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Jimmy Edgars liebste New-Age-Momente

Der Mann hinter dem Ultramajic-Label führt uns durch seine transzendentalen Lieblingssongs.

Ob bei seinen Sets in Strip-Clubs in den späten 90ern oder seiner künstlerischen Neuerfindung in Berlin, der Gründung seines Ultramajic Label und seines neusten, berauschenden BBC Radio 1 Essential Mix—bei Jimmy Edgar ging es immer verschwitzt und gefährlich zu: Skelletierter IDM, kosmischer HipHop oder zerhackstückelte Club-Hits—wie in seinem Kollaborationsprojekt mit Machinedrum, JETS—, Jimmy hat das Wissen und die exzentrische Kantigkeit, die ihn zu einem perfekten Kandidaten machen, in seltsame YouTube-Wurmlöcher abzutauchen.

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Für THUMP hat Jimmy Edgar seine transzendentalen und New Age-lastigen Lieblingsplatten ausgewählt.

Art of Noise—„Moments In Love (Rare Extended Mix)" (China/Polydor, 1989)

Das ist einer meiner absoluten Lieblingssongs. Er hat meinen Track „

In Deep

" direkt beeinflusst. Es gibt so viele Versionen dieses Songs, aber diese ist meine ultimative Wahl. Die Melodie ist so simpel, hat einen ganz eigenen Vibe. Was dir dabei in den Sinn kommt, sind spätabendliche Blautöne, Jalousien, prickelnde Martini-Gläser, Neonuhren, halterlosen Strümpfe, die angezogen sind, oder auch nicht.

Sade—„Living Without You" (Unreleased)

Das ist angeblich ein unveröffentlichter Song, aber ich habe ihn vor ein paar Jahren bei

Hot Hitz

in Detroit als White-Label-Pressung gekauft. Ich dachte es sei ein Remix, aber es stellte sich heraus, dass es ein Originalsong war. Natürlich hat Sade eine der unvergleichlichsten Stimmen überhaupt. Ich mag ihren tröstenden, klassischen Vibe wirklich sehr und es ist gut, sie mit einem etwas fröhlicheren Sound zu hören.

Pascal Languirand—„Nova" (Minos, 1980)

Mir gefällt New Wave-, 90er New Age- und Quiet Storm-Musik sehr. Ich habe meine Gründe dafür—es liegt zum Teil an meiner Liebe zu 90er-Jahre-Digitalsynthesizern und es erinnert mich auch an das Schlimmste aus Werbesongs der späten 80er Jahre. Zum Beispiel ist Enya für viele von uns Amerikanern aufgrund dieser verdammten

Pure Moods

-Werbung für immer ruiniert. Die Art, auf die die Musik bei dieser Werbung zusammengeschnitten ist, wird mir nie aus dem Kopf gehen. Ich bin überrascht, dass die 0800er-Nummer sich dadurch nicht in meinen Gedächtnis eingebrannt hat.

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Holger Hiller—„Ohi Ho Bang Bang" (1988)

Ich habe das zwischen 2004 und 2005 auf YouTube gefunden. Das Video hat mich umgehauen und ich war mir sicher, dass es irgendwo eine synchronere Version geben muss. Unglücklicherweise habe ich die nie gefunden, aber die Musik ist immer noch ziemlich cool. Ich stelle mir vor, dass sie all die Klänge mit einem

Fairlight

aufgenommen haben und aus diesen zufälligen Momenten dann einfach einen Song gebastelt haben. Ich bin von Rhythmus-basierter Musik inspiriert, also hat es bei mir einen Nerv getroffen. Ich habe versucht, mehr über ihn und seine Musik herauszufinden, aber ich habe nie wirklich etwas anderes von ihm gefunden, das mich interessiert hat. Die Beleuchtung in diesem Video ist allerdings unvergleichlich. Es ist wie ein kitschiges 90er-Jahre-Fotostudio angelegt; mit sanftem Licht und Schatten und einem braunen, ölbemalten Hintergrund. Wahrscheinlich ist es das gleiche Set-Up, das benutzt wird, um Richter und Politiker abzulichten.

Kraftwelt—„Retroish" (Hypnotic, 1998)

Ich bin als Teenager in einem Plattenladen über diese Platte gestolpert. Ich war ganz aufgeregt, weil ich dachte, ich hätte eine neue oder geheime Kraftwerk-Platte gefunden. Aber erst zu Hause ist mir aufgefallen, dass das gar nicht Kraftwerk war. Ich habe die Platte am gleichen Tag wie Aphex Twins

On

gekauft. Das ganze Album hat einen ganz bestimmten Vibe, wie ein 90er-Jahre-Werbespot für eine Feuchtigkeitscreme. Es ist wirklich billig, aber ein paar der Melodien sind zeitlos. Ihr Name ruiniert es für mich etwas, aber das will ich ihnen nicht nachtragen.

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Robert Rich—„Geometry" (Spalax Music, 1991)

Als ich 19 Jahre alt war, habe ich Robert Rich mit ein paar Freunden in einem Planetarium in Detroit gesehen. Ich war ziemlich verwirrt, als er anfing Flöte zu spielen, und enttäuscht von dem, was er auf seinem riesigen modularen Synthesizer gemacht hat. Ich habe an die großartigen Sounds gedacht, die man darauf hätte erzeugen können. Ich war noch jung und konnte das zu der Zeit nicht wertschätzen, aber seine Aufnahmen sind sehr speziell. Meine Freunde und ich haben ihn ausgelacht, weil er angeboten hat, nach der Show „etwas zu kritzeln", falls jemand Interesse hätte. Wir waren so bekifft, dass wir nicht verstanden haben, dass er Autogramme meinte. Respekt.

Terry Riley—„Persian Surgery Dervishes" (Shanti, 1972)

Ein sehr hypnotisches Stück von Terry Riley. Ich bewundere jeden, der sich auf eine Melodie festlegt und sie bis ans Limit pusht. Wenn dir das gefällt, empfehle ich dir, unbedingt nach Kit Claytons „Painting Between Numbers" zu suchen: ein wirklich schönes Musikstück.

Dopplereffekt—„Myon Neutrino" (International Deejay Gigolo, 2002)

Für mich ist das eins der bewegendsten Musikstücke überhaupt; komplett ohne Beats und leicht jazzig. Dopplereffekt waren für mich schon immer eine Quelle der Inspiration und da waren sie in einer exzellenten musikalischen Periode. Es klingt wie eine ihrer letzten wirklich analogen Arbeiten.

Aphex Twin—„Alberto Balsalm" (Warp, 1995)

Ein absoluter Klassiker. Die Sache an diesem Song ist, dass die Melodien ganz easy alleine stehen könnten, aber die Drumsounds sind einfach zu gut dafür. Sie klingen nach geistiger Verdrehung.

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Logic—„The Final Frontier" (Strictly Rhythm, 1990)

Lasst uns die Liste auf dem Höhepunkt und mit etwas Allgemeinerem beenden. Ich glaube bei diesem Track wurde ein Akkord von Larry Heard/Mr. Fingers gesampelt und damit eine größere, zurückhaltende Version des Originals gemacht. Der Track wird von demselben transzendentalen 90er-New Age-Vibe getragen, den ich oben beschrieben habe. Ich habe das Gefühl, dass die Künstler damals wirklich an Melodien gearbeitet haben; als wenn sie etwas bildhauerisch erschaffen. Ich könnte mir eine ganze Stunde lang diesen einen Akkord anhören. Tatsächlich ist das mein Sound der Wahl, wenn ich Inspiration fürs Studio brauche.

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