Screenshot vom YouTube-Kanal BriaANDCrissy
ProudToLove steht auf dem Schild, das Chrissy und Bria in die Kamera halten: Die beiden YouTuberinnen sind verheiratet und stolz darauf. Und ihr Freund Brett aka Amp spricht auf YouTube über neue Kinks, um die Welt ein bisschen weniger verstockt zu machen. Die queeren YouTuberinnen und YouTuber sind drei von acht Klägern, die jetzt gemeinsam vor Gericht gegen Google vorgehen. Ihr Vorwurf: YouTube benachteilige queere Menschen.
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Chrissy: "Zeigen, dass queere Menschen nicht unsichtbar sind"
Chrissy: Das hat schon sehr früh angefangen. 2013 hat YouTube uns angeboten, an einer Videoaktion für queere Menschen teilzunehmen. Wir haben uns geehrt gefühlt und mitgemacht. Das Video mit dem Titel "ProudToLove Each Other" hat eine Menge Aufmerksamkeit bekommen. Bis wir dann drei Jahre später gemerkt haben, dass Google das Video nur noch volljährigen Menschen zeigt. Das Video war vollkommen harmlos. Als 2017 dann die "Adpokalypse" war, hat es uns besonders getroffen. Seitdem ist es sehr schwer für uns, weil sich vor vielen unserer Videos keine Werbung mehr schalten lässt und wir dadurch mit unseren Inhalten deutlich weniger Geld verdienen.Warum habt ihr euch entschlossen, Google zu verklagen?
Wir hatten so viele Jahre, in denen wir eine gute Zeit auf YouTube hatten und in denen wir eine tolle Community aufgebaut haben, die uns viel gegeben hat. Nicht nur uns ist etwas genommen worden. Auch unsere Community hatte das Gefühl, dass sie etwas verliert. Wir haben uns schließlich gesagt: Genug ist genug! Wir haben uns dann mit den anderen zusammengetan, weil wir einfach alleine nicht die Kraft hatten, gegen Google vorzugehen.
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Erstmal sollten wir nicht die ganze Zeit auf unserem Kanal beleidigt werden. Unter unserem letzten Video hatten wir innerhalb weniger Stunden 1.500 Kommentare, die extrem beleidigend waren: 'Schwuchtel', 'Schweine', 'ekelerregend'. Quasi das ganze Wörterbuch. Wenn Google es schafft, uns durch Algorithmen zum Schweigen zu bringen, dann sollten sie es doch auch schaffen, diese Menschen zum Schweigen zu bringen.Glaubt ihr, Google diskriminiert die LGBTQ-Community besonders stark?
Es ist uns sehr bewusst, dass queere Menschen nicht die einzigen sind, die auf YouTube diskriminiert werden. Konservative und Christen beispielsweise werden genauso zum Schweigen gebracht wie wir. Aber darum geht es nicht in unserer Klage. Wir repräsentieren die LGBTQ-Community. Es geht darum zu zeigen, dass es vollkommen normal ist, homosexuell zu sein. Dass queere Menschen nicht unsichtbar sind. Und wir wollen queeren Menschen, die mit ihrer Sexualität kämpfen, zeigen, dass auch sie normal sind und einen Platz in der Gesellschaft haben.
Amp: "Stigmatisierung ist heimtückisch leise"
Amp: Ich halte es für unglaublich zufällig, mit welchen Videos sich Geld verdienen lässt. Selbst der Support von Google kann manchmal Fragen nicht beantworten, warum ein Video von Entmonetarisierung betroffen ist. Das ändert aber nichts daran, dass Google schlechte Regeln und Algorithmen hat, die LGBTQ-Inhalte automatisch markieren. Und wenn ihre eigenen Mitarbeiter nicht verstehen, wie und warum Inhalte gekennzeichnet und falsch eingeordnet werden, ist das ein Problem. Die Regeln sind zu schwammig geschrieben und dadurch total schwer zu befolgen.
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Aufklärung ist wichtig, aber die USA tun kaum etwas dafür. Das trifft besonders marginalisierte Gruppen wie die LGBTQ+-Community. Themen wie Consent, Kondome, Schutz vor Geschlechtskrankheiten, Lust und Sexspielzeug vermeiden die Menschen. Und definitiv meiden sie alles, was kink-orientiert ist. Der Grund, warum ich so viel über die Sicherheit bei solchen Themen spreche: Ich habe Freunde verloren, weil ihnen unsichere Sexualpraktiken aufgezwungen wurden, weil bei ihnen zum Beispiel Knoten beim Bonding falsch waren.Diese Stigmatisierung ist heimtückisch leise. Sie zensiert, beschämt und schadet so sehr denen, die nur versuchen, einvernehmlichen Sex zu haben, der sie glücklich macht. Unsere Videos dienen dazu, den Sex zu entmystifizieren, den die Leute praktizieren wollen, aber vielleicht Angst davor haben, weil er stigmatisiert ist. Warum sollte YouTube bestimmen, welche Aufklärung die Menschen zu sehen bekommen, um sich zu schützen?
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Warum glaubst du, dass es queere Inhalte besonders trifft?
Wir haben das getestet. Wir haben Videos, die eigentlich nicht anstößig waren, LGBTQ-spezifische Tags hinzugefügt, zum Beispiel transgender oder trans. Sie wurden entmonetarisiert. Selbst die CEO von Google hat in einem Fall zugegeben, dass die Firma der queeren Community mit Entscheidungen schade.Ihr kritisiert auch, dass YouTube viele Hasskommentare unter euren Videos stehen lasse. Ist es nicht eure Aufgabe als YouTuber, das zu moderieren?
Es stimmt schon, dass der Kommentarbereich moderiert werden kann und muss. Aber die Geschwindigkeit, mit der queere YouTuber damit umgehen und härter arbeiten müssen, ist erstaunlich. Es geht nicht nur darum, dass wir diskriminierende Kommentare bekommen, sondern auch darum, dass wir von bestimmten Kanälen und ihren Anhängern gezielt attackiert werden. Wir müssen immer härter und härter arbeiten, weil wir gezielt belästigt werden.Folge Tarek auf Twitter und VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.