Es ist mal wieder an der Zeit, sich über ein paar Menschen zu wundern, die mit der Welt nicht fertigwerden.
Heulsuse #1: Das Schläger-Paar im Zug
Der Vorfall: Im Regionalexpress zwischen Ludwigslust und Berlin beschwerte sich am Samstag ein 21-Jähriger über zwei laute Kinder bei deren Vater und dessen Freundin.
Die angemessene Reaktion: Je nachdem, ob man sich in der erzieherischen Tradition des großen Pädagogen Pietro Lombardi sieht oder zuhause ein stalinistisches Regime führt, gäbe es zwei Möglichkeiten: Man könnte den Mann um Verständnis bitten – Kinder seien nun mal Kinder. Oder man leitet die Beschwerde an den Nachwuchs weiter und gebietet Ruhe: "Das geht leiser, ihr macht dem Mann Aua in seinem Kopf!"
Die tatsächliche Reaktion: Der 35-jährige Vater der beiden Kinder stürzte sich auf den 21-Jährigen. Dann drosch er auf ihn ein, während seine 39-jährige Freundin den Mann von hinten festhielt. Irgendwann riss sie ihn zu Boden und ihr Freund trat noch nach. Sie brachen dem Mann mehrere Knochen, bis andere Mitreisende die beiden von ihm trennten. Die Reaktion wäre erwartbar gewesen, wenn sich der 21-Jährige vor zwei Hyänen gestellt und eine Dose Fleischsaft über den Kopf gegossen hätte. So war es aber nicht. Bis zur Wiedererlangung ihres Zen wartet ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung auf den Vater und seine Freundin.
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Heulsuse #2: Der besorgte Bürger
Der Vorfall: Ein elfjähriger Junge aus Hannover warf am Dienstag im österreichischen Obertauern Schneebälle in die Nähe von Autos. Dabei beobachtete ihn ein 54-jähriger Österreicher.
Die angemessene Reaktion: Freude darüber, dass die Jugend mal nicht in den Kommentarspalten von Pornhub abhängt, sondern sich an der frischen Luft ertüchtigt. Turnvater Jahn würde es liken.
Die tatsächliche Reaktion: Der 54-Jährige gab sich selbst das Signal zum Zugriff. Er packte den Jungen am rechten Arm und verletzte ihn dabei. Dann zerrte er ihn zur örtlichen Polizeistation. In seinem heiligen Zorn hatte er offenbar vergessen, die Eltern des Minderjährigen zu verständigen. Als er das Kind bei der Polizei anzeigen wollte, entwickelten sich die Dinge deshalb in eine unerwartete Richtung – zumindest für ihn. Er kassierte eine Anzeige wegen Körperverletzung und Freiheitsberaubung. Ärgerlich, zumal sich später herausstellte, dass der Junge kein einziges Auto getroffen hatte.
Und jetzt dürft ihr abstimmen: Wer soll die Heulsuse der Woche sein?*
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