. Nichts ist creepier als eine 60-Jährige, die in Kinder-Outfit und mit Zöpfen "Letter to Daddy" singt, mit falscher, piepsiger Stimme und dem puren Wahnsinn des Altwerdens in den Augen.