
Der Schwarze Samstag, so nennt Mhilli diesen Tag. Vor 22 Jahren arbeitete der damals 16-jährige Albaner auf dem Weizenfeld seiner Familie, als sich, schreiend und ihn beschimpfend, der Vater und die vier Söhne einer benachbarten Bauernfamilie näherten. Sie wollten das Land von Mhillis Familie. Als die vier auf den Teenager einschlugen, traten und stachen, bis er zu Boden ging, war Mhilli sicher, dass er sterben würde—bis sein Bruder herbeieilte und einen der Söhne zu Tode knüppelte.Mhillis Bruder wurde von einem Gericht wegen Todschlags verurteilt, aber der Vater des Toten war auf eine etwas ältere Form der Gerechtigkeit aus: Er erklärte öffentlich, dass Mhillis Familie mit Blut zahlen müsse.Seither, sagt Mhilli, musste er mehr als ein Dutzend Anschläge auf sein Leben durchstehen. 2003 versuchte man, ihn zu verbrennen. 2006 folgten ihm zwei Männer zu seinem Haus und schlugen ihm mit einer Pistole ins Gesicht, worauf er ins Koma fiel. Als er wieder zu Bewußtsein kam, forderte die Polizei ihn auf, seinen Angreifern zu verzeihen.Heute verlassen weder Mhilli noch seine Frau Valentina oder die drei Kinder ihr kleines, gemietetes Betonsteinhaus. Nebenan ist eine ottomanische Moschee, vor der alte Männer in der Sonne sitzen und Tee trinken.Mhilli wagt es nicht, sich zu ihnen zu gesellen, aus Angst zu sterben. Er bleibt also im Haus, schaut fern, trinkt Kaffee und raucht selbst gedrehte Zigaretten. Die Kinder leben teilweise bei einem Onkel, da es bei ihrem Vater zu gefährlich für sie ist.
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