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Der nordkoreanische Botschafter – ein Wilderer?

Die Affäre um die Fischwilderei des nordkoreanischen Botschafters lässt uns nicht los. Da wir Freud und Leid mit unseren Freunden in Asien teilen, mussten wir der Sache nachgehen.

Die Affäre um die Fischwilderei des nordkoreanischen Botschafters lässt uns nicht los. Als einer, der Freud und Leid mit unseren demokratischen Freunden in Asien teilte, musste ich der Sache nachgehen und die infamen Lügen der Boulevardpresse aus der Welt schaffen. Ginge es nach Berlins größter Zeitung, würden wir kurz vor einem Krieg mit Nordkorea stehen. Der Grund: ein hinterhältiger Angriff auf unsere wichtigsten, lebensnotwendigen Ressourcen–die Zander in der Havel–durch den nordkoreanischen Botschafter in Berlin Si Hong Ri. Seine Exzellenz packte angeblich nur wenige Wochen nach dem Tode des geliebten Führers Kim Jong-il die Lust zu Morden und befriedigte sie beim Angeln. Nicht mal die Polizei konnte seine Blutgier aufhalten. War dieses Attentat nur ein Vorgeschmack? Werden sie bald alle Bestände in einem großflächigen Bombardement dem Erdboden gleich machen? Die haben schließlich die BOMBE–das darf man nicht unterschätzen. VICE ging der Intrige nach und befragte die Wasserschutzpolizei, die Koreanische Botschaft und (ganz wichtig): den Deutschen Anglerverband. In der Pressestelle der Wasserschutzpolizei kennt man diesen Vorfall vom 15. Januar, will aber nichts über die Person sagen, die unter der Freybrücke an der Havel fischte. Es gibt keinen offiziellen Pressebericht darüber, dass der Botschafter seine diplomatische Immunität ausnutzte, um der Fischwilderei zu frönen. Will die Polizei seine Exzellenz Si Hong Ri schützen? Fürchtet sie einen Eklat, der die Beziehungen zu beiden Ländern stört? Oder bauscht die BZ die ganze Sache auf, weil es sonst nichts zu berichten gibt aus der Welt? Auch der Landesverband der deutschen Angler zweifelt an der Richtigkeit des Berichts. Es sei höchst unwahrscheinlich, dass der Botschafter gerade dort illegal nach einem Mittagshappen angelte, so ein Mitarbeiter des Landesverbands. Erstens brauche er gar keinen Fischereischein (nicht weil er Immunität besitzt und sich alles zwischen Pinkeln an Bushaltestellen bis Drogendealen im Görlitzer Park erlauben darf), sondern weil er Ausländer ist. Die dürften das in Deutschland. Außerdem seien fast alle Ländervertretungen und deren Mitglieder in Berlin sowieso im Verband registriert und dürften so viel fischen, wie sie wollten. Die Angelstelle, die sich Seine Exzellenz angeblich aussuchte, sei außerdem gar kein Geheimtipp. Viel geileren Zander soll es in der Spree am Ufer des Plänterwalds geben. Wir konfrontierten die Vertretung Nordkoreas mit dem Skandal. Die Anschuldigung des Schwarzangelns stieß auf lautes Gelächter beim Sekretär des Botschafters … VICE: Guten Tag, mein Name ist Stefan Ullrich vom VICE Magazine Deutschland.
Von Deichmann? Nein, VICE Magazine. Wir haben in der Zeitung heute gelesen, dass der Botschafter der Demokratischen Volksrepublik geangelt haben soll.
Hahahhaa, ach so! Stimmt das?
Ich weiß nicht, ich habe das noch nicht gelesen. Ist er denn ein Angler? Angelt er gerne?
Ich, ich angle gerne. Und der Botschafter selbst, Seine Exzellenz?
Ich weiß nicht. Nein! Hahaha … Was interessiert Sie das? Sie interessieren sich dafür? Was wollen Sie wissen? Wir würden gerne wissen, was er denn geangelt hat, also welche Fische?
Hahahahaa. Ich habe keine Ahnung davon. Tut mir leid. Aber sie wissen, ob er manchmal angeln geht.
Nee, nee, nee. Sie gehen gerne angeln?
Nein, ich gehe nicht. Ich habe keine Lizenz. Und der Botschafter, hat der Botschafter eine Lizenz?
Ich weiß nicht, ob er geht oder nicht. Vielleicht. Das ist keine wichtige Sache, oder? Können Sie mir sagen, ob man in Nordkorea gerne Angeln geht. Ist das ein Sport, den man dort gerne ausübt?
Warum wollen Sie die persönlichen Daten über Diplomaten wissen? Ich kann diese persönlichen Daten nicht so offen sagen. Wenn Sie etwas wissen wollen, dann können Sie das Auswärtige Amt kontaktieren. Nun wisst ihr also, wie ihr euch an fließenden Gewässern zu verhalten habt, auch wenn ihr nicht der Botschafter Nordkoreas seid.