FYI.

This story is over 5 years old.

Restaurant Confessionals

Meckernde Restaurantgäste sollten selbst mal als Kellner arbeiten

Schön für dich, dass du in Rom Pasta gegessen hast. Das heißt aber noch lange nicht, dass du jetzt irgendetwas über Nudeln weißt. Oder Kellner mit deinen Al-dente-Weisheiten nerven sollst.

Willkommen zu den Restaurant Confessionals, wo wir den Leuten aus der Gastronomie eine Stimme geben, die ansonsten viel zu selten zu Wort kommen. Hier erfährst du, was sich hinter den Kulissen in deinen Lieblingsrestaurants so alles abspielt.

Köchin/Restaurantinhaberin, 35, Los Angeles.

Von wegen Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Ein Beispiel: Der eine Tisch bekommt eine Pasta, die al dente gekocht ist, aber der Gast beschwert sich: „Das ist nicht al dente. Die Nudeln sind ja noch ungekocht. Ich war schon in Italien und habe in den besten Restaurants Roms gegessen. Und dort wurden die Nudeln deutlich länger gekocht als hier."

Anzeige

Worauf ich gewöhnlich mit einem „OK. Tut mir echt leid, dass es Ihnen nicht schmeckt" antworte. Eigentlich juckt es mich aber zu kontern: „Nur weil Sie in Italien waren, heißt das noch lange nicht, dass Sie irgendetwas von Pasta verstehen. Die Wahrheit ist doch, dass Rom mittlerweile furchtbar touristisch geworden ist. Als ich mit meinem Mann in Rom war, fanden wir das Essen dort echt widerlich." Und viele italienische Köche würden mir wohl beipflichten: „Oh mein Gott, Sie haben in Rom gegessen? Das können Sie doch nicht tun! Beschränken Sie sich darauf, Roms Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, aber schnüren Sie sich dafür bloß ein eigenes Lunchpaket. Und das Wichtigste: Machen Sie in der Ewigen Stadt um Pasta einen großen Bogen."

Doch das behalte ich natürlich für mich, weil ich nicht auf Streit aus bin. In vielen Fällen erfülle ich den Gästen ihren Extrawunsch und muss mir dann immer noch den einen oder anderen frechen Kommentar anhören. Wir trauen uns heutzutage gar nicht mehr, unsere Gäste über Gerichte und deren Zubereitung aufzuklären, weil immerzu das Damoklesschwert einer schlechten Kritik über unseren Köpfen schwebt. Auf diese Weise kann ein Gast natürlich nichts Neues mitnehmen, was ziemlich schade ist.

Viele Gäste haben nicht vor Augen, dass ein neues kulinarisches Erlebnis am besten von schon bekannten—und von ihnen geschätzten—Ingredienzen begleitet werden sollte, um so die Geschmacksnerven nicht mit zu viel neuem Input zu überfordern.

Die meisten unserer Kunden sind zwar großartig, aber manche sind einfach nur unmöglich. Ich würde mir wünschen, dass die Leute bessere Manieren hätten. Vor 50 Jahren wären so manche Verhaltensweisen noch undenkbar gewesen. Du hättest dir nie im Leben das Recht herausgenommen, einen Kellner anzuschreien und ihm „Fick dich" an den Kopf zu werfen, nur weil er dir gesagt hat, dass das Gericht nicht an deine Wünsche angepasst werden kann. Was ist mit den Leuten nur los? Aber klar, es gibt eben diese Kunden, die denken, sie besäßen das Recht, Kellner anzuschreien und wie moderne Sklaven zu behandeln.

Ich finde, dass jeder mal für mindestens ein Jahr im Dienstleistungsgewerbe arbeiten sollte. Dann würden sich einige zweimal überlegen, ob sie den Kellner oder Barista noch einmal anschreien.

Glücklicherweise sind 95 Prozent unserer Gäste echt nett, behandeln die Kellner mit Respekt und sparen auch nicht mit Lob, wenn es ihnen geschmeckt hat. Und auch wenn mal etwas auf dem Teller nicht für Begeisterungsstürme bei ihnen sorgt, probieren sie es dennoch und lassen sich auf ein neues Geschmackserlebnis ein. Das kann man leider von den übrigen fünf Prozent nicht behaupten. Es mag zwar ein kleiner Prozentsatz sein, aber sie haben große Macht. Sie haben zum Beispiel die Macht, dir eine Schicht gehörig zu versauen. Sie sind gnadenlos und lassen den Frust über ihr erbärmliches Leben an dir aus.