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Weltraum

Astronauten essen das erste im Weltraum angebaute Gemüse

Heute werden Astronauten der Internationalen Raumstation das erste Gemüse, das je im Weltall angebaut wurde, verkosten: Roter Römersalat. So sieht die Zukunft aus.
Phoebe Hurst
London, GB
Photo courtesy NASA.

Den Apollo-Filmen und den Erinnerungen an den letzten Besuch im Technischen Museum zu urteilen nach, gibt es viele Dinge am Planeten Erde, die man vermisst, wenn man in einer luftleeren Kapsel um das Sonnensystem kreist. Der Kontakt zu den Liebsten, das Gefühl einer kühlen Abendbrise auf der Haut, Sonnenuntergänge am Horizont …

Frisches Blattgemüse steht meistens nicht ganz oben auf der Liste. Nicht einmal der eingefleischteste Goop-Fan würde seine Sehnsucht nach Grünkohl im Weltall zugeben.

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Das —und die Tatsache, dass jedes menschliche Wesen, das sich drei Monate von Essen aus einer Tube ernährt hat, wahrscheinlich sehr gerne eine Schüssel fettige Zwiebelringe hätte—hat die NASA aber bisher noch nicht bemerkt. Die Weltraumbehörde hat heute verkündet, dass Astronauten an Bord der Internationalen Raumstation (ISS) das allererste Gemüse, das je im Weltraum angebaut wurde, probieren werden: Roter Romanasalat.

Vergangenen Monat wurden im Rahmen von Veg-01, dem Pflanzenanbau-Experiment der NASA, Salatsamen aktiviert und an Bord der ISS auf zwei „Polstern" unter einer LED-Bank gezüchtet. Rote und blaue Lichter stimulierten das Wachstum der Pflanze, während ein grünes Licht dazu verwendet wurde, um der Pflanze ihre bekannte dunkelrote Farbe zu verleihen.

Die erste Salaternte wurde im Mai produziert, aber zurück zur Erde geschickt, wo Wissenschaftler Tests durchführten, um sicherzustellen, dass das Gemüse für den Verzehr geeignet ist. Die Hälfte des Salates von heute wird eingefroren und ebenfalls zur weiteren Analyse zur Erde gesandt, aber den Rest wird die Crew der ISS essen, nachdem sie den Salat mit einem Mittel auf Zitronensäurebasis gesäubert hat. Vinaigrette ist wahrscheinlich nicht ganz so effektiv gegen irgendwelches Weltraumungeziefer oder so …

Mit dem Veg-01-Experiment wird der Pflanzenanbau im Weltraum erforscht und Wissenschaftler hoffen, dass sich Crews im All auf längeren Reisen wie beispielsweise zum Mars bald selbst erhalten können.

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„Die Crew bekommt frisches Obst und Gemüse wie Karotten oder Äpfel, wenn eine Lieferung bei der Raumstation ankommt. Aber die Menge ist beschränkt und muss schnell verzehrt werden", erklärte der NASA-Wissenschaftler Dr. Gioia Massa.

Neben den praktischen Vorteilen, die an Bord der ISS angebautes Obst und Gemüse hat, kann sich das Pflegen der Pflanzen auch positiv auf das Wohlbefinden der Astronauten auswirken.

Massa fügte hinzu: „Je weiter und länger Menschen von der Erde entfernt sind, desto größer ist die Notwendigkeit, Pflanzen als Nahrung, um die Atmosphäre umzuwälzen und für die psychologischen Vorteile anzubauen. Ich bin der Meinung, dass Pflanzensysteme in Zukunft wichtige Komponenten jedes langen Erforschungsszenarios sein werden."

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Die intergalaktische Gastronomie hatte ein gutes Jahr. Im Mai braute die italienische Astronautin Samantha Cristoforetti den ersten Espresso im Weltall und vergangenen Monat verkündete eine japanische Brauerei/Destillerie, dass sie im Rahmen einer Studie über die Auswirkungen schwereloser Bedingungen auf die Reifung sechs ihrer Whiskys an die ISS schicken würde. Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, bis die Internationale Raumstation ihre eigene florierende Street Food-Szene hat.

Momentan wird noch auf die Berichte der Astronauten gewartet, wie der Salat wirklich schmeckte. Hoffentlich besser als das kreidige „Astronauteneis", mit dem sie sich bisher begnügen mussten.