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Cop Watch

Bei der Polizei NRW fliegen 23.000 unbezahlte Rechnungen herum

Jetzt will nicht mal mehr ein Baumarkt den Polizisten einen Eimer Farbe auf Rechnung verkaufen.
Foto: imago | Steffen Schellhorn (bearbeitet)

Polizisten gelten nicht unbedingt als die nahbarsten Bürger dieses Landes, doch die nordrhein-westfälische Polizei beweist, dass zumindest in einem Struggle viele Menschen gleich sind: Bei den Dienststellen häufen sich aktuell die unbezahlten Rechnungen wie auf einer Pinnwand in der verstaubten Ecke einer WG-Küche am Ende des Monats. Allerdings stapeln sich bei den nordrhein-westfälischen Dienstellen mehr als nur ein paar Zahlungsaufforderungen für Klempner und Hausverwaltung: Rund 25.000 Rechnungen hat die NRW-Polizei seit Anfang des Jahres zu spät oder gar nicht bezahlt. Das schafft selbst die verpeilteste WG nicht.

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Eigentlich sollte sich das Landesamt für zentrale polizeiliche Dienste, LZPD, als Oberbehörde für die NRW-Polizei darum kümmern, dass das Geld rechtzeitig auf den Konten der jeweiligen Geschäftspartner landet. Dafür hatte das Landesamt im Januar extra einen externen Dienstleister engagiert, der das Amt bei dieser lästigen Arbeit unterstützen sollte. Mit dem neuen zentralisierten Rechnungswesen würde alles einfacher werden, hieß es damals – aus internen Beschwerdemails geht allerdings hervor: Die Organisation war ein epischer Fail.

Der Rheinischen Post liegen diese internen Mails vor. Zwei Blutprobenärzte hätten ihre Zusammenarbeit mit der Polizei beendet, weil sie keinen Bock mehr hatten, dieser ewig wegen der unbezahlten Rechnungen hinterherzurennen. Auch die Beamten selbst sollen seit Monaten auf die Rückzahlungen für Benzin- und Reisekosten warten. Eine Polizeibehörde schreibt sogar, sie habe ihre Renovierungsarbeiten stoppen müssen: Der lokale Baumarkt wollte ihr nicht einmal mehr einen Eimer Farbe auf Rechnung verkaufen. "Weil da noch Einiges offen ist…", sei in der Mail zu lesen.

Der Direktor des LZPD, Rainer Pannenbäcker, sagte der Rheinischen Post, man habe die Zusammenarbeit mit dem Dienstleister nun beendet: "Die Flut unbearbeiteter Rechnungen haben wir gestoppt", so Pannenbäcker – wohl auch deswegen, weil sich die Mahnungsgebühren zu einer beachtlichen Summe angehäuft haben. Die Behörde arbeite daran, die Zahlungsverzögerungen abzuarbeiten, mittlerweile seien nur noch 23.000 der anfangs 25.000 Rechnungen zu bezahlen.

In einem internen Schreiben der Behörde heißt es, um den Rechnungsberg abzuarbeiten, sei ein neuer Einsatzabschnitt "Mahnungswesen" eingerichtet worden. Auch dieses Schreiben liegt der Rheinischen Post offenbar vor. Wolfgang Weber, der beim LZPD für das Projekt verantwortlich ist, scheint die Sache sichtlich unangenehm zu sein: "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die offenen Forderungen schnellstmöglich zu begleichen", sagte er der Zeitung. Die Kollegen seien nun im Schichtdienst nachts und an den Wochenenden damit beschäftigt, die offenen Rechnungen zu bezahlen.

Wie lange es dauern wird, bis alle Zahlungsforderungen beglichen wurden, ist derzeit nicht absehbar. Das Landesamt für zentrale polizeiliche Dienste soll aber auch in Zukunft für die Buchhaltung der gesamten NRW-Polizei regeln. Falls die Behörde dabei wieder Hilfe von außen hinzuziehen möchte: Es gebe da sicher einige Studenten-WGs, die mit höchst elaborierten Bezahlsystemen aushilfen könnten.

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