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Playing it Straight

Ein Monat des Verzichts auf alles Schwule.

Das Schlafzimmer wird zur Testosteronhöhle. Mithilfe des 50-Cent-Posters gewöhnt sich Jamie an männliche Nacktheit in einem nichtsexuellen Kontext.

Jamies schwuler iPod (oben) und Hetero-iPod (unten)

Dank Religionen und der Tatsache, dass bestimmte Leute Arschficken „total eklig“ finden, kann Schwulsein einem manchmal echt auf den Sack gehen. Deshalb gibt es ein paar Leute, die „diesen Lifestyle gerne aufgeben“ wollen. Aber geht das? Wurden wir „so geboren“ oder haben wir die Wahl? Das wollte ich herausfinden. Ursprünglich hatte ich vor, eines dieser christlichen Zentren zu besuchen, wo man eine Woche lang im Wald abhängt und lernt, Vaginas toll zu finden. Aber dafür muss man total pedantische Vertraulichkeitsvereinbarungen unterschreiben, weshalb ich mich nicht öffentlich in einer Zeitschrift darüber lustig machen dürfte. Nachdem ich (eine Fünf auf der Kinsey-Skala, also nur ein bisschen weniger schwul als Elton John) etwas im Internet recherchiert hatte, entschied ich mich stattdessen für eine einmonatige Selbstbehandlung. Hier sind ein paar beliebte Bekehrungstechniken, die ich ausprobiert habe.

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MEINE MÄNNLICHKEIT ZURÜCKGEWINNEN Laut Leanne Paynes 1985 erschienenem Klassiker Krise der Männlichkeit werden Männer hauptsächlich deshalb schwul, weil sie den Bezug zu ihrer Männlichkeit verloren haben. Der Verlust führt zu einer Leere in ihrer Seele, die sie mit den Schwänzen anderer Männer zu füllen versuchen. Um die Situation ins Reine zu bringen, begann ich, mein Leben gründlich auf Hetero zu stylen: Ich bezeichnete mein Schlafzimmer nur noch als „Testosteronhöhle“, schmiss meine Klamotten auf den Boden, anstatt sie in den Schrank zu hängen, tauschte meine Wii gegen eine Xbox aus, heftete ein Poster von 50 Cent an meine Wand, schwor der Haarspülung ab und ersetzte meinen zurückhaltenden iPod-Mix aus fragilen Indie-Songs und Mädchenmusik mit weißem Rap und Soft-Rock. Ich hörte außerdem auf, mir aus ironischen Gründen Lindsay-Lohan-Streifen anzusehen und studierte stattdessen gewissenhaft Matt-Damon-Filme, wusch meine Handtücher und Bettwäsche nicht mehr, lagerte leere Schnapsflaschen in meinem Bücherregal, las Tracy Morgans Autobiografie, aß nur noch Mahlzeiten, die sich in weniger als 20 Minuten in der Mikrowelle zubereiten ließen, trank Proteindrinks und Bier und spielte „mit den Jungs“ Fußball. WIRKSAMKEIT: 4 von 10. Die Fixierung auf jeden noch so kleinen Aspekt meiner Persönlichkeit resultierte in einer Depression, die eine willkommene Ablenkung von meinen hartnäckig homosexuellen Gedanken bot (mehr dazu später).

Jamie schaut einen Schwulenporno (links) und einen Heteroporno (rechts).

AVERSIONSTHERAPIE Obwohl ich ein echtes Weichei bin, was Stromstöße betrifft, hatte ich ursprünglich vor, mich auf eigene Faust einer Elektroschock-Therapie zu unterziehen. Ich machte mir schon beim Gedanken daran fast in die Hose, aber mithilfe einer Anleitung, die ich (natürlich) im Internet gefunden hatte, bastelte ich aus einer Wegwerfkamera einen Taser und verpasste mir Stromschläge, während ich einen Schwulenporno sah. Macht das bloß NIE. Es tat unglaublich weh—als würde man mich gleichzeitig ins Gesicht schlagen und mit dem Auto anfahren, während ich trocken kotzte und Zigaretten auf den Zähnen ausgedrückt bekäme. Aversionstherapie soll zwar schmerzhaft sein, aber ich dachte ernsthaft, dass ich sterben muss. Ich beschloss kurzerhand eine kleine Planänderung und stufte meine Bestrafung auf Selbstgeißelung herab. Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass Mönche auf diese Weise ihre sexuellen Bedürfnisse in Schach halten. Mit gezücktem Gürtel bereitete ich eine Diashow mit einer Mischung aus Hetero- und Homopornobildern vor. Für jedes schwule Bild, das ich ansah, schlug ich mich mit dem Gürtel. Für jedes Heterobild aß ich eine Süßigkeit. Das Ganze machte ich einen Monat lang je eine Viertelstunde morgens und abends. WIRKSAMKEIT: 1 von 10. Obwohl mein linker Arm langsam aussah, als hätte ich Rosazea, gewöhnte ich mich nach ein paar Tagen an den Schmerz beim Auspeitschen und fing an, meine abendlichen Porno-mit-Süßigkeiten-Sitzungen zu genießen.