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Munchies

Keine Macht der Chili-Sauce auf Festivals!

Nächsten Monat steigt in San Jose das Electronic Sriracha Festival, wo junge Wilde auf MDMA und Schnuller im Mund auf Familienväter mit Chili-Leidenschaft stoßen werden. Feuriges Fest? Nein, Chaos und Krieg!
Photo via Flickr user Ted Eytan

Wenn du ein kleiner Masochist bist, dann wird dich das hier mehr erfreuen als ein Blick auf deine Kontoauszüge. Moveable Feast—eine Catering-Firma aus San Jose—stellt das sogenannte Electronic Sriracha Festival auf die Beine. Bei diesem Festival werden zwei Sachen miteinander kombiniert, die nie im Leben miteinander kombiniert werden sollten: elektronische Tanzmusik und Sriracha. Da könnte man auch gleich verkünden, dass Scarlett Johansson demnächst Kim Dotcom heiraten wird. Es macht einfach null Sinn. Niemand braucht das. Und wer zum Teufel würde da hingehen wollen? Wie kommt man nur auf die Idee, etwas so Schönes mit etwas so Grässlichem zu verbinden?

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Das Katastrophen-Event beginnt am 30. August und wird zwei ganze Blocks mit seinen Essenstrucks und Tanzbühnen in Beschlag nehmen. Mehr als 120 von Sriracha-Sauce vergewaltigte Gerichte stehen dann zur Auswahl, ebenso wie Drinks ab 4,50 Euro. Das Line-up wurde am Montag, den 21. Juli, veröffentlicht. Über die teilnehmenden Essentrucks ist nicht viel bekannt, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass Skrillex's Grillex nicht fehlen wird.

Spätestens nach der ersten Chili-Überdosis wird einem Familienvater in Cargohosen die Sicherung durchgehen, so dass die ersten Fäuste fliegen. Und schon bricht die Hölle los.

Wenn sich das für dich auf dem Papier immer noch gut anhören sollte, bin ich so frei und erkläre dir mal kurz, warum dieses EDM-Trauerspiel der letzte Scheiß werden wird:

Es findet in San Jose statt San Jose ist eine Stadt, deren einzige Funktion darin besteht, kleinere Städte in Kalifornien gut aussehen zu lassen. Leute, die in San Jose leben, tun das nicht, weil es ihnen gefällt. Sie leben in dieser Drecksstadt, weil sie es aus irgendeinem Grund müssen. Entweder müssen sie aus beruflichen Gründen dort sein, oder sie studieren an der San Jose State University, weil sie nicht einmal an ihrem Dritte-Wahl-College angenommen wurden. Und die Begriffe Nachtleben und San Jose in einem Satz bilden ein ohrenbetäubendes Oxymoron. Außer natürlich, du hast Spaß daran, keuchenden Nerds dabei zuzuschauen, wie sie sich in Karaoke-Bars bei „Gangnam Style" einen abbrechen.

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Krieg ist vorprogrammiert Manche Leute werden auf das Festival gehen, weil sie Sriracha lieben. Andere werden da sein, weil sie EDM lieben. Und höchstens zwei Teilnehmer werden kommen, weil sie beides lieben. Das öffnet Konflikt und Chaos natürlich Tür und Tor. Sriracha-Jünger werden in Ruhe essen wollen, während Männer und Frauen mit Schnuller und verrückten Hüten das Tanzbein ekstatisch schwingen. Spätestens nach der ersten Chili-Überdosis wird einem Familienvater in Cargohosen die Sicherung durchgehen, so dass die ersten Fäuste fliegen. Und schon bricht die Hölle los. Eine wüste Massenschlägerei ist die logische Konsequenz, pittoresk von dumpfen Elektrobeats untermalt.

Elektronische Tanzmusik kannst du dir ohne Ecstasy und Alkohol einfach nicht geben. Du musst diese Musik ja irgendwie „genießen" können.

Mindestens ein Idiot wird abkratzen Bei jedem Festival solltest du davon ausgehen, dass irgendjemand sterben wird. Aber nicht etwa, weil er sich in eine Elektro-Ekstase tanzt und daraufhin einen Herzinfarkt kriegt. Nein, viel eher aus dem einfachen Grund, dass er etwas verdammt Dämliches und Gefährliches anstellt, weil er voll auf Droge ist. Sriracha wird das Ganze (buchstäblich) noch verschärfen. Wie viele junge Leute werden wohl auf die glorreiche Idee kommen, Wetten darüber abzuschließen, welcher Idiot zuerst eine ganze Sriracha-Flasche wegexen kann?

Und noch etwas: Drogen und Sriracha sind keine gute Mischung. Leute, die eh schon auf MDMA sind, werden durch die Chili-Dröhnung nur noch schneller zu dehydrierten und desorientierten Zappel-Zombies. Dabei wollen die Organisatoren dieser Veranstaltung uns—und sich selbst—weismachen, dass die Teilnehmer aufgrund von Sriracha die Finger von Drogen lassen werden. In dieser Argumentation lauern aber zwei Fehler: Erstens ist Sriracha selbst schon (fast) eine Droge. Außerdem wird das mit dem Drogenverzicht nie im Leben eintreten. Elektronische Tanzmusik kannst du dir ohne Ecstasy und Alkohol einfach nicht geben. Du musst diese Musik ja irgendwie „genießen" können.

PLURS Das Credo der elektronischen Tanzmusik lautet PLUR und steht für Peace, Love, Unity, Respect. Spätestens mit Beginn des Electronic Sriracha Festival muss aus PLUR nun PLURS werden, um dem omnipräsenten Charakter von Sriracha gerecht zu werden. Sind das jetzt gute oder schlechte Nachrichten? Ehrlich gesagt interessiert es mich nicht die Chilibohne! PLUR war noch nie ein tolles Motto und PLURS macht die Sache auch nicht besser (oder schlechter).

Das wird ein teurer „Spaß" Zuallererst musst du schon mal ein Ticket für das Festival kaufen. Der genaue Preis steht noch nicht fest, aber jeder Euro, den du dafür ausgibst, ist ein Euro zu viel. Doch damit nicht genug. Du brauchst vor Ort ja auch noch was zu essen und—noch viel dringlicher!—zu trinken. Und je mehr Sriracha-Speisen du probieren willst, desto feuriger wird deine Gesamtrechnung. Also stell dich lieber darauf ein, dass du auf diesem Elektro-Festival jeden Tag über 70 Euro ausgeben wirst—Gott sei's geklagt, in der Geschichte der Menschheit wurde wohl noch kein traurigerer Satz verfasst.