Mehrere Cosplayer zeigen auf der Gamescom ihre Outfits
Fotos: Till Milius und Anton Roentz
Popkultur

Cosplayer erzählen, wie viel Zeit und Geld sie in ihre Outfits gesteckt haben

"Die Zähne sind nach meinem Wunsch angefertigt worden, richtig wie in Hollywood!" – ein Ork.

Schon klar, wir sind nicht die ersten, die Menschen fragen, was ihr Outfit wert ist. Aber wir wollen auch gar nicht wissen, wie sehr ihr euch für eure Balenciaga-Latschen und Rolex-Fakes verschuldet habt. Wir wollen wissen, was eure Orkmasken, Schaumstoffsäbel und Killerroboter-Rüstungen gekostet haben. 

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Also haben wir die Fotografen Till Milius und Anton Roentz zur Gamescom nach Köln geschickt. Auf der weltgrößten Messe für Computer- und Videospiele haben sich die beiden nach Cosplayern umgeschaut und sie gefragt, wie sehr sie für ihre Outfits hustlen mussten.  

Gianna, 30 – Lich Queen aus 'World of Warcraft'

Eine Frau trägt eine silberne Rüstung des Lich Kings aus Warcraft

VICE: Warum bist du heute mit genau diesem Outfit hier?
Gianna:
Ich habe früher mit meiner besten Freundin sehr intensiv und viel World of Warcraft gespielt – besonders das Add-on Wrath of the Lich King. Deswegen verkörpere ich heute den Lich King, beziehungsweise die Lich Queen. 

Wie viel Zeit und Geld hat dich das gekostet? 
Ich habe mein Outfit einer Freundin abgekauft, das hat schon mal 300 Euro gekostet. Dann habe ich noch mal knapp 150 Euro reingesteckt. Sie hatte schon mehrere Wochen daran gearbeitet und ich dann auch noch mal etwa zwei Wochen. 

Marvin, 22 – Space Marine aus 'Crimson Fists – Warhammer 40K'

Ein junger Mann trägt eine blaue Rüstung eines Space Marine aus Warhammer 40K

VICE: Wie viel Geld und Zeit steckt in deiner Rüstung? 
Marvin:
Da sind knapp 3.000 Euro reingegangen. Das Outfit wurde von einer Firma gemacht, die dafür sieben Monate gebraucht hat.  

Woher kommt die Motivation, so viel Geld und Zeit in so ein Hobby zu stecken?  
Das Geld habe ich einfach und ich wusste nicht großartig, was ich sonst damit machen könnte. Sparen, klar. Aber zum Sparen werde ich noch genug Chancen haben. Gerade, weil ich die nächsten Monate auf dem Schiff einiges an Geld verdienen werde und in der Zeit auch keines brauche. 

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Was für ein Schiff? Gehst du auf Kreuzfahrt?
Ja, genau. Da arbeite ich. Und ich habe nach wie vor genug übrig, also ist es nicht so, dass ich mich für so was in Schulden stürze. Wenn ich weiß, ich kann es mir leisten und ich habe immer noch genug Geld übrig, wenn mal das Auto kaputt ist oder so, dann mache ich das. 

Bastian, 38, und Oliver, 37 – Skaven aus dem Warhammer-Universum

Zwei Männer tragen ein blaues und ein rotes LARP-Outfit, das an Skaven aus dem Warhammer-Universum angelehnt ist

Bastian und Oliver

VICE: Was habt ihr in eure Outfits investiert?
Bastian:
Das ist alles selbst gebaut. Das Material hat über die Jahre 300 bis 400 Euro gekostet. Die Arbeitszeit ist schwer einzuschätzen, weil man Stunden, Wochen und Monate daran arbeitet. Bis der Grundstock fertig war, hat es ungefähr ein halbes Jahr gedauert.

Oliver: Die Figur entwickelt sich von Jahr zu Jahr. Man findet immer was, das man verbessern kann. Und das kostet dann natürlich wieder Geld.

Kerstin, 25 – 2B Magical Girl aus 'Nier: Automata'
Michelle, 25 – Seraphine aus 'League of Legends' im Prestige Ocean Song Skin 

Eine Frau in einem schwarzen Kleid und silbergrauen Perücke sitzt neben einer Frau in einem türkisfarbenen Kleid

Kerstin und Michelle

VICE: Wie viel Geld und Zeit ist in eure Outfits geflossen?
Kerstin:
Ich habe meins für etwa 80 Euro gekauft. Das einzige Problem war noch rauszufinden, wie man alles am besten tapt, weil es doch recht knapp ist. Das Tapezubehör hat noch mal etwa 20 Euro gekostet. Und ich habe Tutorials geschaut und Leute gefragt. Aber das hat nicht länger als fünf Stunden gedauert.

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Michelle: Bei mir waren es um die 40 Stunden. Alles ist selbst gemacht. Die Kosten lagen im Bereich von 400 Euro, denke ich.  

Was macht dir am Cosplay besonders viel Spaß? 
Michelle:
Ich arbeite als Sozialpädagogin und das kann manchmal sehr anstrengend sein. Durch das Cosplay kann ich aus dem Alltag ausbrechen und neue Leute treffen. Es ist toll, ein Teil dieser Community zu sein. 

Janik, 27 – Ork inspiriert von 'Der Herr der Ringe'

Ein Mann trägt eine braune und mit Blut befleckte Rüstung. In einer Hand hält er ein Schwert in der anderen einen Schädel

VICE: Wie viel Zeit muss man einplanen, wenn man so ein schöner Ork werden möchte? 
Janik: Ich habe das relativ schnell innerhalb von zwei Monaten gemacht. Aber es werden immer noch Sachen ergänzt. Der Säbel ist dieses Jahr dazugekommen. 

Links: Eine blutbefleckte Maske eines Orks mit spitzen Zähnen. Links: Ein Totenschädel mit leuchtenden Augen

Und wie viel Geld hast du reingesteckt?
Ich bin relativ günstig weggekommen. Die Zähne habe ich gewonnen, die kosten sonst 400 Euro. Die sind nach meinem Wunsch angefertigt worden – richtig wie in Hollywood! Die Maske wurde auch für mich angefertigt, für 180 Euro, was immer noch einigermaßen günstig ist. Die ganzen Rüstungsteile: 200 Euro. Die Stoffteile und Fetzen? Sagen wir mal 150 Euro. Also bin ich immer noch bei unter 1.000 Euro. 

Jonas, 23 – Spirit Blossom Thresh aus 'League of Legends'

Ein Mann mit einer violetten Perrücke trägt ein Lilafarbenes Outfit

VICE: Wie viel Zeit und Geld hat dich diese Verwandlung gekostet? 
Jonas:
Nur etwas mehr als einen Monat, um alles zusammenzunähen und die Props zu machen. Aber da ist sehr viel Geld reingeflossen, für den Foam und besonders für den Stoff. Den habe ich bedrucken lassen. Wahrscheinlich schon so 300 Euro. 

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Kim, 31 – Sylvanas Windläufer aus 'World of Warcraft'

Eine Frau mit blauen Augen, schwarz-roten Haaren und einem silberfarbenen Brustpanzer spannt einen Bogen

VICE: Was hast du an Zeit und Geld in dein Outfit gesteckt?
Kim:
Ich war schon immer total beeindruckt vom Cosplay bei der Gamescom und das ist heute mein Debüt. Es hat etwa 400 Euro gekostet. Ich habe mir das teilweise gekauft und nicht alles selbst gemacht. Aber mit Reparaturen und allem habe ich schon etwa zehn bis elf Stunden investiert.

Kristoffer, 27 – Angler aus 'Pokémon'

Links: Ein Mann mit orangener Weste und einer weiß-orangenen Cap hält eine Angel mit einem Plüschfisch. Rechts: Sechs Pokemonkarten auf der Innenseite einer orangefarbenen Weste

VICE: Wie viel Zeit und Geld ist in dein Cosplay geflossen?  
Kristoffer:
Am meisten haben die Karpador-Karten gekostet, die ich für das Cosplay verwendet habe. Die Angel war sehr günstig und ist aus Schrott gemacht. 

Woraus besteht die genau? 
Ich habe sie aus ein paar alten Zeltstangen, einem Dämmrohr, Büroklammern und einer alten Schnur von einem Drachen zusammengesetzt. Alleine an der Planung für die Angel habe ich über mehrere Tage immer wieder gearbeitet. Insgesamt hat das etwa eine Woche gedauert.

Und was kostet das dann? 
Wenn ich die Karpadors mit einrechne … das sind halt sechs Stück, ne?

OK.
Dann liege ich bei Gesamtkosten von etwas über 150 Euro. 

Ein Mann mit orangener Weste und einer weiß-orangenen Cap hält eine Angel mit einem Plüsch-Karpardor

Hast du auch noch andere Charaktere in deinem Cosplay-Portfolio?  
Ja, klar. Ich habe unter anderem schon Mihawk Dulacre aus One Piece gecosplayet – oder auch einen Nazgul von Der Herr der Ringe. Der Angler hat mich schon immer fasziniert. Wer Pokémon spielt, kennt ihn. Der steht einfach mit sechs Karpadors da! Er kostet dich viel Zeit, gibt dir kein Geld und keine Erfahrung. Er nervt einfach nur und taucht in fast jedem Pokémon-Spiel auf. Also habe ich gesagt: Das wäre ein gutes Nischen-Cosplay, das nicht jeder hat. So als Gag.

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Lea, 22 – Katarina aus 'League of Legends'

Eine Frau mit roter PErrücke in einem engen schwarzen Top und einer engen schwarzen Hose hält zwei Säbel. An einem Bein trägt sie eine silberfarbene Rüstung

VICE: Wie viel Zeit und Geld gingen für dieses Outfit drauf? 
Lea:
Ich schätze, um die 400 Euro und zwei Monate. Die ganzen Rüstungsteile haben am längsten gedauert.  

Ist das dein einziges Cosplay?
Nein, ich habe sehr viele. Eher so Richtung Anime und Manga. Ich habe mit My Hero Academia angefangen. Da habe ich Ochako und Deku gecosplayet. Dann rüber zu Demon Slayer und Mitsuri. Und dann habe ich mit Caitlyn von League of Legends angefangen.

Marco, 32 – Dwight Fairfield von 'Dead by Daylight'

Ein Mann mit dunklen Haaren und Brille in einem grauen, blutverschmierten Hemd aus dem ein blutiger Haken ragt, steht vor einem großen Motor

VICE: Wieso hast du dir diesen Charakter rausgesucht? 
Marco:
Ich habe Dead by Daylight wirklich viel gespielt. Ich wollte dann ein Support-Cosplay bauen, um andere Cosplayer zu unterstützen. Dieses Cosplay ist sehr luftig und ich kann anderen unter die Arme greifen. Bei Dead by Daylight hat man Dinge dabei wie einen Sanitätskasten oder einen Werkzeugkoffer. Genau so einen habe ich mitgenommen und der ist von oben bis unten voll mit Reparaturstuff für Cosplays.  

Wie viel Zeit und Geld war dir das Outfit wert?
Ich schätze zehn bis zwölf Stunden für das Outfit. Aber der Generator hinter mir hat um die 400 Stunden gebraucht. Alles ist sehr low Budget.  

Was ist das Schönste am Cosplay?
Ich mache das für all die Leute, die einen sehen, sich wahnsinnig darüber freuen und sagen: "Oh mein Gott, das ist Dwight aus Dead by Daylight! Ich kann 'Hallo' sagen und mich mit ihm unterhalten!" Diese Freude, dieses Glitzern in den Augen der Menschen, das ist einfach das Geilste! 

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Sven, 25 – Surfer Singed aus 'League of Legends'

Ein Mann mit blonden Haaren, weißen Strumpfhosen, roter Boardshort hält ein blau-weißes Surfbrett

VICE: Was glaubst du, wie viel dein Outfit insgesamt wert ist?
Sven:
Das Surfbrett hat 300 Euro gekostet. Mit dem Rest bin ich bei fast 500 Euro. 

OK, alles klar. Und wie viel Zeit hast du da reingesteckt?  
Fast ein komplettes Jahr. Der Tank und das Surfbrett sind selbst gemacht, das Surfbrett habe ich mehrmals neu gebaut. Alles andere ist mehr oder weniger gekauft, weil ich nicht nähen kann. Da bin ich komplett raus.

Warum hast du dich für diesen Charakter entschieden? 
Der Streamer ProxyGinger hat mich damit vor drei Jahren angesteckt. Der hat irgendwann ein Surfer-Singed-Cosplay gemacht und ich habe gesagt, ich mache das besser als der. Und dann habe ich das umgesetzt. Und ich war besser. 

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