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Politik

Diese Widmung in einer Nazi-Biografie kostet einen Bürgermeister wohl sein Amt

Der Bürgermeister des hessischen Steinau hat die Biografie von Hitlers Sekretär seinem Mitarbeiter geschenkt – und eine Widmung verfasst, mit der er seine politische Karriere ruiniert hat.
Foto: Facebook

Es gibt Bücher, die sich für ein Geschenk an einen Arbeitskollegen besser eignen als eine Nazi-Biografie. Malte Jörg Uffeln, der Bürgermeister von Steinau, entschied sich dennoch für Der Sekretär, ein Buch über die Lebensgeschichte von Martin Bormann, Leiter der NSDAP-Kanzlei und Hitlers Vertrauter. Der parteilose Bürgermeister scheute keine Mühen und verfasste eine persönliche Widmung. Darin spricht der 53-Jährige dem Chef des Hauptamtes der Stadt seinen ganz besonderen Dank aus und stilisiert sich selbst zum Führer. Im Mai tauchte ein Foto der Widmung bei Facebook auf:

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"Mein Sekretär! Ihnen, meinem treuen Paladin, in dankbarer Verbundenheit", schrieb der Bürgermeister ins Buch. Unterzeichnet hatte er die Zeilen mit "mF." – das Kürzel "mF" wurde in NS-Kreisen für "mein Führer" gebraucht. Und auch Hitler hat seinen Sekretär Bormann damals gerne als seinen "Paladin" bezeichnet. Unter der Widmung steht Hitlers Geburtstagsdatum: 20. April 2015. Ob das Buchgeschenk tatsächlich am 20. April unterzeichnet wurde, oder ob das Datum Teil der mutmaßlichen Hitler-Inszenierung Uffelns ist, ist dabei nicht bekannt.


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Als die Facebook-Seite "Kein Blatt vor den Mund – Steinau Talk" am 16. Mai den Post von Holger Petersen – einem laut Frankfurter Rundschau anonymen Privat-Account – teilte, beschloss das Parlament der 10.000-Einwohner-Stadt, die Kommunalaufsicht einzuschalten.

"Wir wünschen uns, dass Bürgermeister Uffeln erkennt, dass er einen nicht entschuldbaren Fehler begangen hat, seine Konsequenzen zieht und zurücktritt", forderte die SPD-Fraktionschefin im Mai. Uffeln selbst sah den Fehler zwar ein, wies eine rechte Gesinnung aber entschieden von sich: Er habe das Buch privat verschenkt, die Widmung sei entstanden, weil er und sein Mitarbeiter sich als "die Neuen" vielen Anfeindungen zur Wehr setzen mussten, sagte er im Interview mit den Osthessen News.

Seinen Nazi-Jargon erklärte der Bürgermeister vor der Stadtverordnetenversammlung auf, sagen wir, kreative Weise: "mF" stehe für "mein Freund", und "Paladin" spiele auf das "ritterschaftliche Verhältnis" zwischen Uffeln und seinem Mitarbeiter an, so der Bürgermeister. Er sieht sich als Opfer einer politischen Kampagne: "Ich gefall denen halt nicht, ich hab ein dickes Maul." Man wolle ein Abwahlverfahren gegen ihn rechtfertigen.

Dieses nimmt nun tatsächlich konkrete Formen an. Am Dienstagabend stimmten 21 der 31 Stadtverordneten in der Versammlung für ein Abwahlverfahren. Ein Bürgerentscheid am 24. September soll nun endgültig entscheiden, ob es zur Abwahl von Malte Jörg Uffeln kommt.

Für eine erneute Stellungnahme war der Bürgermeister für VICE nicht zu erreichen. Der Bürgermeister und sein Vertrauter sind mittlerweile zerstritten.

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